dir zu zeigen, daß du gerochen bist, dann will ich wieder in mein Elend zurückwandern. Sieh mich ein einzigesmal an, und sage: ich bin gerochen! dann habe ich genug. --
Ach, um des Himmels willen! schrie Bel- phegor -- Akante! Akante! O du Unge- treue! du Schamlose! du Verrätherinn! --
Jch verdiene diese Namen nicht, wenn du gerecht seyn willst. --
Verdienst sie nicht? -- Du, die mich zur Thüre hinauswarf und meine Hüfte auf zween Tage lähmte? du, die mich dem Hoh- ne preis gab und einem reichern Buhler in die Arme lief. --
Alles that ich, aber nur auf deines Freun- des Befehl. Unglücklich warst du in der Wahl deiner Freunde, aber nicht deiner Ge- liebten. --
Welcher Freund, Ungeheuer? -- denkst du mich durch eine schöne Fabel zu täuschen? --
Nein, das brauche ich nicht: die Wahr- heit ist meine beste Schuzrede. Dein Freund, Fromal, der Arglistige hat unsre Liebe zerris- sen und mich verleitet, die härteste Ungerech-
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dir zu zeigen, daß du gerochen biſt, dann will ich wieder in mein Elend zuruͤckwandern. Sieh mich ein einzigesmal an, und ſage: ich bin gerochen! dann habe ich genug. —
Ach, um des Himmels willen! ſchrie Bel- phegor — Akante! Akante! O du Unge- treue! du Schamloſe! du Verraͤtherinn! —
Jch verdiene dieſe Namen nicht, wenn du gerecht ſeyn willſt. —
Verdienſt ſie nicht? — Du, die mich zur Thuͤre hinauswarf und meine Huͤfte auf zween Tage laͤhmte? du, die mich dem Hoh- ne preis gab und einem reichern Buhler in die Arme lief. —
Alles that ich, aber nur auf deines Freun- des Befehl. Ungluͤcklich warſt du in der Wahl deiner Freunde, aber nicht deiner Ge- liebten. —
Welcher Freund, Ungeheuer? — denkſt du mich durch eine ſchoͤne Fabel zu taͤuſchen? —
Nein, das brauche ich nicht: die Wahr- heit iſt meine beſte Schuzrede. Dein Freund, Fromal, der Argliſtige hat unſre Liebe zerriſ- ſen und mich verleitet, die haͤrteſte Ungerech-
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dir zu zeigen, daß du gerochen biſt, dann
will ich wieder in mein Elend zuruͤckwandern.
Sieh mich ein einzigesmal an, und ſage: ich
bin gerochen! dann habe ich genug. —
Ach, um des Himmels willen! ſchrie Bel-
phegor — Akante! Akante! O du Unge-
treue! du Schamloſe! du Verraͤtherinn! —
Jch verdiene dieſe Namen nicht, wenn du
gerecht ſeyn willſt. —
Verdienſt ſie nicht? — Du, die mich zur
Thuͤre hinauswarf und meine Huͤfte auf
zween Tage laͤhmte? du, die mich dem Hoh-
ne preis gab und einem reichern Buhler in
die Arme lief. —
Alles that ich, aber nur auf deines Freun-
des Befehl. Ungluͤcklich warſt du in der
Wahl deiner Freunde, aber nicht deiner Ge-
liebten. —
Welcher Freund, Ungeheuer? — denkſt
du mich durch eine ſchoͤne Fabel zu taͤuſchen? —
Nein, das brauche ich nicht: die Wahr-
heit iſt meine beſte Schuzrede. Dein Freund,
Fromal, der Argliſtige hat unſre Liebe zerriſ-
ſen und mich verleitet, die haͤrteſte Ungerech-
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/105>, abgerufen am 16.07.2024.
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