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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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des Mordes hatte, sprang mit seinem ge-
wöhnlichen Feuer auf sie los, um ihr -- was
weis ich? -- die Kehle zuzudrücken, wenig-
stens den vermeinten Mord empfindlich zu
rächen: doch Medardus schüzte sie wider den
Eifer seiner strafenden Gerechtigkeit. Brü-
derchen, sprach er und hielt ihn von ihr zu-
rück, erst wollen wir hören, was sie zu sagen
hat. -- Darauf fieng er das Verhör an,
und sie versprach ihm, jede seiner Fragen zu
beantworten, so bald ihre Ruhe wiederherge-
stellt seyn würde.

Ach, fieng sie darauf an, der Unglückliche,
den Sie hier im seinem Blute erblicken, woll-
te dem unseligsten Tode entfliehen, und muß-
te sich ihn mit eigner Hand anthun. Es ist
der jüngste Bruder des itzigen Sultans, Prinz
Amurat. -- Jhre Zuhörer erstaunten. --
Sie wissen, daß der Despotismus eine grau-
same Vorsicht erfodert, die jeden Thronbe-
steiger nöthigt, allen Empfindungen der Bru-
derliebe, des Blutes zu entsagen, und un-
barmherzig jeden Verwandten niederzumetzeln,
den ein unglücklicher Einfall verleiten könnte,
dem Despoten seine Macht streitig zu machen.
Kaum hatte der gegenwärtige Tirann den

des Mordes hatte, ſprang mit ſeinem ge-
woͤhnlichen Feuer auf ſie los, um ihr — was
weis ich? — die Kehle zuzudruͤcken, wenig-
ſtens den vermeinten Mord empfindlich zu
raͤchen: doch Medardus ſchuͤzte ſie wider den
Eifer ſeiner ſtrafenden Gerechtigkeit. Bruͤ-
derchen, ſprach er und hielt ihn von ihr zu-
ruͤck, erſt wollen wir hoͤren, was ſie zu ſagen
hat. — Darauf fieng er das Verhoͤr an,
und ſie verſprach ihm, jede ſeiner Fragen zu
beantworten, ſo bald ihre Ruhe wiederherge-
ſtellt ſeyn wuͤrde.

Ach, fieng ſie darauf an, der Ungluͤckliche,
den Sie hier im ſeinem Blute erblicken, woll-
te dem unſeligſten Tode entfliehen, und muß-
te ſich ihn mit eigner Hand anthun. Es iſt
der juͤngſte Bruder des itzigen Sultans, Prinz
Amurat. — Jhre Zuhoͤrer erſtaunten. —
Sie wiſſen, daß der Deſpotiſmus eine grau-
ſame Vorſicht erfodert, die jeden Thronbe-
ſteiger noͤthigt, allen Empfindungen der Bru-
derliebe, des Blutes zu entſagen, und un-
barmherzig jeden Verwandten niederzumetzeln,
den ein ungluͤcklicher Einfall verleiten koͤnnte,
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[124/0144] des Mordes hatte, ſprang mit ſeinem ge- woͤhnlichen Feuer auf ſie los, um ihr — was weis ich? — die Kehle zuzudruͤcken, wenig- ſtens den vermeinten Mord empfindlich zu raͤchen: doch Medardus ſchuͤzte ſie wider den Eifer ſeiner ſtrafenden Gerechtigkeit. Bruͤ- derchen, ſprach er und hielt ihn von ihr zu- ruͤck, erſt wollen wir hoͤren, was ſie zu ſagen hat. — Darauf fieng er das Verhoͤr an, und ſie verſprach ihm, jede ſeiner Fragen zu beantworten, ſo bald ihre Ruhe wiederherge- ſtellt ſeyn wuͤrde. Ach, fieng ſie darauf an, der Ungluͤckliche, den Sie hier im ſeinem Blute erblicken, woll- te dem unſeligſten Tode entfliehen, und muß- te ſich ihn mit eigner Hand anthun. Es iſt der juͤngſte Bruder des itzigen Sultans, Prinz Amurat. — Jhre Zuhoͤrer erſtaunten. — Sie wiſſen, daß der Deſpotiſmus eine grau- ſame Vorſicht erfodert, die jeden Thronbe- ſteiger noͤthigt, allen Empfindungen der Bru- derliebe, des Blutes zu entſagen, und un- barmherzig jeden Verwandten niederzumetzeln, den ein ungluͤcklicher Einfall verleiten koͤnnte, dem Deſpoten ſeine Macht ſtreitig zu machen. Kaum hatte der gegenwaͤrtige Tirann den

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/144>, abgerufen am 23.11.2024.