Wernicke, Carl: Der aphasische Symptomencomplex. Breslau, 1874.Netzhauthälften vertritt. Das Uebergreifen auf den äussern Theil Der Fall Kunschkel ist entschieden als durch Trauma be- Fälle von rein motorischer Aphasie sind in der Litteratur Jedenfalls ist die Existenz der rein motorischen Form hinlänglich 5.) Rosina Peter, 78 Jahre, Kutscherswitwe, erlitt 2 Jahre *) Bei Annahme vollkommener Kreuzung nach links.
Netzhauthälften vertritt. Das Uebergreifen auf den äussern Theil Der Fall Kunschkel ist entschieden als durch Trauma be- Fälle von rein motorischer Aphasie sind in der Litteratur Jedenfalls ist die Existenz der rein motorischen Form hinlänglich 5.) Rosina Peter, 78 Jahre, Kutscherswitwe, erlitt 2 Jahre *) Bei Annahme vollkommener Kreuzung nach links.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0058" n="54"/> Netzhauthälften vertritt. Das Uebergreifen auf den äussern Theil<lb/> der rechten Netzhauthälften liess sich nur durch ein Ueberschreiten<lb/> der Mittellinie nach rechts<note place="foot" n="*)">Bei Annahme vollkommener Kreuzung nach links.</note> hin erklären. Dabei fehlte jede<lb/> Lähmung und Störung des Allgemeinbefindens. Alles weist auf eine<lb/> Heerderkrankung am Tuber cinereum, welche sich nach links in den<lb/> Anfang der F. Sylvii (die Lamina perforata anterior) ausdehnt<lb/> und welche jetzt zum Stillstand gekommen ist. Die Aphasie ist<lb/> nur auf Circulationsstörungen zu beziehen, welche sich in der<lb/> Umgebung der eigentlichen Heerderkrankung geltend machen.</p><lb/> <p>Der Fall Kunschkel ist entschieden als durch Trauma be-<lb/> dingt anzusehen. Dass das Trauma rechts einwirkte, die Gehirn-<lb/> erscheinungen aber linksseitige waren, stimmt mit der oft ge-<lb/> machten Beobachtung überein, dass ein Fall auf eine Seite des<lb/> Kopfes einen Bluterguss und Erweichung an der entgegengesetzten<lb/> Hemisphäre hervorbringt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Fälle von rein motorischer Aphasie sind in der Litteratur<lb/> sehr zahlreich.</p><lb/> <p>Jedenfalls ist die Existenz der rein motorischen Form hinlänglich<lb/> festgestellt und bedarf am wenigsten der Belegung durch weitere<lb/> Fälle. Die beiden nun folgenden Krankengeschichten sind wenig-<lb/> stens vorwiegend motorischer Natur.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>5.) Rosina Peter, 78 Jahre, Kutscherswitwe, erlitt 2 Jahre<lb/> vor ihrer Aufnahme ins Allerheiligen-Hospital einen Schlaganfall,<lb/> durch welchen die linksseitigen Extremitäten gelähmt wurden;<lb/> indessen trat rasch Besserung ein, sie konnte schon nach 14 Tagen<lb/> das Bett verlassen und umhergehen, nur schleppte sie das linke<lb/> Bein. Der linke Arm wurde bald wieder ganz gebrauchsfähig.<lb/> Jedoch blieb das Gefühl links abgeschwächt und die linken Extre-<lb/> mitäten waren gewöhnlich kälter. Ausserdem hinterliess der<lb/> Schlaganfall allgemeine Chorea. Die Heftigkeit ihrer Bewegungen<lb/> war daran Schuld, dass sie im October 1873 vom Stuhle fiel und<lb/> sich eine Fractur des linken Oberschenkelhalses zuzog. Bei ihrer<lb/> Aufnahme auf die Irrenstation, welche am 27. Februar 1874 er-<lb/> folgte, liess sich folgendes constatiren: Sehr gealterte Frau, in<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [54/0058]
Netzhauthälften vertritt. Das Uebergreifen auf den äussern Theil
der rechten Netzhauthälften liess sich nur durch ein Ueberschreiten
der Mittellinie nach rechts *) hin erklären. Dabei fehlte jede
Lähmung und Störung des Allgemeinbefindens. Alles weist auf eine
Heerderkrankung am Tuber cinereum, welche sich nach links in den
Anfang der F. Sylvii (die Lamina perforata anterior) ausdehnt
und welche jetzt zum Stillstand gekommen ist. Die Aphasie ist
nur auf Circulationsstörungen zu beziehen, welche sich in der
Umgebung der eigentlichen Heerderkrankung geltend machen.
Der Fall Kunschkel ist entschieden als durch Trauma be-
dingt anzusehen. Dass das Trauma rechts einwirkte, die Gehirn-
erscheinungen aber linksseitige waren, stimmt mit der oft ge-
machten Beobachtung überein, dass ein Fall auf eine Seite des
Kopfes einen Bluterguss und Erweichung an der entgegengesetzten
Hemisphäre hervorbringt.
Fälle von rein motorischer Aphasie sind in der Litteratur
sehr zahlreich.
Jedenfalls ist die Existenz der rein motorischen Form hinlänglich
festgestellt und bedarf am wenigsten der Belegung durch weitere
Fälle. Die beiden nun folgenden Krankengeschichten sind wenig-
stens vorwiegend motorischer Natur.
5.) Rosina Peter, 78 Jahre, Kutscherswitwe, erlitt 2 Jahre
vor ihrer Aufnahme ins Allerheiligen-Hospital einen Schlaganfall,
durch welchen die linksseitigen Extremitäten gelähmt wurden;
indessen trat rasch Besserung ein, sie konnte schon nach 14 Tagen
das Bett verlassen und umhergehen, nur schleppte sie das linke
Bein. Der linke Arm wurde bald wieder ganz gebrauchsfähig.
Jedoch blieb das Gefühl links abgeschwächt und die linken Extre-
mitäten waren gewöhnlich kälter. Ausserdem hinterliess der
Schlaganfall allgemeine Chorea. Die Heftigkeit ihrer Bewegungen
war daran Schuld, dass sie im October 1873 vom Stuhle fiel und
sich eine Fractur des linken Oberschenkelhalses zuzog. Bei ihrer
Aufnahme auf die Irrenstation, welche am 27. Februar 1874 er-
folgte, liess sich folgendes constatiren: Sehr gealterte Frau, in
*) Bei Annahme vollkommener Kreuzung nach links.
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