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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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"Aber welches Recht hatten wir, uns oh-
"ne sie zu erhalten, da sie uns nicht vergönn-
"ten, es mit ihnen zu thun? --

Die Obermacht, das Glück! --

"Geben diese ein Recht? --

Sie verschaffen es, sie sind es. Jedes Recht
ist eine verjährte Unterdrückung, ein verjähr-
ter Raub; nichts weiter. Den Flecken Erde,
den ich izt zum rechtmäßigen Eigenthume er-
kaufe, raubte, riß der erste Besitzer an sich:
alle Menschen hatten vor ihm gleich gegrün-
detes Recht darauf: er raubte ihn dem Men-
schengeschlechte und behauptete ihn durch die
Obermacht; diese vollendete sein Recht. Zu
den Diensten, die ich izt von gewissen Perso-
nen vermöge eines erkauften Rechtes fodre,
zwang der erste, der sie sich leisten ließ, ihre
Vorfahren, oder Furcht und Elend zwangen
diese, sie ihm anzubieten: allemal Unterdrü-
ckung! -- Mein Leben ist das Eigenthum
meiner Natur; wer es mir nimmt, dem giebt
die Obergewalt ein Recht darauf. --

"Fromal, du erschreckst mich! Jst es mög-
"lich, daß du so denkst? -- Eine unmensch-
"liche Behauptung! --



„Aber welches Recht hatten wir, uns oh-
„ne ſie zu erhalten, da ſie uns nicht vergoͤnn-
„ten, es mit ihnen zu thun? —

Die Obermacht, das Gluͤck! —

„Geben dieſe ein Recht? —

Sie verſchaffen es, ſie ſind es. Jedes Recht
iſt eine verjaͤhrte Unterdruͤckung, ein verjaͤhr-
ter Raub; nichts weiter. Den Flecken Erde,
den ich izt zum rechtmaͤßigen Eigenthume er-
kaufe, raubte, riß der erſte Beſitzer an ſich:
alle Menſchen hatten vor ihm gleich gegruͤn-
detes Recht darauf: er raubte ihn dem Men-
ſchengeſchlechte und behauptete ihn durch die
Obermacht; dieſe vollendete ſein Recht. Zu
den Dienſten, die ich izt von gewiſſen Perſo-
nen vermoͤge eines erkauften Rechtes fodre,
zwang der erſte, der ſie ſich leiſten ließ, ihre
Vorfahren, oder Furcht und Elend zwangen
dieſe, ſie ihm anzubieten: allemal Unterdruͤ-
ckung! — Mein Leben iſt das Eigenthum
meiner Natur; wer es mir nimmt, dem giebt
die Obergewalt ein Recht darauf. —

„Fromal, du erſchreckſt mich! Jſt es moͤg-
„lich, daß du ſo denkſt? — Eine unmenſch-
„liche Behauptung! —

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[182/0202] „Aber welches Recht hatten wir, uns oh- „ne ſie zu erhalten, da ſie uns nicht vergoͤnn- „ten, es mit ihnen zu thun? — Die Obermacht, das Gluͤck! — „Geben dieſe ein Recht? — Sie verſchaffen es, ſie ſind es. Jedes Recht iſt eine verjaͤhrte Unterdruͤckung, ein verjaͤhr- ter Raub; nichts weiter. Den Flecken Erde, den ich izt zum rechtmaͤßigen Eigenthume er- kaufe, raubte, riß der erſte Beſitzer an ſich: alle Menſchen hatten vor ihm gleich gegruͤn- detes Recht darauf: er raubte ihn dem Men- ſchengeſchlechte und behauptete ihn durch die Obermacht; dieſe vollendete ſein Recht. Zu den Dienſten, die ich izt von gewiſſen Perſo- nen vermoͤge eines erkauften Rechtes fodre, zwang der erſte, der ſie ſich leiſten ließ, ihre Vorfahren, oder Furcht und Elend zwangen dieſe, ſie ihm anzubieten: allemal Unterdruͤ- ckung! — Mein Leben iſt das Eigenthum meiner Natur; wer es mir nimmt, dem giebt die Obergewalt ein Recht darauf. — „Fromal, du erſchreckſt mich! Jſt es moͤg- „lich, daß du ſo denkſt? — Eine unmenſch- „liche Behauptung! —

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/202>, abgerufen am 21.11.2024.