Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.seyn; denn es rettet drey zur Glückseligkeit Und du schwurst? fragte Belphegor. -- Ja, ich that es! und mein Gewissen hat Und, guter Mann, noch kamst du nicht Nein, ich wurde herumgetrieben. Der der
ſeyn; denn es rettet drey zur Gluͤckſeligkeit Und du ſchwurſt? fragte Belphegor. — Ja, ich that es! und mein Gewiſſen hat Und, guter Mann, noch kamſt du nicht Nein, ich wurde herumgetrieben. Der der
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ſeyn; denn es rettet drey zur Gluͤckſeligkeit
beſtimmte Geſchoͤpfe vom Elende. —
Und du ſchwurſt? fragte Belphegor. —
Ja, ich that es! und mein Gewiſſen hat
mir noch nie einen Vorwurf daruͤber ge-
macht: ich glaube, ich that die nuͤtzlichſte,
die beſte That. Sie machte mich und meine
Familie frey, ſie brachte uns der Moͤglich-
keit, nicht ungluͤcklich zu ſeyn, naͤher: was
konnte ich mehr? — daß meine Abſicht
nicht erreicht wurde, daß wir einem Un-
gluͤcke entgiengen, um in ein andres zu fal-
len, war das meine Schuld?
Und, guter Mann, noch kamſt du nicht
zur Ruhe? unterbrach ihn Belphegor. —
Nein, ich wurde herumgetrieben. Der
Glaube der Europaͤer war damals in einer
allgemeinen Gaͤhrung: niemand glaubte als
was er mußte, und wenige glaubten, was
ſie bekannten. Nirgends konnte man neu-
tral ſeyn: allenthalben wurde man in den
Krieg verwickelt. Meine Melancholie er-
neuerte ſich: die duͤſtre Vorſtellung, daß ich,
ein Geſchoͤpf, das ſich dem Engel gleich
duͤnkte, nicht die Gluͤckſeligkeit des niedrig-
ſten Inſekts genießen ſollte, daß meine Bruͤ-
der
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