liches Kriegsschiff sollten sie auf ein betreffendes Signal gesprengt werden. Ob ihre Wirksamkeit den Erwartungen entsprochen hätte, mag dahin gestellt bleiben, jedenfalls erreichten die Torpedos aber völlig ihren Zweck, denn die Dänen, welche davon gehört, wagten sich mit ihren Schiffen nicht innerhalb Friedrichsorts.
Noch für eine andere unterseeische Vertheidigungs- resp. Angriffswaffe wurde Schleswig-Holstein zu jener Zeit: das Ver- suchsfeld für Taucherboote.
Bei dem 1848 in Holstein eingerückten Bairischen Contin- gent stand der durch seine submarinen Erfindungen später be- kannt gewordene Wilhelm Bauer als Unterofficier. Nach dem Waffenstillstande von Malmö trat er in die Schleswig-Holstei- nische Armee und kam hier zuerst auf die Idee, ein Taucher- schiff zu construiren. Es gelang ihm, seine Pläne einigen ein- flußreichen Leuten vorzulegen, und diese veranlaßten eine Begut- achtung der Principien durch verschiedene Kieler Professoren. Das Gutachten fiel günstig aus und gestützt auf dasselbe wandte sich Bauer nun an die provisorische Regierung der Herzogthümer, welche jedoch erklärte, für dergleichen Projecte keine Mittel zu haben. Als indessen darauf eine öffentliche Subscription eine namhafte Summe ergab, entschloß sich die Regierung, den zum Bau eines solchen submarinen Bootes erforderlichen Restbetrag herzugeben.
Dasselbe wurde nun in Kiel bei Schweffel und Howaldt gebaut. Es war ungefähr 36 Fuß lang, mit einer Schraube zur Fortbewegung versehen und aus Eisen construirt. Nach seiner Form war es unten scharf, oben etwas abgerundet; in- wendig hatte es eine kräftige Pumpe und vorn oben eine wasserdichte Lucke, in der eine sehr starke Glasscheibe eingesetzt war. Diese diente dazu, um sowol Licht in das Boot zu lassen, als auch aus dem Boote nach außen sehen zu können. Unmittelbar neben der Luke befanden sich zwei Guttaperchaärmel, die nach außenbords mündeten, aber kein Wasser in das Boot
Die deutſche Marine 1848—1852
liches Kriegsſchiff ſollten ſie auf ein betreffendes Signal geſprengt werden. Ob ihre Wirkſamkeit den Erwartungen entſprochen hätte, mag dahin geſtellt bleiben, jedenfalls erreichten die Torpedos aber völlig ihren Zweck, denn die Dänen, welche davon gehört, wagten ſich mit ihren Schiffen nicht innerhalb Friedrichsorts.
Noch für eine andere unterſeeiſche Vertheidigungs- reſp. Angriffswaffe wurde Schleswig-Holſtein zu jener Zeit: das Ver- ſuchsfeld für Taucherboote.
Bei dem 1848 in Holſtein eingerückten Bairiſchen Contin- gent ſtand der durch ſeine ſubmarinen Erfindungen ſpäter be- kannt gewordene Wilhelm Bauer als Unterofficier. Nach dem Waffenſtillſtande von Malmö trat er in die Schleswig-Holſtei- niſche Armee und kam hier zuerſt auf die Idee, ein Taucher- ſchiff zu conſtruiren. Es gelang ihm, ſeine Pläne einigen ein- flußreichen Leuten vorzulegen, und dieſe veranlaßten eine Begut- achtung der Principien durch verſchiedene Kieler Profeſſoren. Das Gutachten fiel günſtig aus und geſtützt auf daſſelbe wandte ſich Bauer nun an die proviſoriſche Regierung der Herzogthümer, welche jedoch erklärte, für dergleichen Projecte keine Mittel zu haben. Als indeſſen darauf eine öffentliche Subſcription eine namhafte Summe ergab, entſchloß ſich die Regierung, den zum Bau eines ſolchen ſubmarinen Bootes erforderlichen Reſtbetrag herzugeben.
Daſſelbe wurde nun in Kiel bei Schweffel und Howaldt gebaut. Es war ungefähr 36 Fuß lang, mit einer Schraube zur Fortbewegung verſehen und aus Eiſen conſtruirt. Nach ſeiner Form war es unten ſcharf, oben etwas abgerundet; in- wendig hatte es eine kräftige Pumpe und vorn oben eine waſſerdichte Lucke, in der eine ſehr ſtarke Glasſcheibe eingeſetzt war. Dieſe diente dazu, um ſowol Licht in das Boot zu laſſen, als auch aus dem Boote nach außen ſehen zu können. Unmittelbar neben der Luke befanden ſich zwei Guttaperchaärmel, die nach außenbords mündeten, aber kein Waſſer in das Boot
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Die deutſche Marine 1848—1852
liches Kriegsſchiff ſollten ſie auf ein betreffendes Signal geſprengt
werden. Ob ihre Wirkſamkeit den Erwartungen entſprochen hätte,
mag dahin geſtellt bleiben, jedenfalls erreichten die Torpedos
aber völlig ihren Zweck, denn die Dänen, welche davon gehört,
wagten ſich mit ihren Schiffen nicht innerhalb Friedrichsorts.
Noch für eine andere unterſeeiſche Vertheidigungs- reſp.
Angriffswaffe wurde Schleswig-Holſtein zu jener Zeit: das Ver-
ſuchsfeld für Taucherboote.
Bei dem 1848 in Holſtein eingerückten Bairiſchen Contin-
gent ſtand der durch ſeine ſubmarinen Erfindungen ſpäter be-
kannt gewordene Wilhelm Bauer als Unterofficier. Nach dem
Waffenſtillſtande von Malmö trat er in die Schleswig-Holſtei-
niſche Armee und kam hier zuerſt auf die Idee, ein Taucher-
ſchiff zu conſtruiren. Es gelang ihm, ſeine Pläne einigen ein-
flußreichen Leuten vorzulegen, und dieſe veranlaßten eine Begut-
achtung der Principien durch verſchiedene Kieler Profeſſoren.
Das Gutachten fiel günſtig aus und geſtützt auf daſſelbe wandte
ſich Bauer nun an die proviſoriſche Regierung der Herzogthümer,
welche jedoch erklärte, für dergleichen Projecte keine Mittel zu
haben. Als indeſſen darauf eine öffentliche Subſcription eine
namhafte Summe ergab, entſchloß ſich die Regierung, den zum
Bau eines ſolchen ſubmarinen Bootes erforderlichen Reſtbetrag
herzugeben.
Daſſelbe wurde nun in Kiel bei Schweffel und Howaldt
gebaut. Es war ungefähr 36 Fuß lang, mit einer Schraube
zur Fortbewegung verſehen und aus Eiſen conſtruirt. Nach
ſeiner Form war es unten ſcharf, oben etwas abgerundet; in-
wendig hatte es eine kräftige Pumpe und vorn oben eine
waſſerdichte Lucke, in der eine ſehr ſtarke Glasſcheibe eingeſetzt
war. Dieſe diente dazu, um ſowol Licht in das Boot zu
laſſen, als auch aus dem Boote nach außen ſehen zu können.
Unmittelbar neben der Luke befanden ſich zwei Guttaperchaärmel,
die nach außenbords mündeten, aber kein Waſſer in das Boot
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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/185>, abgerufen am 16.02.2025.
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