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Wesenigk, Georg: Das Spiel-süchtige/ sieben-fächtige Polysigma der Bösen Spiel-Sieben. Dresden, 1702.

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Spieler schmertzl. Sünden-Schertz.
deten/ er wäre blind/ fiengen auch an/
ihn mitleidentlich zu beklagen. Als nun
der vermeinte Blinde sehr jämmerlich
klagte/ und umb einen guten Rath hate/
sprach der eine/ der auch der rechte Mei-
ster dieses Spiels war: Meine liebe
Mutter hat mir unlängst ein sehr
köstliches Augen-Wasser geschickt/
meine Augen bey scharffen Gesichte
zu erhalten/ wiewol es nun sehr theu-
er/ will ich dir dennoch gerne damit
behülflich seyn.
Führeten ihn auch da-
rauff als einen Blinden finsterlich zu
Bette/ und lieff der eine wieder herun-
ter in die Stuben/ nahm Wasser aus
dem Hand-Faß/ und streichs ihm in die
Augen/ der gute Student weinete/ und
klagete die gantze Nacht. Und da es nun
zu Tagen begonte/ kahmen die zween den
Krancken zu besuchen/ fragten/ wie ihm
das Wasser bekommen wäre? Er sprach:
Es hätte ihm in den Augen gehitzet/ da
sagte dieser: Ey das wäre sehr gut/ und
netzte noch einmahl sein Tüchel ins Was-
ser/ und legte es ihm über die Augen/ mit
vertrösten/ daß dieses köstliche Wasser
ihm hald wieder zu seinem Gesichte ver-

helffen
E 4

Spieler ſchmertzl. Suͤnden-Schertz.
deten/ er waͤre blind/ fiengen auch an/
ihn mitleidentlich zu beklagen. Als nun
der vermeinte Blinde ſehr jaͤmmerlich
klagte/ und umb einen guten Rath hate/
ſprach der eine/ der auch der rechte Mei-
ſter dieſes Spiels war: Meine liebe
Mutter hat mir unlaͤngſt ein ſehr
koͤſtliches Augen-Waſſer geſchickt/
meine Augen bey ſcharffen Geſichte
zu erhalten/ wiewol es nun ſehr theu-
er/ will ich dir dennoch gerne damit
behuͤlflich ſeyn.
Fuͤhreten ihn auch da-
rauff als einen Blinden finſterlich zu
Bette/ und lieff der eine wieder herun-
ter in die Stuben/ nahm Waſſer aus
dem Hand-Faß/ und ſtreichs ihm in die
Augen/ der gute Student weinete/ und
klagete die gantze Nacht. Und da es nun
zu Tagen begonte/ kahmen die zween den
Krancken zu beſuchen/ fragten/ wie ihm
das Waſſer bekommen waͤre? Er ſprach:
Es haͤtte ihm in den Augen gehitzet/ da
ſagte dieſer: Ey das waͤre ſehr gut/ und
netzte noch einmahl ſein Tuͤchel ins Waſ-
ſer/ und legte es ihm uͤber die Augen/ mit
vertroͤſten/ daß dieſes koͤſtliche Waſſer
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E 4
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[71/0075] Spieler ſchmertzl. Suͤnden-Schertz. deten/ er waͤre blind/ fiengen auch an/ ihn mitleidentlich zu beklagen. Als nun der vermeinte Blinde ſehr jaͤmmerlich klagte/ und umb einen guten Rath hate/ ſprach der eine/ der auch der rechte Mei- ſter dieſes Spiels war: Meine liebe Mutter hat mir unlaͤngſt ein ſehr koͤſtliches Augen-Waſſer geſchickt/ meine Augen bey ſcharffen Geſichte zu erhalten/ wiewol es nun ſehr theu- er/ will ich dir dennoch gerne damit behuͤlflich ſeyn. Fuͤhreten ihn auch da- rauff als einen Blinden finſterlich zu Bette/ und lieff der eine wieder herun- ter in die Stuben/ nahm Waſſer aus dem Hand-Faß/ und ſtreichs ihm in die Augen/ der gute Student weinete/ und klagete die gantze Nacht. Und da es nun zu Tagen begonte/ kahmen die zween den Krancken zu beſuchen/ fragten/ wie ihm das Waſſer bekommen waͤre? Er ſprach: Es haͤtte ihm in den Augen gehitzet/ da ſagte dieſer: Ey das waͤre ſehr gut/ und netzte noch einmahl ſein Tuͤchel ins Waſ- ſer/ und legte es ihm uͤber die Augen/ mit vertroͤſten/ daß dieſes koͤſtliche Waſſer ihm hald wieder zu ſeinem Geſichte ver- helffen E 4

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Zitationshilfe: Wesenigk, Georg: Das Spiel-süchtige/ sieben-fächtige Polysigma der Bösen Spiel-Sieben. Dresden, 1702, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wesenigk_polysigma_1702/75>, abgerufen am 21.11.2024.