Herrn wird dich von ihm verlangen: es wird ihm schwer werden, und ich will ma- chen, daß es ihm unmöglich wird, dich zu missen, eben so wie der Feldherr Edzar es bey seinem Herrn dahinbringen wird, daß es ihm unmöglich ist, dich nicht zu besitzen. Der erhabne Herrscher aller Herrscher wird über die Verweigerung deines Herrn er- grimmen, und siehe! so ist sein Fall gewiß, und du wirst zu der Umarmung des mäch- tigsten Regenten erhoben.
Die so lange vorher ausgesonnene Bos- heit wurde ihrer Ausführung täglich näher gebracht: in kurzer Zeit hatte der tückische Edzar seinen Herrn beredet, daß ich die größte Schönheit des Orientes sey, und diese Ueberredung war hinreichend, ihn bis zum Unsinne in mich verliebt zu machen, ob er mich gleich nie gesehn hatte. Er verlangte mich schlechterdings zu besitzen, und erwar- tete nichts weniger, als daß sein getreuer Knecht Fali seinen Wünschen den mindesten Wiederstand entgegensetzen werde! je mehr dieser wankte, dem Verlangen seines Herrn zu gehorsamen, je mehr feuerte der alte Evnuche seine Liebe an, je mehr suchte er
ihm
Herrn wird dich von ihm verlangen: es wird ihm ſchwer werden, und ich will ma- chen, daß es ihm unmoͤglich wird, dich zu miſſen, eben ſo wie der Feldherr Edzar es bey ſeinem Herrn dahinbringen wird, daß es ihm unmoͤglich iſt, dich nicht zu beſitzen. Der erhabne Herrſcher aller Herrſcher wird uͤber die Verweigerung deines Herrn er- grimmen, und ſiehe! ſo iſt ſein Fall gewiß, und du wirſt zu der Umarmung des maͤch- tigſten Regenten erhoben.
Die ſo lange vorher ausgeſonnene Bos- heit wurde ihrer Ausfuͤhrung taͤglich naͤher gebracht: in kurzer Zeit hatte der tuͤckiſche Edzar ſeinen Herrn beredet, daß ich die groͤßte Schoͤnheit des Orientes ſey, und dieſe Ueberredung war hinreichend, ihn bis zum Unſinne in mich verliebt zu machen, ob er mich gleich nie geſehn hatte. Er verlangte mich ſchlechterdings zu beſitzen, und erwar- tete nichts weniger, als daß ſein getreuer Knecht Fali ſeinen Wuͤnſchen den mindeſten Wiederſtand entgegenſetzen werde! je mehr dieſer wankte, dem Verlangen ſeines Herrn zu gehorſamen, je mehr feuerte der alte Evnuche ſeine Liebe an, je mehr ſuchte er
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Herrn wird dich von ihm verlangen: es
wird ihm ſchwer werden, und ich will ma-
chen, daß es ihm unmoͤglich wird, dich zu
miſſen, eben ſo wie der Feldherr Edzar es
bey ſeinem Herrn dahinbringen wird, daß
es ihm unmoͤglich iſt, dich nicht zu beſitzen.
Der erhabne Herrſcher aller Herrſcher wird
uͤber die Verweigerung deines Herrn er-
grimmen, und ſiehe! ſo iſt ſein Fall gewiß,
und du wirſt zu der Umarmung des maͤch-
tigſten Regenten erhoben.
Die ſo lange vorher ausgeſonnene Bos-
heit wurde ihrer Ausfuͤhrung taͤglich naͤher
gebracht: in kurzer Zeit hatte der tuͤckiſche
Edzar ſeinen Herrn beredet, daß ich die
groͤßte Schoͤnheit des Orientes ſey, und dieſe
Ueberredung war hinreichend, ihn bis zum
Unſinne in mich verliebt zu machen, ob er
mich gleich nie geſehn hatte. Er verlangte
mich ſchlechterdings zu beſitzen, und erwar-
tete nichts weniger, als daß ſein getreuer
Knecht Fali ſeinen Wuͤnſchen den mindeſten
Wiederſtand entgegenſetzen werde! je mehr
dieſer wankte, dem Verlangen ſeines Herrn
zu gehorſamen, je mehr feuerte der alte
Evnuche ſeine Liebe an, je mehr ſuchte er
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/148>, abgerufen am 22.12.2024.
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