dem allgemeinen Kriege bleiben und so leid- lich ohne Schmerzen leben, wenn man sich nicht in das tolle Spiel der Welt mischt, wenigstens die Leute nicht einen vernünfti- gern Weg führen will, als sie selbst zufälli- ger Weise oder aus eigner Wahl eingeschla- gen haben. Ich sehe es wohl -- leider zu spät! -- daß ich selbst, von meinem war- men zelotischen Herze und von übertriebner Rechtschaffenheit verleitet, Millionen Schmer- zen auf mich geladen habe: aber wohl mir! dieses Meer führt mich nach Europa zurück, und da will ich mit dir, Akante, die gemein- schaftliches Ungemach an mich fesselt, glück- lich leben: denn Erfahrung hat mich auch klug gemacht, mein Feuer ist verdampft, und selbst der Neid der Menschen soll mir meine Rechnung auf ein ruhiges zufriednes Leben nicht verderben. -- Akante! freue dich! Unser Schicksal heitert sich auf.
Akante, die diese Aufheiterung in der Ent- deckung eines offnen weiten unbekannten Meeres nicht finden konnte, blieb ungerührt und beschloß mit einem Seufzer und dem Ausrufe: trauriges Schicksal!
Auch
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dem allgemeinen Kriege bleiben und ſo leid- lich ohne Schmerzen leben, wenn man ſich nicht in das tolle Spiel der Welt miſcht, wenigſtens die Leute nicht einen vernuͤnfti- gern Weg fuͤhren will, als ſie ſelbſt zufaͤlli- ger Weiſe oder aus eigner Wahl eingeſchla- gen haben. Ich ſehe es wohl — leider zu ſpaͤt! — daß ich ſelbſt, von meinem war- men zelotiſchen Herze und von uͤbertriebner Rechtſchaffenheit verleitet, Millionen Schmer- zen auf mich geladen habe: aber wohl mir! dieſes Meer fuͤhrt mich nach Europa zuruͤck, und da will ich mit dir, Akante, die gemein- ſchaftliches Ungemach an mich feſſelt, gluͤck- lich leben: denn Erfahrung hat mich auch klug gemacht, mein Feuer iſt verdampft, und ſelbſt der Neid der Menſchen ſoll mir meine Rechnung auf ein ruhiges zufriednes Leben nicht verderben. — Akante! freue dich! Unſer Schickſal heitert ſich auf.
Akante, die dieſe Aufheiterung in der Ent- deckung eines offnen weiten unbekannten Meeres nicht finden konnte, blieb ungeruͤhrt und beſchloß mit einem Seufzer und dem Ausrufe: trauriges Schickſal!
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dem allgemeinen Kriege bleiben und ſo leid-
lich ohne Schmerzen leben, wenn man ſich
nicht in das tolle Spiel der Welt miſcht,
wenigſtens die Leute nicht einen vernuͤnfti-
gern Weg fuͤhren will, als ſie ſelbſt zufaͤlli-
ger Weiſe oder aus eigner Wahl eingeſchla-
gen haben. Ich ſehe es wohl — leider zu
ſpaͤt! — daß ich ſelbſt, von meinem war-
men zelotiſchen Herze und von uͤbertriebner
Rechtſchaffenheit verleitet, Millionen Schmer-
zen auf mich geladen habe: aber wohl mir!
dieſes Meer fuͤhrt mich nach Europa zuruͤck,
und da will ich mit dir, Akante, die gemein-
ſchaftliches Ungemach an mich feſſelt, gluͤck-
lich leben: denn Erfahrung hat mich auch
klug gemacht, mein Feuer iſt verdampft, und
ſelbſt der Neid der Menſchen ſoll mir meine
Rechnung auf ein ruhiges zufriednes Leben
nicht verderben. — Akante! freue dich!
Unſer Schickſal heitert ſich auf.
Akante, die dieſe Aufheiterung in der Ent-
deckung eines offnen weiten unbekannten
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und beſchloß mit einem Seufzer und dem
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/169>, abgerufen am 22.12.2024.
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