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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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hatte, die die beiden Reisenden verstunden,
so thaten sie ihr in der nämlichen ihre Be-
dürfnisse zu wissen, und versicherten sie, daß
sie höchstdringend wären, Als die Alte merk-
te, daß Vitten nichts vermochten, sie wegzu-
komplimentiren, und die Fremden schon nach
dem Thürriegel griffen, in dossen Widerstand
sie kein sonderliches Vertrauen setzen konnte,
und vielleicht auch aus wirklichem Mitleid
kam sie ihren Gästen entgegen und bewill-
kommte sie sehr höflich. Das ganze Gebäu-
de hatte nur Ein Zimmer, und sie fanden al-
so gleich ohne besondre Anweisung den Plaz,
wo sie leben und weben sollten. Bey ge-
nauerer Erkundigung zeigte sich es, daß ihre
Wirthinn eine Christinn, eine geborne Fran-
zösinn war, welches sie auch vor ihrem eig-
nen Geständnisse schon aus zween Gründen
schlossen: weil sie frauzösisch hurtig und alle
übrige Sprachen stotternd sprach, und weil
sie sich einmal über das andre aus dem Fen-
ster entschuldigte, daß sie nicht im Stande
wäre, les honneurs de la Turquie zu ma-
chen, so gern sie wollte.

Sie verschwendete den ganzen Rest ihrer
vaterländischen Politesse, den ihr die Wala-

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hatte, die die beiden Reiſenden verſtunden,
ſo thaten ſie ihr in der naͤmlichen ihre Be-
duͤrfniſſe zu wiſſen, und verſicherten ſie, daß
ſie hoͤchſtdringend waͤren, Als die Alte merk-
te, daß Vitten nichts vermochten, ſie wegzu-
komplimentiren, und die Fremden ſchon nach
dem Thuͤrriegel griffen, in doſſen Widerſtand
ſie kein ſonderliches Vertrauen ſetzen konnte,
und vielleicht auch aus wirklichem Mitleid
kam ſie ihren Gaͤſten entgegen und bewill-
kommte ſie ſehr hoͤflich. Das ganze Gebaͤu-
de hatte nur Ein Zimmer, und ſie fanden al-
ſo gleich ohne beſondre Anweiſung den Plaz,
wo ſie leben und weben ſollten. Bey ge-
nauerer Erkundigung zeigte ſich es, daß ihre
Wirthinn eine Chriſtinn, eine geborne Fran-
zoͤſinn war, welches ſie auch vor ihrem eig-
nen Geſtaͤndniſſe ſchon aus zween Gruͤnden
ſchloſſen: weil ſie frauzoͤſiſch hurtig und alle
uͤbrige Sprachen ſtotternd ſprach, und weil
ſie ſich einmal uͤber das andre aus dem Fen-
ſter entſchuldigte, daß ſie nicht im Stande
waͤre, les honneurs de la Turquie zu ma-
chen, ſo gern ſie wollte.

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vaterlaͤndiſchen Politeſſe, den ihr die Wala-

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[121/0141] hatte, die die beiden Reiſenden verſtunden, ſo thaten ſie ihr in der naͤmlichen ihre Be- duͤrfniſſe zu wiſſen, und verſicherten ſie, daß ſie hoͤchſtdringend waͤren, Als die Alte merk- te, daß Vitten nichts vermochten, ſie wegzu- komplimentiren, und die Fremden ſchon nach dem Thuͤrriegel griffen, in doſſen Widerſtand ſie kein ſonderliches Vertrauen ſetzen konnte, und vielleicht auch aus wirklichem Mitleid kam ſie ihren Gaͤſten entgegen und bewill- kommte ſie ſehr hoͤflich. Das ganze Gebaͤu- de hatte nur Ein Zimmer, und ſie fanden al- ſo gleich ohne beſondre Anweiſung den Plaz, wo ſie leben und weben ſollten. Bey ge- nauerer Erkundigung zeigte ſich es, daß ihre Wirthinn eine Chriſtinn, eine geborne Fran- zoͤſinn war, welches ſie auch vor ihrem eig- nen Geſtaͤndniſſe ſchon aus zween Gruͤnden ſchloſſen: weil ſie frauzoͤſiſch hurtig und alle uͤbrige Sprachen ſtotternd ſprach, und weil ſie ſich einmal uͤber das andre aus dem Fen- ſter entſchuldigte, daß ſie nicht im Stande waͤre, les honneurs de la Turquie zu ma- chen, ſo gern ſie wollte. Sie verſchwendete den ganzen Reſt ihrer vaterlaͤndiſchen Politeſſe, den ihr die Wala- H 5

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/141>, abgerufen am 23.11.2024.