anfienge Feuer zu fangen; sein Herz schlug gleichfalls schneller, und in allen seinen Adern regte sich seine vorige Tapferkeit: allein zu Akantens Begeisterung konnte er sich doch nicht erheben, um das Mißliche und Phan- tastische in der vorgeschlagnen Unterneh- mung nicht zu fühlen. Die ganze Sache war: Akante hatte kurz vor ihrer Zusammen- kunft mit Belphegorn von einem ihrer Lieb- haber, weil er ihr seine Erkenntlichkeit nicht besser zu beweisen wußte, eine große Schach- tel mit Opium empfangen, wovon sie in der Geschwindigkeit eine ziemliche Portion verschluckte, die ihre Nerven zu jenem Schwunge der Begeisterung anspannte, daß sie ein solches phantastisches Projekt entwer- fen und Belphegorn mit solcher Lebhaftigkeit zur Ausführung antreiben konnte.
Da sie endlich nach vielen Zunöthigungen gewahr wurde, daß ihr Gesellschafter nie genug befeuert werden konnte, so bot sie ihm in einer Art von Trunkenheit das Mittel an, das bey ihr eine so wirksame Kraft geäußert hatte. -- Nimm, sprach sie, und iß! Diese Frucht muß deiner Einbildungskraft Flügel ansetzen, sie muß dich über dich selbst em-
por-
anfienge Feuer zu fangen; ſein Herz ſchlug gleichfalls ſchneller, und in allen ſeinen Adern regte ſich ſeine vorige Tapferkeit: allein zu Akantens Begeiſterung konnte er ſich doch nicht erheben, um das Mißliche und Phan- taſtiſche in der vorgeſchlagnen Unterneh- mung nicht zu fuͤhlen. Die ganze Sache war: Akante hatte kurz vor ihrer Zuſammen- kunft mit Belphegorn von einem ihrer Lieb- haber, weil er ihr ſeine Erkenntlichkeit nicht beſſer zu beweiſen wußte, eine große Schach- tel mit Opium empfangen, wovon ſie in der Geſchwindigkeit eine ziemliche Portion verſchluckte, die ihre Nerven zu jenem Schwunge der Begeiſterung anſpannte, daß ſie ein ſolches phantaſtiſches Projekt entwer- fen und Belphegorn mit ſolcher Lebhaftigkeit zur Ausfuͤhrung antreiben konnte.
Da ſie endlich nach vielen Zunoͤthigungen gewahr wurde, daß ihr Geſellſchafter nie genug befeuert werden konnte, ſo bot ſie ihm in einer Art von Trunkenheit das Mittel an, das bey ihr eine ſo wirkſame Kraft geaͤußert hatte. — Nimm, ſprach ſie, und iß! Dieſe Frucht muß deiner Einbildungskraft Fluͤgel anſetzen, ſie muß dich uͤber dich ſelbſt em-
por-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0161"n="155"/>
anfienge Feuer zu fangen; ſein Herz ſchlug<lb/>
gleichfalls ſchneller, und in allen ſeinen Adern<lb/>
regte ſich ſeine vorige Tapferkeit: allein zu<lb/>
Akantens Begeiſterung konnte er ſich doch<lb/>
nicht erheben, um das Mißliche und Phan-<lb/>
taſtiſche in der vorgeſchlagnen Unterneh-<lb/>
mung nicht zu fuͤhlen. Die ganze Sache<lb/>
war: Akante hatte kurz vor ihrer Zuſammen-<lb/>
kunft mit Belphegorn von einem ihrer Lieb-<lb/>
haber, weil er ihr ſeine Erkenntlichkeit nicht<lb/>
beſſer zu beweiſen wußte, eine große Schach-<lb/>
tel mit Opium empfangen, wovon ſie in<lb/>
der Geſchwindigkeit eine ziemliche Portion<lb/>
verſchluckte, die ihre Nerven zu jenem<lb/>
Schwunge der Begeiſterung anſpannte, daß<lb/>ſie ein ſolches phantaſtiſches Projekt entwer-<lb/>
fen und Belphegorn mit ſolcher Lebhaftigkeit<lb/>
zur Ausfuͤhrung antreiben konnte.</p><lb/><p>Da ſie endlich nach vielen Zunoͤthigungen<lb/>
gewahr wurde, daß ihr Geſellſchafter nie<lb/>
genug befeuert werden konnte, ſo bot ſie ihm<lb/>
in einer Art von Trunkenheit das Mittel an,<lb/>
das bey ihr eine ſo wirkſame Kraft geaͤußert<lb/>
hatte. — Nimm, ſprach ſie, und iß! Dieſe<lb/>
Frucht muß deiner Einbildungskraft Fluͤgel<lb/>
anſetzen, ſie muß dich uͤber dich ſelbſt em-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">por-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[155/0161]
anfienge Feuer zu fangen; ſein Herz ſchlug
gleichfalls ſchneller, und in allen ſeinen Adern
regte ſich ſeine vorige Tapferkeit: allein zu
Akantens Begeiſterung konnte er ſich doch
nicht erheben, um das Mißliche und Phan-
taſtiſche in der vorgeſchlagnen Unterneh-
mung nicht zu fuͤhlen. Die ganze Sache
war: Akante hatte kurz vor ihrer Zuſammen-
kunft mit Belphegorn von einem ihrer Lieb-
haber, weil er ihr ſeine Erkenntlichkeit nicht
beſſer zu beweiſen wußte, eine große Schach-
tel mit Opium empfangen, wovon ſie in
der Geſchwindigkeit eine ziemliche Portion
verſchluckte, die ihre Nerven zu jenem
Schwunge der Begeiſterung anſpannte, daß
ſie ein ſolches phantaſtiſches Projekt entwer-
fen und Belphegorn mit ſolcher Lebhaftigkeit
zur Ausfuͤhrung antreiben konnte.
Da ſie endlich nach vielen Zunoͤthigungen
gewahr wurde, daß ihr Geſellſchafter nie
genug befeuert werden konnte, ſo bot ſie ihm
in einer Art von Trunkenheit das Mittel an,
das bey ihr eine ſo wirkſame Kraft geaͤußert
hatte. — Nimm, ſprach ſie, und iß! Dieſe
Frucht muß deiner Einbildungskraft Fluͤgel
anſetzen, ſie muß dich uͤber dich ſelbſt em-
por-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/161>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.