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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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ihm glauben zu machen, daß er ohne mich
der unglücklichste Sterbliche sey, und sich da-
her den ungerechten Zumuthungen seines
Herrn gerade zu wiedersetzen müsse: der alte
Bösewicht, um den Untergang seines Herrn
desto schneller zu befödern, rieth ihm sogar,
den Antrag der Härte und Unwillen abzu-
weisen. Auf der andern Seite blies Edzar
die Leidenschaft des Despoten unermüdet an,
und die beiden Alten, der König und sein
Feldherr Fali, waren wie zween gierige
Raubthiere, die sich auf die Aufmunterung
und Loshetzung jener beiden Verbrecher um
mich, ihre Beute, haßten, verfolgten und
lieber gar gewürgt hätten. Der König mußte
meinen Herrn schonen, wenn er sich nicht
der Gefahr eines Aufruhrs aussetzen wollte:
denn Fali war der Liebling aller Soldaten,
die ihn, wie ihren Vater, vor jeder Verle-
tzung zu sichern suchten und für seine Erhal-
tung ihre eigne verachtet hätten. In dieser
quälenden Verlegenheit griff er nach der List
und wollte mich durch verdeckte Wege aus
den Händen des widerspenstigen Fali reißen:
Edzar erfuhr seinen Anschlag und begün-
stigt ihn. Man legte an dem Theile des

Pala-
K

ihm glauben zu machen, daß er ohne mich
der ungluͤcklichſte Sterbliche ſey, und ſich da-
her den ungerechten Zumuthungen ſeines
Herrn gerade zu wiederſetzen muͤſſe: der alte
Boͤſewicht, um den Untergang ſeines Herrn
deſto ſchneller zu befoͤdern, rieth ihm ſogar,
den Antrag der Haͤrte und Unwillen abzu-
weiſen. Auf der andern Seite blies Edzar
die Leidenſchaft des Deſpoten unermuͤdet an,
und die beiden Alten, der Koͤnig und ſein
Feldherr Fali, waren wie zween gierige
Raubthiere, die ſich auf die Aufmunterung
und Loshetzung jener beiden Verbrecher um
mich, ihre Beute, haßten, verfolgten und
lieber gar gewuͤrgt haͤtten. Der Koͤnig mußte
meinen Herrn ſchonen, wenn er ſich nicht
der Gefahr eines Aufruhrs ausſetzen wollte:
denn Fali war der Liebling aller Soldaten,
die ihn, wie ihren Vater, vor jeder Verle-
tzung zu ſichern ſuchten und fuͤr ſeine Erhal-
tung ihre eigne verachtet haͤtten. In dieſer
quaͤlenden Verlegenheit griff er nach der Liſt
und wollte mich durch verdeckte Wege aus
den Haͤnden des widerſpenſtigen Fali reißen:
Edzar erfuhr ſeinen Anſchlag und beguͤn-
ſtigt ihn. Man legte an dem Theile des

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[143/0149] ihm glauben zu machen, daß er ohne mich der ungluͤcklichſte Sterbliche ſey, und ſich da- her den ungerechten Zumuthungen ſeines Herrn gerade zu wiederſetzen muͤſſe: der alte Boͤſewicht, um den Untergang ſeines Herrn deſto ſchneller zu befoͤdern, rieth ihm ſogar, den Antrag der Haͤrte und Unwillen abzu- weiſen. Auf der andern Seite blies Edzar die Leidenſchaft des Deſpoten unermuͤdet an, und die beiden Alten, der Koͤnig und ſein Feldherr Fali, waren wie zween gierige Raubthiere, die ſich auf die Aufmunterung und Loshetzung jener beiden Verbrecher um mich, ihre Beute, haßten, verfolgten und lieber gar gewuͤrgt haͤtten. Der Koͤnig mußte meinen Herrn ſchonen, wenn er ſich nicht der Gefahr eines Aufruhrs ausſetzen wollte: denn Fali war der Liebling aller Soldaten, die ihn, wie ihren Vater, vor jeder Verle- tzung zu ſichern ſuchten und fuͤr ſeine Erhal- tung ihre eigne verachtet haͤtten. In dieſer quaͤlenden Verlegenheit griff er nach der Liſt und wollte mich durch verdeckte Wege aus den Haͤnden des widerſpenſtigen Fali reißen: Edzar erfuhr ſeinen Anſchlag und beguͤn- ſtigt ihn. Man legte an dem Theile des Pala- K

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/149>, abgerufen am 22.12.2024.