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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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Süßigkeit -- je häßlicher sie war, je stär-
ker gab er die Dosis -- und er lebte im
Ueberflusse. Sein Gefährte war schon zu
sehr gewohnt, einen Vorzug vor ihm zu ha-
ben, als daß er sich itzt so ruhig von ihm
überholen lassen sollte: es kam ihm als ein
Eingriff in seine Rechte vor, sein Neid wurde
rege, und da er ihm nichts entgegenzusetzen
hatte, so wuchs er täglich im Stillen, bis
er mit Sturm ausbrach. Er suchte Ursache
zum Zwiste, und wie leicht kann jedem in
dieser Welt damit gedient werden! Er fand
sie, Belphegor gab nach, bis er endlich
durch den Ungestüm des Andern gleichfalls
erhitzt wurde; es wurde offner Krieg, worinne
Belphegor den Kürzern zog: sein Gefährte
plünderte ihn, und versetzte ihn in einen
Zustand, daß er ihm nicht sogleich nachfol-
gen konnte, entfloh und trennte sich von
ihm auf ewig.

Belphegor lag mit blutendem Gesichte
und halbgelähmten Lenden an einem kleinen
Flusse, wo er abermals über Welt und Men-
schen sein Klagelied sang und von den Be-
schwerlichkeiten des vorigen Treffens aus-
ruhte. Endlich da er weiter nichts vor sich

sah,

Suͤßigkeit — je haͤßlicher ſie war, je ſtaͤr-
ker gab er die Doſis — und er lebte im
Ueberfluſſe. Sein Gefaͤhrte war ſchon zu
ſehr gewohnt, einen Vorzug vor ihm zu ha-
ben, als daß er ſich itzt ſo ruhig von ihm
uͤberholen laſſen ſollte: es kam ihm als ein
Eingriff in ſeine Rechte vor, ſein Neid wurde
rege, und da er ihm nichts entgegenzuſetzen
hatte, ſo wuchs er taͤglich im Stillen, bis
er mit Sturm ausbrach. Er ſuchte Urſache
zum Zwiſte, und wie leicht kann jedem in
dieſer Welt damit gedient werden! Er fand
ſie, Belphegor gab nach, bis er endlich
durch den Ungeſtuͤm des Andern gleichfalls
erhitzt wurde; es wurde offner Krieg, worinne
Belphegor den Kuͤrzern zog: ſein Gefaͤhrte
pluͤnderte ihn, und verſetzte ihn in einen
Zuſtand, daß er ihm nicht ſogleich nachfol-
gen konnte, entfloh und trennte ſich von
ihm auf ewig.

Belphegor lag mit blutendem Geſichte
und halbgelaͤhmten Lenden an einem kleinen
Fluſſe, wo er abermals uͤber Welt und Men-
ſchen ſein Klagelied ſang und von den Be-
ſchwerlichkeiten des vorigen Treffens aus-
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[124/0130] Suͤßigkeit — je haͤßlicher ſie war, je ſtaͤr- ker gab er die Doſis — und er lebte im Ueberfluſſe. Sein Gefaͤhrte war ſchon zu ſehr gewohnt, einen Vorzug vor ihm zu ha- ben, als daß er ſich itzt ſo ruhig von ihm uͤberholen laſſen ſollte: es kam ihm als ein Eingriff in ſeine Rechte vor, ſein Neid wurde rege, und da er ihm nichts entgegenzuſetzen hatte, ſo wuchs er taͤglich im Stillen, bis er mit Sturm ausbrach. Er ſuchte Urſache zum Zwiſte, und wie leicht kann jedem in dieſer Welt damit gedient werden! Er fand ſie, Belphegor gab nach, bis er endlich durch den Ungeſtuͤm des Andern gleichfalls erhitzt wurde; es wurde offner Krieg, worinne Belphegor den Kuͤrzern zog: ſein Gefaͤhrte pluͤnderte ihn, und verſetzte ihn in einen Zuſtand, daß er ihm nicht ſogleich nachfol- gen konnte, entfloh und trennte ſich von ihm auf ewig. Belphegor lag mit blutendem Geſichte und halbgelaͤhmten Lenden an einem kleinen Fluſſe, wo er abermals uͤber Welt und Men- ſchen ſein Klagelied ſang und von den Be- ſchwerlichkeiten des vorigen Treffens aus- ruhte. Endlich da er weiter nichts vor ſich ſah,

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/130>, abgerufen am 22.12.2024.