Wetzel, Franz Xaver: Reisebegleiter für Jünglinge. Ravensburg, [1901].in seinem Berufe kaum recht tüchtig werden. Ein "Wer mit dem Leben spielt, Kommt nie zurecht; Wer sich nicht selbst befiehlt, Bleibt immer Knecht." Der Wandervogel wird überhaupt fast überall, Endlich können auch die Ersparnisse eines in seinem Berufe kaum recht tüchtig werden. Ein „Wer mit dem Leben spielt, Kommt nie zurecht; Wer sich nicht selbst befiehlt, Bleibt immer Knecht.“ Der Wandervogel wird überhaupt fast überall, Endlich können auch die Ersparnisse eines <TEI> <text> <body> <div n="7"> <div n="1"> <p><pb facs="#f0058" xml:id="W544R3_001_1901_pb0052_0001" n="52"/> in seinem Berufe kaum recht tüchtig werden. Ein<lb/> solcher Jüngling hat keinen Lehrmeister, der sich<lb/> liebevoll und dauernd seiner annimmt und ihn<lb/> einführt in all' die Geheimnisse und Kunstgriffe<lb/> seines Berufes. Er spielt gleichsam mit dem Leben,<lb/> und wer das thut, sagt der Dichter,</p> <lg> <l rendition="#s"> <q>„Wer mit dem Leben spielt,</q> </l> <l rendition="#s"> <q>Kommt nie zurecht;</q> </l> <l rendition="#s"> <q>Wer sich nicht selbst befiehlt,</q> </l> <l rendition="#s"> <q>Bleibt immer Knecht.“</q> </l> </lg> <p>Der Wandervogel wird überhaupt fast überall,<lb/> wo er hinkommt, mit Mißtrauen aufgenommen.<lb/><q>„Wie lange waren Sie am letzten Platze?“</q> fragte<lb/> der behäbige Metzgermeister in U. einen Metzger-<lb/> burschen, der um Stellung bat. <q>„Drei Monate<lb/> und zwei Wochen.“</q> – <q>„Und am vorletzten Platze?“</q><lb/> – <q>„Ein Vierteljahr.“</q> – Dann wurden die Zeug-<lb/> nisse geprüft. Es stellte sich heraus, daß der Junge<lb/> nirgends länger als 4-5 Monate geblieben. <q>„Ich<lb/> bin gewohnt,“</q> sagte der Meister, <q>„meine Gesellen<lb/> wenigstens ein paar Jahre zu behalten. Bei<lb/> Ihrem Wandertriebe müßte ich fürchten, daß Sie<lb/> schon nach einigen Wochen wieder davon laufen.“</q></p> <p>Endlich können auch die Ersparnisse eines<lb/> solchen <q>„Lustibus“</q> kaum groß sein. Das Reisen<lb/> kostet Geld; umsonst kann man nicht Eisenbahn<lb/> fahren und logieren. Tage und Wochen lang wird<lb/> nichts verdient, weil man auf der Wanderschaft<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0058]
in seinem Berufe kaum recht tüchtig werden. Ein
solcher Jüngling hat keinen Lehrmeister, der sich
liebevoll und dauernd seiner annimmt und ihn
einführt in all' die Geheimnisse und Kunstgriffe
seines Berufes. Er spielt gleichsam mit dem Leben,
und wer das thut, sagt der Dichter,
„Wer mit dem Leben spielt, Kommt nie zurecht; Wer sich nicht selbst befiehlt, Bleibt immer Knecht.“
Der Wandervogel wird überhaupt fast überall,
wo er hinkommt, mit Mißtrauen aufgenommen.
„Wie lange waren Sie am letzten Platze?“ fragte
der behäbige Metzgermeister in U. einen Metzger-
burschen, der um Stellung bat. „Drei Monate
und zwei Wochen.“ – „Und am vorletzten Platze?“
– „Ein Vierteljahr.“ – Dann wurden die Zeug-
nisse geprüft. Es stellte sich heraus, daß der Junge
nirgends länger als 4-5 Monate geblieben. „Ich
bin gewohnt,“ sagte der Meister, „meine Gesellen
wenigstens ein paar Jahre zu behalten. Bei
Ihrem Wandertriebe müßte ich fürchten, daß Sie
schon nach einigen Wochen wieder davon laufen.“
Endlich können auch die Ersparnisse eines
solchen „Lustibus“ kaum groß sein. Das Reisen
kostet Geld; umsonst kann man nicht Eisenbahn
fahren und logieren. Tage und Wochen lang wird
nichts verdient, weil man auf der Wanderschaft
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