weite, sondern kreuzten nach Erreichung ihres Zweckes gegen den herrschenden Ostwind wieder aus der Bucht, um sich draußen mit den beiden wartenden Dampfschiffen zu vereinigen.
Die Bewohner der Stadt geriethen natürlich in große Auf- regung. Es war als gewiß anzunehmen, daß die Dänen am andern Morgen wiederkehren und daß dann ein harter Kampf bevorstehen würde, dessen Ausgang für Eckernförde verhängniß- voll werden konnte und voraussichtlich werden mußte. Die beiden großen Schiffe führten zusammen 132 Geschütze schwersten Ka- libers und es standen ihnen nur zwei kleine Erdwerke von zu- sammen zehn Geschützen gegenüber.
Nach den bisherigen Erfahrungen von Schiffskämpfen gegen Strandbatterien würden diese durch das feindliche Massenfeuer vernichtet und dem Erdboden gleich gemacht werden, und dann war auch Eckernförde verloren. Zwar wurde durch den Herzog Ernst von Coburg-Gotha, der den Oberbefehl über die in und um Eckernförde stehenden deutschen Streitkräfte führte, noch eine nassauische Feldbatterie herangezogen, aber was bedeuteten ihre schwachen Sechspfünder gegen die gewaltigen Feuerschlünde der Schiffscolosse, und ebenso wenig vermochte das zum Schutze der Stadt bestimmte Thüringische Infanteriebatail- lon irgendwie das drohende Unheil abzuwenden.
Nach Zerstörung der Schanzen konnten die Dänen, unter dem Schutze ihrer Kanonen, eine beliebige Anzahl Truppen an jedem ihnen convenirenden Punkte der Bucht landen. Die Besorgniß der Bevölkerung war deshalb nicht unbegründet, wenngleich die braven Truppen das bange Gefühl der Stadt- bewohner keineswegs theilten. Sie brannten im Gegentheil vor Kampfbegier und konnten die Zeit nicht erwarten, um sich trotz ihrer Schwäche mit dem so gewaltig überlegenen Feinde zu messen.
Am andern Morgen mit Tagesanbruch rasselten Trom- melwirbel in den Straßen der Stadt, deren geängstigte Ein-
Werner
weite, ſondern kreuzten nach Erreichung ihres Zweckes gegen den herrſchenden Oſtwind wieder aus der Bucht, um ſich draußen mit den beiden wartenden Dampfſchiffen zu vereinigen.
Die Bewohner der Stadt geriethen natürlich in große Auf- regung. Es war als gewiß anzunehmen, daß die Dänen am andern Morgen wiederkehren und daß dann ein harter Kampf bevorſtehen würde, deſſen Ausgang für Eckernförde verhängniß- voll werden konnte und vorausſichtlich werden mußte. Die beiden großen Schiffe führten zuſammen 132 Geſchütze ſchwerſten Ka- libers und es ſtanden ihnen nur zwei kleine Erdwerke von zu- ſammen zehn Geſchützen gegenüber.
Nach den bisherigen Erfahrungen von Schiffskämpfen gegen Strandbatterien würden dieſe durch das feindliche Maſſenfeuer vernichtet und dem Erdboden gleich gemacht werden, und dann war auch Eckernförde verloren. Zwar wurde durch den Herzog Ernſt von Coburg-Gotha, der den Oberbefehl über die in und um Eckernförde ſtehenden deutſchen Streitkräfte führte, noch eine naſſauiſche Feldbatterie herangezogen, aber was bedeuteten ihre ſchwachen Sechspfünder gegen die gewaltigen Feuerſchlünde der Schiffscoloſſe, und ebenſo wenig vermochte das zum Schutze der Stadt beſtimmte Thüringiſche Infanteriebatail- lon irgendwie das drohende Unheil abzuwenden.
Nach Zerſtörung der Schanzen konnten die Dänen, unter dem Schutze ihrer Kanonen, eine beliebige Anzahl Truppen an jedem ihnen convenirenden Punkte der Bucht landen. Die Beſorgniß der Bevölkerung war deshalb nicht unbegründet, wenngleich die braven Truppen das bange Gefühl der Stadt- bewohner keineswegs theilten. Sie brannten im Gegentheil vor Kampfbegier und konnten die Zeit nicht erwarten, um ſich trotz ihrer Schwäche mit dem ſo gewaltig überlegenen Feinde zu meſſen.
Am andern Morgen mit Tagesanbruch raſſelten Trom- melwirbel in den Straßen der Stadt, deren geängſtigte Ein-
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Werner
weite, ſondern kreuzten nach Erreichung ihres Zweckes gegen den
herrſchenden Oſtwind wieder aus der Bucht, um ſich draußen
mit den beiden wartenden Dampfſchiffen zu vereinigen.
Die Bewohner der Stadt geriethen natürlich in große Auf-
regung. Es war als gewiß anzunehmen, daß die Dänen am
andern Morgen wiederkehren und daß dann ein harter Kampf
bevorſtehen würde, deſſen Ausgang für Eckernförde verhängniß-
voll werden konnte und vorausſichtlich werden mußte. Die beiden
großen Schiffe führten zuſammen 132 Geſchütze ſchwerſten Ka-
libers und es ſtanden ihnen nur zwei kleine Erdwerke von zu-
ſammen zehn Geſchützen gegenüber.
Nach den bisherigen Erfahrungen von Schiffskämpfen
gegen Strandbatterien würden dieſe durch das feindliche
Maſſenfeuer vernichtet und dem Erdboden gleich gemacht werden,
und dann war auch Eckernförde verloren. Zwar wurde durch
den Herzog Ernſt von Coburg-Gotha, der den Oberbefehl
über die in und um Eckernförde ſtehenden deutſchen Streitkräfte
führte, noch eine naſſauiſche Feldbatterie herangezogen, aber was
bedeuteten ihre ſchwachen Sechspfünder gegen die gewaltigen
Feuerſchlünde der Schiffscoloſſe, und ebenſo wenig vermochte das
zum Schutze der Stadt beſtimmte Thüringiſche Infanteriebatail-
lon irgendwie das drohende Unheil abzuwenden.
Nach Zerſtörung der Schanzen konnten die Dänen, unter
dem Schutze ihrer Kanonen, eine beliebige Anzahl Truppen an
jedem ihnen convenirenden Punkte der Bucht landen. Die
Beſorgniß der Bevölkerung war deshalb nicht unbegründet,
wenngleich die braven Truppen das bange Gefühl der Stadt-
bewohner keineswegs theilten. Sie brannten im Gegentheil
vor Kampfbegier und konnten die Zeit nicht erwarten, um
ſich trotz ihrer Schwäche mit dem ſo gewaltig überlegenen Feinde
zu meſſen.
Am andern Morgen mit Tagesanbruch raſſelten Trom-
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Werner, Reinhold von: Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben. Berlin, 1880, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/werner_seeleben_1880/190>, abgerufen am 21.11.2024.
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