verlangten von dem Manne die Befreyung seines Weibes und seiner Töchter aus der häuslichen Sklaverey. Der Mann, der weder ihre Anrede noch ihre Foderung ver- stand, aber doch aus ihrem Betragen schlies- sen konnte, daß sie nichts weniger als in friedlichen Absichten zu ihm kamen, hielt es für rathsam allen Gewaltthätigkeiten vorzu- beugen, weil es noch in seiner Macht stünde, setzte sich zur Gegenwehr, und seine Weiber, zu deren Erlösung unsre Helden ausgereist waren, gesellten sich zu ihnen wider ihre Be- freyer, die sie mit Faustschlägen, Nägelkratzen und andern Waffen zum Hause hinauskom- plimentirten, vor der Thüre ließen und in Friede und siegreich wieder in ihre vier Mauern zurückkehrten.
Theils von ihren ritterlichen Thaten und den empfangnen Schlägen, theils von der Ueberspannung des Opiums ermüdet, blie- ben sie beide auf dem nämlichen Flecke lie- gen, wohin sie der letzte feindliche Stoß ver- setzt hatte, und im kurzen waren sie in dem tiessten Schlaf, worinne sie unter den schwär- merischsten Träumen und Entzückungen bis zum Morgen verblieben.
Als
verlangten von dem Manne die Befreyung ſeines Weibes und ſeiner Toͤchter aus der haͤuslichen Sklaverey. Der Mann, der weder ihre Anrede noch ihre Foderung ver- ſtand, aber doch aus ihrem Betragen ſchlieſ- ſen konnte, daß ſie nichts weniger als in friedlichen Abſichten zu ihm kamen, hielt es fuͤr rathſam allen Gewaltthaͤtigkeiten vorzu- beugen, weil es noch in ſeiner Macht ſtuͤnde, ſetzte ſich zur Gegenwehr, und ſeine Weiber, zu deren Erloͤſung unſre Helden ausgereiſt waren, geſellten ſich zu ihnen wider ihre Be- freyer, die ſie mit Fauſtſchlaͤgen, Naͤgelkratzen und andern Waffen zum Hauſe hinauskom- plimentirten, vor der Thuͤre ließen und in Friede und ſiegreich wieder in ihre vier Mauern zuruͤckkehrten.
Theils von ihren ritterlichen Thaten und den empfangnen Schlaͤgen, theils von der Ueberſpannung des Opiums ermuͤdet, blie- ben ſie beide auf dem naͤmlichen Flecke lie- gen, wohin ſie der letzte feindliche Stoß ver- ſetzt hatte, und im kurzen waren ſie in dem tieſſten Schlaf, worinne ſie unter den ſchwaͤr- meriſchſten Traͤumen und Entzuͤckungen bis zum Morgen verblieben.
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verlangten von dem Manne die Befreyung
ſeines Weibes und ſeiner Toͤchter aus der
haͤuslichen Sklaverey. Der Mann, der
weder ihre Anrede noch ihre Foderung ver-
ſtand, aber doch aus ihrem Betragen ſchlieſ-
ſen konnte, daß ſie nichts weniger als in
friedlichen Abſichten zu ihm kamen, hielt es
fuͤr rathſam allen Gewaltthaͤtigkeiten vorzu-
beugen, weil es noch in ſeiner Macht ſtuͤnde,
ſetzte ſich zur Gegenwehr, und ſeine Weiber,
zu deren Erloͤſung unſre Helden ausgereiſt
waren, geſellten ſich zu ihnen wider ihre Be-
freyer, die ſie mit Fauſtſchlaͤgen, Naͤgelkratzen
und andern Waffen zum Hauſe hinauskom-
plimentirten, vor der Thuͤre ließen und in
Friede und ſiegreich wieder in ihre vier
Mauern zuruͤckkehrten.
Theils von ihren ritterlichen Thaten und
den empfangnen Schlaͤgen, theils von der
Ueberſpannung des Opiums ermuͤdet, blie-
ben ſie beide auf dem naͤmlichen Flecke lie-
gen, wohin ſie der letzte feindliche Stoß ver-
ſetzt hatte, und im kurzen waren ſie in dem
tieſſten Schlaf, worinne ſie unter den ſchwaͤr-
meriſchſten Traͤumen und Entzuͤckungen bis
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/163>, abgerufen am 22.12.2024.
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