und Erstaunen mit meinen Blumen in den Palast zurück. Ich mußte jeden der fol- genden Tage Blumen suchen; ich glaubte jedesmal den alten Evnuchen zu finden, um etwas bestimmteres von meinem bevorste- henden Glücke zu erfahren: allein statt sei- ner kam den dritten Tag der große Fali und eine kleine Weile darauf der alte Evnu- che, der uns aber bald wieder verließ, nach- dem er mir einen verstohlnen Wink gegeben hatte, die Gelegenheit zu nützen. Ich nahm die schönste unter meinen Blumen, über- reichte sie ihm demüthig und warf mich vor ihm nieder. Herr, sprach ich, siehe in Gna- den das geringe Geschenk deiner Magd an und verschmähe nicht die Gabe ihrer Hän- de! -- Er befahl mir aufzusehn, und ver- sicherte mich sehr freundlich, daß ich Gnade vor seinen Augen gefunden hätte, worauf er mir zu meiner Arbeit zurückzukehren gebot und mich verließ. Ich pflückte gedanken- voll weiter und fand in diesem Räthsel alles unauflöslich: ich brachte vier und zwanzig Stunden in der quälendsten Ungewisheit zu, bis der alte Evnuche zu mir kam und mir das Geheimniß zum Theil entwickelte.
Du
und Erſtaunen mit meinen Blumen in den Palaſt zuruͤck. Ich mußte jeden der fol- genden Tage Blumen ſuchen; ich glaubte jedesmal den alten Evnuchen zu finden, um etwas beſtimmteres von meinem bevorſte- henden Gluͤcke zu erfahren: allein ſtatt ſei- ner kam den dritten Tag der große Fali und eine kleine Weile darauf der alte Evnu- che, der uns aber bald wieder verließ, nach- dem er mir einen verſtohlnen Wink gegeben hatte, die Gelegenheit zu nuͤtzen. Ich nahm die ſchoͤnſte unter meinen Blumen, uͤber- reichte ſie ihm demuͤthig und warf mich vor ihm nieder. Herr, ſprach ich, ſiehe in Gna- den das geringe Geſchenk deiner Magd an und verſchmaͤhe nicht die Gabe ihrer Haͤn- de! — Er befahl mir aufzuſehn, und ver- ſicherte mich ſehr freundlich, daß ich Gnade vor ſeinen Augen gefunden haͤtte, worauf er mir zu meiner Arbeit zuruͤckzukehren gebot und mich verließ. Ich pfluͤckte gedanken- voll weiter und fand in dieſem Raͤthſel alles unaufloͤslich: ich brachte vier und zwanzig Stunden in der quaͤlendſten Ungewisheit zu, bis der alte Evnuche zu mir kam und mir das Geheimniß zum Theil entwickelte.
Du
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0142"n="136"/>
und Erſtaunen mit meinen Blumen in den<lb/>
Palaſt zuruͤck. Ich mußte jeden der fol-<lb/>
genden Tage Blumen ſuchen; ich glaubte<lb/>
jedesmal den alten Evnuchen zu finden, um<lb/>
etwas beſtimmteres von meinem bevorſte-<lb/>
henden Gluͤcke zu erfahren: allein ſtatt ſei-<lb/>
ner kam den dritten Tag der große Fali<lb/>
und eine kleine Weile darauf der alte Evnu-<lb/>
che, der uns aber bald wieder verließ, nach-<lb/>
dem er mir einen verſtohlnen Wink gegeben<lb/>
hatte, die Gelegenheit zu nuͤtzen. Ich nahm<lb/>
die ſchoͤnſte unter meinen Blumen, uͤber-<lb/>
reichte ſie ihm demuͤthig und warf mich vor<lb/>
ihm nieder. Herr, ſprach ich, ſiehe in Gna-<lb/>
den das geringe Geſchenk deiner Magd an<lb/>
und verſchmaͤhe nicht die Gabe ihrer Haͤn-<lb/>
de! — Er befahl mir aufzuſehn, und ver-<lb/>ſicherte mich ſehr freundlich, daß ich Gnade<lb/>
vor ſeinen Augen gefunden haͤtte, worauf<lb/>
er mir zu meiner Arbeit zuruͤckzukehren gebot<lb/>
und mich verließ. Ich pfluͤckte gedanken-<lb/>
voll weiter und fand in dieſem Raͤthſel alles<lb/>
unaufloͤslich: ich brachte vier und zwanzig<lb/>
Stunden in der quaͤlendſten Ungewisheit<lb/>
zu, bis der alte Evnuche zu mir kam und<lb/>
mir das Geheimniß zum Theil entwickelte.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Du</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[136/0142]
und Erſtaunen mit meinen Blumen in den
Palaſt zuruͤck. Ich mußte jeden der fol-
genden Tage Blumen ſuchen; ich glaubte
jedesmal den alten Evnuchen zu finden, um
etwas beſtimmteres von meinem bevorſte-
henden Gluͤcke zu erfahren: allein ſtatt ſei-
ner kam den dritten Tag der große Fali
und eine kleine Weile darauf der alte Evnu-
che, der uns aber bald wieder verließ, nach-
dem er mir einen verſtohlnen Wink gegeben
hatte, die Gelegenheit zu nuͤtzen. Ich nahm
die ſchoͤnſte unter meinen Blumen, uͤber-
reichte ſie ihm demuͤthig und warf mich vor
ihm nieder. Herr, ſprach ich, ſiehe in Gna-
den das geringe Geſchenk deiner Magd an
und verſchmaͤhe nicht die Gabe ihrer Haͤn-
de! — Er befahl mir aufzuſehn, und ver-
ſicherte mich ſehr freundlich, daß ich Gnade
vor ſeinen Augen gefunden haͤtte, worauf
er mir zu meiner Arbeit zuruͤckzukehren gebot
und mich verließ. Ich pfluͤckte gedanken-
voll weiter und fand in dieſem Raͤthſel alles
unaufloͤslich: ich brachte vier und zwanzig
Stunden in der quaͤlendſten Ungewisheit
zu, bis der alte Evnuche zu mir kam und
mir das Geheimniß zum Theil entwickelte.
Du
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/142>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.