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Wernicke, Carl: Der aphasische Symptomencomplex. Breslau, 1874.

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des Grosshirnmarkes besteht aus solchen Associationsbündeln von
zum Theil einfachem, zum Theile complicirterem Verlaufe. Ihr
Verlauf ist von Burdach (1825) nach Faserpräparaten mit pein-
lichster Genauigkeit beschrieben worden.

Andererseits ist auch die Benützung dieser Bahnen, d. h.
die leichte Fortleitung des Erregungsvorganges auf denselben, kein
Zufall, sondern es lässt sich leicht darthun, dass 2 Gehirnstel-
len, welche einmal gemeinschaftlich fungirt haben, ge-
setzmässig associirt bleiben.

Es sei x eine Zelle
des Vierhügels, welche als
reflectorisches Centrum
vom Tractus opticus E aus
durch Uebertragung auf
die motorische Zelle y
die Einwärtswendung des
Auges B auslöst. Dieser
Vorgang verläuft nicht
ohne Theilnahme des Be-
wusstseins, und zwar wird

[Abbildung] Fig. 2.
vermittelst der den Vierhügel mit der Grosshirnrinde ver-
bindenden Bahnen einestheils eine Empfindung O, anderntheils
eine Bewegungsvorstellung F in die Rinde deponirt. Nehmen
wir, um als Reiz wirken zu können, eine gewisse Summe leben-
diger Kraft als erforderlich an, so wird ein Theil davon für
die Bahnen xO und yZF in Anspruch genommen werden,
welche als Nebenschliessung für die Fortpflanzung des Erregungs-
vorganges betrachtet werden müssen;*) zugleich muss der Erre-
gungsvorgang auch die Bahn OF beschreiten, deren beide
Endpunkte erregt werden. Vergleichen wir den bei der Erregung
in irgend einer Nervenbahn stattfindenden Process mit dem Ab-
lauf einer von E aus beginnenden Wellenbewegung in einem mit
Flüssigkeit gefüllten Röhrensysteme, -- denn wir können zwar
vermuthen, aber noch keineswegs als gewiss annehmen, dass dieser
Vorgang ein elektrischer sei -- so leuchtet sofort die Theilnahme
der Bahn OF an derselben ein. Da nun die Leitungswiderstände
einer Nervenbahn durch ihre Benützung abgeschwächt werden, so
wird auch weiterhin von dem Erinnerungsbild O aus leicht die

*) Darauf beruht vielleicht einzig und allein die, neuerdings wieder von
Golz betonte, reflexhemmende Wirkung der Grosshirnhemisphären.

des Grosshirnmarkes besteht aus solchen Associationsbündeln von
zum Theil einfachem, zum Theile complicirterem Verlaufe. Ihr
Verlauf ist von Burdach (1825) nach Faserpräparaten mit pein-
lichster Genauigkeit beschrieben worden.

Andererseits ist auch die Benützung dieser Bahnen, d. h.
die leichte Fortleitung des Erregungsvorganges auf denselben, kein
Zufall, sondern es lässt sich leicht darthun, dass 2 Gehirnstel-
len, welche einmal gemeinschaftlich fungirt haben, ge-
setzmässig associirt bleiben.

Es sei x eine Zelle
des Vierhügels, welche als
reflectorisches Centrum
vom Tractus opticus E aus
durch Uebertragung auf
die motorische Zelle y
die Einwärtswendung des
Auges B auslöst. Dieser
Vorgang verläuft nicht
ohne Theilnahme des Be-
wusstseins, und zwar wird

[Abbildung] Fig. 2.
vermittelst der den Vierhügel mit der Grosshirnrinde ver-
bindenden Bahnen einestheils eine Empfindung O, anderntheils
eine Bewegungsvorstellung F in die Rinde deponirt. Nehmen
wir, um als Reiz wirken zu können, eine gewisse Summe leben-
diger Kraft als erforderlich an, so wird ein Theil davon für
die Bahnen xO und yZF in Anspruch genommen werden,
welche als Nebenschliessung für die Fortpflanzung des Erregungs-
vorganges betrachtet werden müssen;*) zugleich muss der Erre-
gungsvorgang auch die Bahn OF beschreiten, deren beide
Endpunkte erregt werden. Vergleichen wir den bei der Erregung
in irgend einer Nervenbahn stattfindenden Process mit dem Ab-
lauf einer von E aus beginnenden Wellenbewegung in einem mit
Flüssigkeit gefüllten Röhrensysteme, — denn wir können zwar
vermuthen, aber noch keineswegs als gewiss annehmen, dass dieser
Vorgang ein elektrischer sei — so leuchtet sofort die Theilnahme
der Bahn OF an derselben ein. Da nun die Leitungswiderstände
einer Nervenbahn durch ihre Benützung abgeschwächt werden, so
wird auch weiterhin von dem Erinnerungsbild O aus leicht die

*) Darauf beruht vielleicht einzig und allein die, neuerdings wieder von
Golz betonte, reflexhemmende Wirkung der Grosshirnhemisphären.
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[11/0015] des Grosshirnmarkes besteht aus solchen Associationsbündeln von zum Theil einfachem, zum Theile complicirterem Verlaufe. Ihr Verlauf ist von Burdach (1825) nach Faserpräparaten mit pein- lichster Genauigkeit beschrieben worden. Andererseits ist auch die Benützung dieser Bahnen, d. h. die leichte Fortleitung des Erregungsvorganges auf denselben, kein Zufall, sondern es lässt sich leicht darthun, dass 2 Gehirnstel- len, welche einmal gemeinschaftlich fungirt haben, ge- setzmässig associirt bleiben. Es sei x eine Zelle des Vierhügels, welche als reflectorisches Centrum vom Tractus opticus E aus durch Uebertragung auf die motorische Zelle y die Einwärtswendung des Auges B auslöst. Dieser Vorgang verläuft nicht ohne Theilnahme des Be- wusstseins, und zwar wird [Abbildung Fig. 2.] vermittelst der den Vierhügel mit der Grosshirnrinde ver- bindenden Bahnen einestheils eine Empfindung O, anderntheils eine Bewegungsvorstellung F in die Rinde deponirt. Nehmen wir, um als Reiz wirken zu können, eine gewisse Summe leben- diger Kraft als erforderlich an, so wird ein Theil davon für die Bahnen xO und yZF in Anspruch genommen werden, welche als Nebenschliessung für die Fortpflanzung des Erregungs- vorganges betrachtet werden müssen; *) zugleich muss der Erre- gungsvorgang auch die Bahn OF beschreiten, deren beide Endpunkte erregt werden. Vergleichen wir den bei der Erregung in irgend einer Nervenbahn stattfindenden Process mit dem Ab- lauf einer von E aus beginnenden Wellenbewegung in einem mit Flüssigkeit gefüllten Röhrensysteme, — denn wir können zwar vermuthen, aber noch keineswegs als gewiss annehmen, dass dieser Vorgang ein elektrischer sei — so leuchtet sofort die Theilnahme der Bahn OF an derselben ein. Da nun die Leitungswiderstände einer Nervenbahn durch ihre Benützung abgeschwächt werden, so wird auch weiterhin von dem Erinnerungsbild O aus leicht die *) Darauf beruht vielleicht einzig und allein die, neuerdings wieder von Golz betonte, reflexhemmende Wirkung der Grosshirnhemisphären.

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Zitationshilfe: Wernicke, Carl: Der aphasische Symptomencomplex. Breslau, 1874, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wernicke_symptomencomplex_1874/15>, abgerufen am 21.11.2024.