der Erde außer dir! -- Einer von beyden Wegen muß dich zur Glückseligkeit führen: du mußt entweder mit der Welt rasen, oder dich von ihr trennen! Der denkende Mann, mit starkempfindendem Herze, der nur zu- weilen sich in ihr Spiel mischt und nur sel- ten eine Karte zugiebt, der verliert allzeit an seiner Ruhe, besonders wenn er jedesmal den Fuß zurückzieht und nachdenkt und ver- gleicht und erwägt. -- Ich betrat den zweyten Pfad: dich stieß das Schicksal auf den ersten, aber du verließest ihn, wie ich merke, du irrtest von einem zum andern, du wolltest rasen und auch vernünftig seyn; und siehe! die Stunden der Vernunst, des Nachdenkens wurden für dich Stunden der Angst, der Beunruhigung." --
Weiser, ehrwürdiger Mann! rief Belphe- gor entflammt, führe mich auf den Weg meiner ersten Jugend zurück, in die Gefilde der Einbildung, in welchen du bisher ge- wandelt hast! Ich bleibe bey dir: ich baue statt deiner das Feld und erarbeite meine und deine Nahrung: wenn der Abend mir den Schweis abkühlt, dann sitze ich mit dir unter dem Schatten dieser Zypressen und
schwärme
der Erde außer dir! — Einer von beyden Wegen muß dich zur Gluͤckſeligkeit fuͤhren: du mußt entweder mit der Welt raſen, oder dich von ihr trennen! Der denkende Mann, mit ſtarkempfindendem Herze, der nur zu- weilen ſich in ihr Spiel miſcht und nur ſel- ten eine Karte zugiebt, der verliert allzeit an ſeiner Ruhe, beſonders wenn er jedesmal den Fuß zuruͤckzieht und nachdenkt und ver- gleicht und erwaͤgt. — Ich betrat den zweyten Pfad: dich ſtieß das Schickſal auf den erſten, aber du verließeſt ihn, wie ich merke, du irrteſt von einem zum andern, du wollteſt raſen und auch vernuͤnftig ſeyn; und ſiehe! die Stunden der Vernunſt, des Nachdenkens wurden fuͤr dich Stunden der Angſt, der Beunruhigung.„ —
Weiſer, ehrwuͤrdiger Mann! rief Belphe- gor entflammt, fuͤhre mich auf den Weg meiner erſten Jugend zuruͤck, in die Gefilde der Einbildung, in welchen du bisher ge- wandelt haſt! Ich bleibe bey dir: ich baue ſtatt deiner das Feld und erarbeite meine und deine Nahrung: wenn der Abend mir den Schweis abkuͤhlt, dann ſitze ich mit dir unter dem Schatten dieſer Zypreſſen und
ſchwaͤrme
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der Erde außer dir! — Einer von beyden
Wegen muß dich zur Gluͤckſeligkeit fuͤhren:
du mußt entweder mit der Welt raſen, oder
dich von ihr trennen! Der denkende Mann,
mit ſtarkempfindendem Herze, der nur zu-
weilen ſich in ihr Spiel miſcht und nur ſel-
ten eine Karte zugiebt, der verliert allzeit an
ſeiner Ruhe, beſonders wenn er jedesmal
den Fuß zuruͤckzieht und nachdenkt und ver-
gleicht und erwaͤgt. — Ich betrat den
zweyten Pfad: dich ſtieß das Schickſal auf
den erſten, aber du verließeſt ihn, wie ich
merke, du irrteſt von einem zum andern,
du wollteſt raſen und auch vernuͤnftig ſeyn;
und ſiehe! die Stunden der Vernunſt, des
Nachdenkens wurden fuͤr dich Stunden der
Angſt, der Beunruhigung.„ —
Weiſer, ehrwuͤrdiger Mann! rief Belphe-
gor entflammt, fuͤhre mich auf den Weg
meiner erſten Jugend zuruͤck, in die Gefilde
der Einbildung, in welchen du bisher ge-
wandelt haſt! Ich bleibe bey dir: ich baue
ſtatt deiner das Feld und erarbeite meine
und deine Nahrung: wenn der Abend mir
den Schweis abkuͤhlt, dann ſitze ich mit
dir unter dem Schatten dieſer Zypreſſen und
ſchwaͤrme
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/111>, abgerufen am 22.12.2024.
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