Declamationen und befahl mir zu wählen, und dann zu hören, was ich gewählt hätte. Keine Verlegenheit kann in der Welt größer gewesen seyn, als die meinige damals: sich selbst, oder seinen Wohlthäter schaden müs- sen, ein trauriger Wechsel! Ich gehorchte dem Verlangen meiner Selbsterhaltung und bezeigte mich zu den Anschlägen des bösen Evnuchen bereitwillig, der mich alsdann durch den schrecklichsten Schwur die Bewah- rung des Geheimnisses angeloben ließ. Der große Edzar, fieng der Bösewicht an, der Nebenbuhler unsers Herrn, hat mich zu der Ausführung seiner Absichten ausersehen; ich habe mich ihm verpflichtet und muß schlech- terdings seinen Auftrag zu Stande bringen. Er gebot mir eine von den niedrigsten Skla- vinnen in die Gunst des Fali zu bringen, deren Glück in meiner Gewalt wäre, und die also entweder sich in unsre Entwürfe fü- gen oder ihrer eignen Erhaltung entsagen müßte: ich wählte dich dazu, und du hast dein Glück dem Glücke eines andern vorge- zogen, was man leicht voraussehn konnte. Vernimm also was dir weiter zu thun ob- liegt! Der große mächtige Herr deines
Herrn
Declamationen und befahl mir zu waͤhlen, und dann zu hoͤren, was ich gewaͤhlt haͤtte. Keine Verlegenheit kann in der Welt groͤßer geweſen ſeyn, als die meinige damals: ſich ſelbſt, oder ſeinen Wohlthaͤter ſchaden muͤſ- ſen, ein trauriger Wechſel! Ich gehorchte dem Verlangen meiner Selbſterhaltung und bezeigte mich zu den Anſchlaͤgen des boͤſen Evnuchen bereitwillig, der mich alsdann durch den ſchrecklichſten Schwur die Bewah- rung des Geheimniſſes angeloben ließ. Der große Edzar, fieng der Boͤſewicht an, der Nebenbuhler unſers Herrn, hat mich zu der Ausfuͤhrung ſeiner Abſichten auserſehen; ich habe mich ihm verpflichtet und muß ſchlech- terdings ſeinen Auftrag zu Stande bringen. Er gebot mir eine von den niedrigſten Skla- vinnen in die Gunſt des Fali zu bringen, deren Gluͤck in meiner Gewalt waͤre, und die alſo entweder ſich in unſre Entwuͤrfe fuͤ- gen oder ihrer eignen Erhaltung entſagen muͤßte: ich waͤhlte dich dazu, und du haſt dein Gluͤck dem Gluͤcke eines andern vorge- zogen, was man leicht vorausſehn konnte. Vernimm alſo was dir weiter zu thun ob- liegt! Der große maͤchtige Herr deines
Herrn
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Declamationen und befahl mir zu waͤhlen,
und dann zu hoͤren, was ich gewaͤhlt haͤtte.
Keine Verlegenheit kann in der Welt groͤßer
geweſen ſeyn, als die meinige damals: ſich
ſelbſt, oder ſeinen Wohlthaͤter ſchaden muͤſ-
ſen, ein trauriger Wechſel! Ich gehorchte
dem Verlangen meiner Selbſterhaltung und
bezeigte mich zu den Anſchlaͤgen des boͤſen
Evnuchen bereitwillig, der mich alsdann
durch den ſchrecklichſten Schwur die Bewah-
rung des Geheimniſſes angeloben ließ. Der
große Edzar, fieng der Boͤſewicht an, der
Nebenbuhler unſers Herrn, hat mich zu der
Ausfuͤhrung ſeiner Abſichten auserſehen; ich
habe mich ihm verpflichtet und muß ſchlech-
terdings ſeinen Auftrag zu Stande bringen.
Er gebot mir eine von den niedrigſten Skla-
vinnen in die Gunſt des Fali zu bringen,
deren Gluͤck in meiner Gewalt waͤre, und
die alſo entweder ſich in unſre Entwuͤrfe fuͤ-
gen oder ihrer eignen Erhaltung entſagen
muͤßte: ich waͤhlte dich dazu, und du haſt
dein Gluͤck dem Gluͤcke eines andern vorge-
zogen, was man leicht vorausſehn konnte.
Vernimm alſo was dir weiter zu thun ob-
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/147>, abgerufen am 22.12.2024.
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