Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.rungsart unterscheiden; wenn am Hofe und in der Stadt, der Gelehrte und der Hand- werksmann, Mannspersonen und Frauenzim- mer -- wenn jedes, der größte und der ge- ringste, nur für sich kämpft, über alle will und alle unter sich haben will, und omnes malunt sibi melius esse quam alteri; wenn dieser allgemeine Streit das ewige Gaukel- spiel der Welt gewesen ist: was sollen wir alsdann denken? -- Daß die Natur Affen auf diese Erdkugel sezte, die sich um goldne Aepfel und saure Feldbirnen, die das Schick- sal von Zeit zu Zeit unter sie wirft, herum- prügeln, und jeder Preis mit der Aufschrift! dem Stärksten! bezeichnet ist. Belph. Fromal, du bist ein unglücklicher Fr. Die Menschenliebe? -- Die Men- rungsart unterſcheiden; wenn am Hofe und in der Stadt, der Gelehrte und der Hand- werksmann, Mannsperſonen und Frauenzim- mer — wenn jedes, der groͤßte und der ge- ringſte, nur fuͤr ſich kaͤmpft, uͤber alle will und alle unter ſich haben will, und omnes malunt ſibi melius eſſe quam alteri; wenn dieſer allgemeine Streit das ewige Gaukel- ſpiel der Welt geweſen iſt: was ſollen wir alsdann denken? — Daß die Natur Affen auf dieſe Erdkugel ſezte, die ſich um goldne Aepfel und ſaure Feldbirnen, die das Schick- ſal von Zeit zu Zeit unter ſie wirft, herum- pruͤgeln, und jeder Preis mit der Aufſchrift! dem Staͤrkſten! bezeichnet iſt. Belph. Fromal, du biſt ein ungluͤcklicher Fr. Die Menſchenliebe? — Die Men- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0238" n="218"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> rungsart unterſcheiden; wenn am Hofe und<lb/> in der Stadt, der Gelehrte und der Hand-<lb/> werksmann, Mannsperſonen und Frauenzim-<lb/> mer — wenn jedes, der groͤßte und der ge-<lb/> ringſte, nur <hi rendition="#fr">fuͤr ſich</hi> kaͤmpft, <hi rendition="#fr">uͤber</hi> alle will<lb/> und alle <hi rendition="#fr">unter</hi> ſich haben will, und <hi rendition="#aq">omnes<lb/> malunt <hi rendition="#i">ſibi</hi> melius eſſe quam alteri;</hi> wenn<lb/> dieſer allgemeine Streit das ewige Gaukel-<lb/> ſpiel der Welt geweſen iſt: was ſollen wir<lb/> alsdann denken? — Daß die Natur Affen<lb/> auf dieſe Erdkugel ſezte, die ſich um goldne<lb/> Aepfel und ſaure Feldbirnen, die das Schick-<lb/> ſal von Zeit zu Zeit unter ſie wirft, herum-<lb/> pruͤgeln, und jeder Preis mit der Aufſchrift!<lb/><hi rendition="#fr">dem Staͤrkſten!</hi> bezeichnet iſt.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Belph.</hi> Fromal, du biſt ein ungluͤcklicher<lb/> Mann mit deinen Schluͤſſen. Warum willſt<lb/> du nun vollends den Reſt von Traume ver-<lb/> ſcheuchen, mit welchem mich mein Herz taͤuſch-<lb/> te? — Gewiß, du ſuchteſt nur die gehaͤſſig-<lb/> ſten Zuͤge zu deinem Bilde zuſammen, und<lb/> warfeſt alle zuruͤck, die dir die Menſchenliebe<lb/> darbot.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Fr.</hi> Die Menſchenliebe? — Die Men-<lb/> ſchenliebe der Spanier meinſt du wohl, als<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [218/0238]
rungsart unterſcheiden; wenn am Hofe und
in der Stadt, der Gelehrte und der Hand-
werksmann, Mannsperſonen und Frauenzim-
mer — wenn jedes, der groͤßte und der ge-
ringſte, nur fuͤr ſich kaͤmpft, uͤber alle will
und alle unter ſich haben will, und omnes
malunt ſibi melius eſſe quam alteri; wenn
dieſer allgemeine Streit das ewige Gaukel-
ſpiel der Welt geweſen iſt: was ſollen wir
alsdann denken? — Daß die Natur Affen
auf dieſe Erdkugel ſezte, die ſich um goldne
Aepfel und ſaure Feldbirnen, die das Schick-
ſal von Zeit zu Zeit unter ſie wirft, herum-
pruͤgeln, und jeder Preis mit der Aufſchrift!
dem Staͤrkſten! bezeichnet iſt.
Belph. Fromal, du biſt ein ungluͤcklicher
Mann mit deinen Schluͤſſen. Warum willſt
du nun vollends den Reſt von Traume ver-
ſcheuchen, mit welchem mich mein Herz taͤuſch-
te? — Gewiß, du ſuchteſt nur die gehaͤſſig-
ſten Zuͤge zu deinem Bilde zuſammen, und
warfeſt alle zuruͤck, die dir die Menſchenliebe
darbot.
Fr. Die Menſchenliebe? — Die Men-
ſchenliebe der Spanier meinſt du wohl, als
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