viertenmale niederkam, so biß sich ihre Nei- derinn vor Zorn und Unwillen bey der ersten Nachricht davon so heftig in die Unterlippe, daß man sie ablösen mußte, um eine Ent- zündung des ganzen Gesichts zu verhindern. Kaum hatte sie den Schmerz ausgestanden, als ihr die Rachsucht den grausamen Ent- schluß eingab, die Wöchnerinn nebst ihrer Frucht im Bette zu verbrennen: sie gab ih- rer Partey Befehl dazu, die mit der größ- ten Bereitwilligkeit eilte, ihn zu vollstrecken. Im Augenblicke loderten die Flammen in ihrem Zimmer und allen Ecken hervor, er- griffen die nächst daran stoßenden, verbrei- teten sich weiter, und in wenig Minuten war der ganze Palast in Rauch und Flam- men gehüllt: man rettete sich, wie man konnte, und mit dem größten Theile der Sklavinnen entlief ich, um ein leichter Joch zu finden, als das wir bey unserm gegen- wärtigen Tyrannen zu tragen hatten: doch wir wurden von etlichen Verschnittnen ein- geholt, gemustert und bis auf eine kleine Anzahl verkauft, bey welcher Gelegenheit ich in die Hände des großen mächtigen Fali gerieth, um die Aufwärterinn einer seiner
Bey-
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viertenmale niederkam, ſo biß ſich ihre Nei- derinn vor Zorn und Unwillen bey der erſten Nachricht davon ſo heftig in die Unterlippe, daß man ſie abloͤſen mußte, um eine Ent- zuͤndung des ganzen Geſichts zu verhindern. Kaum hatte ſie den Schmerz ausgeſtanden, als ihr die Rachſucht den grauſamen Ent- ſchluß eingab, die Woͤchnerinn nebſt ihrer Frucht im Bette zu verbrennen: ſie gab ih- rer Partey Befehl dazu, die mit der groͤß- ten Bereitwilligkeit eilte, ihn zu vollſtrecken. Im Augenblicke loderten die Flammen in ihrem Zimmer und allen Ecken hervor, er- griffen die naͤchſt daran ſtoßenden, verbrei- teten ſich weiter, und in wenig Minuten war der ganze Palaſt in Rauch und Flam- men gehuͤllt: man rettete ſich, wie man konnte, und mit dem groͤßten Theile der Sklavinnen entlief ich, um ein leichter Joch zu finden, als das wir bey unſerm gegen- waͤrtigen Tyrannen zu tragen hatten: doch wir wurden von etlichen Verſchnittnen ein- geholt, gemuſtert und bis auf eine kleine Anzahl verkauft, bey welcher Gelegenheit ich in die Haͤnde des großen maͤchtigen Fali gerieth, um die Aufwaͤrterinn einer ſeiner
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viertenmale niederkam, ſo biß ſich ihre Nei-
derinn vor Zorn und Unwillen bey der erſten
Nachricht davon ſo heftig in die Unterlippe,
daß man ſie abloͤſen mußte, um eine Ent-
zuͤndung des ganzen Geſichts zu verhindern.
Kaum hatte ſie den Schmerz ausgeſtanden,
als ihr die Rachſucht den grauſamen Ent-
ſchluß eingab, die Woͤchnerinn nebſt ihrer
Frucht im Bette zu verbrennen: ſie gab ih-
rer Partey Befehl dazu, die mit der groͤß-
ten Bereitwilligkeit eilte, ihn zu vollſtrecken.
Im Augenblicke loderten die Flammen in
ihrem Zimmer und allen Ecken hervor, er-
griffen die naͤchſt daran ſtoßenden, verbrei-
teten ſich weiter, und in wenig Minuten
war der ganze Palaſt in Rauch und Flam-
men gehuͤllt: man rettete ſich, wie man
konnte, und mit dem groͤßten Theile der
Sklavinnen entlief ich, um ein leichter Joch
zu finden, als das wir bey unſerm gegen-
waͤrtigen Tyrannen zu tragen hatten: doch
wir wurden von etlichen Verſchnittnen ein-
geholt, gemuſtert und bis auf eine kleine
Anzahl verkauft, bey welcher Gelegenheit ich
in die Haͤnde des großen maͤchtigen Fali
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/139>, abgerufen am 22.12.2024.
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