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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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ärger als Edzar, der gottlose Anstifter des
Verbrechens, behandelt werden? Mit Ei-
nem kurzen Hiebe war sein Leben und seine
Marter aus: aber ich Elende wurde von
zween wilden Evnuchen zum Serail unter
tausend empfindlichen Hieben hinausgetrie-
ben, dem Schmerze, dem Kummer, der
Dürftigkeit und allen nur erdenklichen Un-
glücksseligkeiten übergeben; ich mußte vier-
und zwanzig Stunden lang unter freyem
Himmel, allen Unfällen der Witterung aus-
gesetzt, mit einem von Blute unterlaufnen
Rücken liegen, durch die Barmherzigkeit
eines Fremden in ein Haus gebracht, geheilt
und durch seine plözliche Abreise mitten in der
Kur dem Elende von neuem ausgesetzt wer-
den, ich mußte von Almosen leben und die
meiste Zeit hungern, ich mußte endlich, um
weniger zu hungern, mich der Willkühr
eines jeden überlassen und -- -- hier ver-
siummte sie.

Alles verdiente Strafen! fuhr Belphegor
hastig auf, für die lahme Hüfte, die du
mir -- -- hier besann er sich: denn Akante
sah ihn sehr ernsthaft und bedenklich an;
und weil ein Argwohn leicht Gründe zur

Gewiß-

aͤrger als Edzar, der gottloſe Anſtifter des
Verbrechens, behandelt werden? Mit Ei-
nem kurzen Hiebe war ſein Leben und ſeine
Marter aus: aber ich Elende wurde von
zween wilden Evnuchen zum Serail unter
tauſend empfindlichen Hieben hinausgetrie-
ben, dem Schmerze, dem Kummer, der
Duͤrftigkeit und allen nur erdenklichen Un-
gluͤcksſeligkeiten uͤbergeben; ich mußte vier-
und zwanzig Stunden lang unter freyem
Himmel, allen Unfaͤllen der Witterung aus-
geſetzt, mit einem von Blute unterlaufnen
Ruͤcken liegen, durch die Barmherzigkeit
eines Fremden in ein Haus gebracht, geheilt
und durch ſeine ploͤzliche Abreiſe mitten in der
Kur dem Elende von neuem ausgeſetzt wer-
den, ich mußte von Almoſen leben und die
meiſte Zeit hungern, ich mußte endlich, um
weniger zu hungern, mich der Willkuͤhr
eines jeden uͤberlaſſen und — — hier ver-
ſiummte ſie.

Alles verdiente Strafen! fuhr Belphegor
haſtig auf, fuͤr die lahme Huͤfte, die du
mir — — hier beſann er ſich: denn Akante
ſah ihn ſehr ernſthaft und bedenklich an;
und weil ein Argwohn leicht Gruͤnde zur

Gewiß-
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[148/0154] aͤrger als Edzar, der gottloſe Anſtifter des Verbrechens, behandelt werden? Mit Ei- nem kurzen Hiebe war ſein Leben und ſeine Marter aus: aber ich Elende wurde von zween wilden Evnuchen zum Serail unter tauſend empfindlichen Hieben hinausgetrie- ben, dem Schmerze, dem Kummer, der Duͤrftigkeit und allen nur erdenklichen Un- gluͤcksſeligkeiten uͤbergeben; ich mußte vier- und zwanzig Stunden lang unter freyem Himmel, allen Unfaͤllen der Witterung aus- geſetzt, mit einem von Blute unterlaufnen Ruͤcken liegen, durch die Barmherzigkeit eines Fremden in ein Haus gebracht, geheilt und durch ſeine ploͤzliche Abreiſe mitten in der Kur dem Elende von neuem ausgeſetzt wer- den, ich mußte von Almoſen leben und die meiſte Zeit hungern, ich mußte endlich, um weniger zu hungern, mich der Willkuͤhr eines jeden uͤberlaſſen und — — hier ver- ſiummte ſie. Alles verdiente Strafen! fuhr Belphegor haſtig auf, fuͤr die lahme Huͤfte, die du mir — — hier beſann er ſich: denn Akante ſah ihn ſehr ernſthaft und bedenklich an; und weil ein Argwohn leicht Gruͤnde zur Gewiß-

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/154>, abgerufen am 22.12.2024.