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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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zerwühlen und die Befestigung derselben so
locker machen, daß sie unfehlbar herunter-
fallen und mich tödten mußte. Ob man
gleich bey diesem mörderischen Anschlage die
nöthigsten Maasregeln ergriffen hatte, um
den völligen Einsturz zu veranstalten, wenn
ich den Untergang nicht vermeiden konnte,
so kam doch der Zufall ihren weisen Veran-
staltungen zuvor, und warf die Decke mit
einem gewaltigen Krachen hernieder, als
ich eben auf den glücklichen Sofa in den
Armen des großen Fali in der vollsten Em-
pfindung lag. Der Feldherr, der über diese
Störung seines Vergnügens ergrimmte,
forschte nach dem Thäter; denn man fand
deutliche Spuren, daß Kunst gebraucht wor-
den war, den Fall zu befördern: er forschte
mit aller Strenge nach ihm, doch ohne ihn
zu entdecken. Diese Fruchtlosigkeit seiner
Bemühung ließ ihm eine Verschwörung ver-
muthen, in welche, wo nicht das ganze
Harem, doch wenigstens der größte Theil
desselben verwickelt seyn mußte: theils um
zu strafen, theils um abzuschrecken, ließ er
ein schreckliches Blutbad anrichten, das die
Hälfte des Serails und mit derselben auch

meine

zerwuͤhlen und die Befeſtigung derſelben ſo
locker machen, daß ſie unfehlbar herunter-
fallen und mich toͤdten mußte. Ob man
gleich bey dieſem moͤrderiſchen Anſchlage die
noͤthigſten Maasregeln ergriffen hatte, um
den voͤlligen Einſturz zu veranſtalten, wenn
ich den Untergang nicht vermeiden konnte,
ſo kam doch der Zufall ihren weiſen Veran-
ſtaltungen zuvor, und warf die Decke mit
einem gewaltigen Krachen hernieder, als
ich eben auf den gluͤcklichen Sofa in den
Armen des großen Fali in der vollſten Em-
pfindung lag. Der Feldherr, der uͤber dieſe
Stoͤrung ſeines Vergnuͤgens ergrimmte,
forſchte nach dem Thaͤter; denn man fand
deutliche Spuren, daß Kunſt gebraucht wor-
den war, den Fall zu befoͤrdern: er forſchte
mit aller Strenge nach ihm, doch ohne ihn
zu entdecken. Dieſe Fruchtloſigkeit ſeiner
Bemuͤhung ließ ihm eine Verſchwoͤrung ver-
muthen, in welche, wo nicht das ganze
Harem, doch wenigſtens der groͤßte Theil
deſſelben verwickelt ſeyn mußte: theils um
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[139/0145] zerwuͤhlen und die Befeſtigung derſelben ſo locker machen, daß ſie unfehlbar herunter- fallen und mich toͤdten mußte. Ob man gleich bey dieſem moͤrderiſchen Anſchlage die noͤthigſten Maasregeln ergriffen hatte, um den voͤlligen Einſturz zu veranſtalten, wenn ich den Untergang nicht vermeiden konnte, ſo kam doch der Zufall ihren weiſen Veran- ſtaltungen zuvor, und warf die Decke mit einem gewaltigen Krachen hernieder, als ich eben auf den gluͤcklichen Sofa in den Armen des großen Fali in der vollſten Em- pfindung lag. Der Feldherr, der uͤber dieſe Stoͤrung ſeines Vergnuͤgens ergrimmte, forſchte nach dem Thaͤter; denn man fand deutliche Spuren, daß Kunſt gebraucht wor- den war, den Fall zu befoͤrdern: er forſchte mit aller Strenge nach ihm, doch ohne ihn zu entdecken. Dieſe Fruchtloſigkeit ſeiner Bemuͤhung ließ ihm eine Verſchwoͤrung ver- muthen, in welche, wo nicht das ganze Harem, doch wenigſtens der groͤßte Theil deſſelben verwickelt ſeyn mußte: theils um zu ſtrafen, theils um abzuſchrecken, ließ er ein ſchreckliches Blutbad anrichten, das die Haͤlfte des Serails und mit derſelben auch meine

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/145>, abgerufen am 22.12.2024.