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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776.

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rissen worden war. Man sezte ihnen nach,
die übrigen entkamen durch die Geschwindig-
keit der Füße, doch den unglücklichen Belphe-
gor nöthigten seine wunden Fußsolen zurück-
zubleiben und in die Hände der Nachsetzenden
zu fallen. Eine lange Allee vor dem Stadt-
thore wurde sogleich mit vierhundert aufge-
hängten Bauern geschmückt, hundert wur-
den gerädert, andre lebendig eingemaurt, und
alle als Rebellen verflucht, ihre Namen in
Stein eingehauen, und ihr Andenken auf
ewig mit der größten Schande gebrandmahlt.
Für die Anführer, worunter auch Belphegor
sich befand, wollte man bey größerer Muße
eine Strafe aussinnen, die alle Strafen der
ganzen polizirten Welt an Strenge und Grau-
samkeit überträfe.

Belphegor, der das gräßliche Schauspiel
mit ansehn mußte, gerieth bald in Feuer;
stark empfindende Herzen, wenn sie zu heftig
angegriffen werden, wagen das Aeußerste: er
faßte einen von den dastehenden Richtern bey
der Knotenperucke. -- Welches Recht, sprach
er, habt ihr. Barbaren, diese Unglücklichen
ohne alles Gefühl wie Rebellen niederzume-

riſſen worden war. Man ſezte ihnen nach,
die uͤbrigen entkamen durch die Geſchwindig-
keit der Fuͤße, doch den ungluͤcklichen Belphe-
gor noͤthigten ſeine wunden Fußſolen zuruͤck-
zubleiben und in die Haͤnde der Nachſetzenden
zu fallen. Eine lange Allee vor dem Stadt-
thore wurde ſogleich mit vierhundert aufge-
haͤngten Bauern geſchmuͤckt, hundert wur-
den geraͤdert, andre lebendig eingemaurt, und
alle als Rebellen verflucht, ihre Namen in
Stein eingehauen, und ihr Andenken auf
ewig mit der groͤßten Schande gebrandmahlt.
Fuͤr die Anfuͤhrer, worunter auch Belphegor
ſich befand, wollte man bey groͤßerer Muße
eine Strafe ausſinnen, die alle Strafen der
ganzen polizirten Welt an Strenge und Grau-
ſamkeit uͤbertraͤfe.

Belphegor, der das graͤßliche Schauſpiel
mit anſehn mußte, gerieth bald in Feuer;
ſtark empfindende Herzen, wenn ſie zu heftig
angegriffen werden, wagen das Aeußerſte: er
faßte einen von den daſtehenden Richtern bey
der Knotenperucke. — Welches Recht, ſprach
er, habt ihr. Barbaren, dieſe Ungluͤcklichen
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[46/0066] riſſen worden war. Man ſezte ihnen nach, die uͤbrigen entkamen durch die Geſchwindig- keit der Fuͤße, doch den ungluͤcklichen Belphe- gor noͤthigten ſeine wunden Fußſolen zuruͤck- zubleiben und in die Haͤnde der Nachſetzenden zu fallen. Eine lange Allee vor dem Stadt- thore wurde ſogleich mit vierhundert aufge- haͤngten Bauern geſchmuͤckt, hundert wur- den geraͤdert, andre lebendig eingemaurt, und alle als Rebellen verflucht, ihre Namen in Stein eingehauen, und ihr Andenken auf ewig mit der groͤßten Schande gebrandmahlt. Fuͤr die Anfuͤhrer, worunter auch Belphegor ſich befand, wollte man bey groͤßerer Muße eine Strafe ausſinnen, die alle Strafen der ganzen polizirten Welt an Strenge und Grau- ſamkeit uͤbertraͤfe. Belphegor, der das graͤßliche Schauſpiel mit anſehn mußte, gerieth bald in Feuer; ſtark empfindende Herzen, wenn ſie zu heftig angegriffen werden, wagen das Aeußerſte: er faßte einen von den daſtehenden Richtern bey der Knotenperucke. — Welches Recht, ſprach er, habt ihr. Barbaren, dieſe Ungluͤcklichen ohne alles Gefuͤhl wie Rebellen niederzume-

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 1. Leipzig, 1776, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor01_1776/66>, abgerufen am 23.11.2024.