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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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versahen, setzten sie ihre Führer unter einem
listigen Vorwande an einem weitausgedehn-
ten festen Lande aus, an welchem sie hin-
fuhren, woranf sie in ihre Kanote sprangen
und mit der größten Eilfertigkeit hinwegru-
derten. Die beiden Betrognen riefen ihnen
nach, aber vergeblich.

Abermals durch die Bosheit der Menschen
unglücklich! sprach Belphegor. Von einem
festen Lande zum andern fortgeschleppt, was
haben wir gewonnen? -- Daß wir nicht
die Vögel jenes Landes, sondern die Raub-
thiere dieses Bezirkes füttern! -- O Akante!
welch ein Ungeheuer ist der Mensch! Unbe-
leidigt, bey den größten Zeichen des Zu-
trauens, der Dankbarkeit, der Freundschaft
ist er doch, selbst außer dem Stande der
Gesellschaft, der hartherzigste Feind von
jedem, den er nicht kennt. Muß nicht tief
in die Seele der Zug der wechselseitigen
Feindschaft gegraben seyn, wenn er jeden
als seinen Gegner behandelt, ihm als sei-
nem Feinde nicht traut, so lange er nicht
durch die Bande der Gewohnheit und der
Gesellschaft mit ihm verknüpft ist? -- O
Fromal! du hattest Recht: die Menschen

sammel-

verſahen, ſetzten ſie ihre Fuͤhrer unter einem
liſtigen Vorwande an einem weitausgedehn-
ten feſten Lande aus, an welchem ſie hin-
fuhren, woranf ſie in ihre Kanote ſprangen
und mit der groͤßten Eilfertigkeit hinwegru-
derten. Die beiden Betrognen riefen ihnen
nach, aber vergeblich.

Abermals durch die Bosheit der Menſchen
ungluͤcklich! ſprach Belphegor. Von einem
feſten Lande zum andern fortgeſchleppt, was
haben wir gewonnen? — Daß wir nicht
die Voͤgel jenes Landes, ſondern die Raub-
thiere dieſes Bezirkes fuͤttern! — O Akante!
welch ein Ungeheuer iſt der Menſch! Unbe-
leidigt, bey den groͤßten Zeichen des Zu-
trauens, der Dankbarkeit, der Freundſchaft
iſt er doch, ſelbſt außer dem Stande der
Geſellſchaft, der hartherzigſte Feind von
jedem, den er nicht kennt. Muß nicht tief
in die Seele der Zug der wechſelſeitigen
Feindſchaft gegraben ſeyn, wenn er jeden
als ſeinen Gegner behandelt, ihm als ſei-
nem Feinde nicht traut, ſo lange er nicht
durch die Bande der Gewohnheit und der
Geſellſchaft mit ihm verknuͤpft iſt? — O
Fromal! du hatteſt Recht: die Menſchen

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[166/0172] verſahen, ſetzten ſie ihre Fuͤhrer unter einem liſtigen Vorwande an einem weitausgedehn- ten feſten Lande aus, an welchem ſie hin- fuhren, woranf ſie in ihre Kanote ſprangen und mit der groͤßten Eilfertigkeit hinwegru- derten. Die beiden Betrognen riefen ihnen nach, aber vergeblich. Abermals durch die Bosheit der Menſchen ungluͤcklich! ſprach Belphegor. Von einem feſten Lande zum andern fortgeſchleppt, was haben wir gewonnen? — Daß wir nicht die Voͤgel jenes Landes, ſondern die Raub- thiere dieſes Bezirkes fuͤttern! — O Akante! welch ein Ungeheuer iſt der Menſch! Unbe- leidigt, bey den groͤßten Zeichen des Zu- trauens, der Dankbarkeit, der Freundſchaft iſt er doch, ſelbſt außer dem Stande der Geſellſchaft, der hartherzigſte Feind von jedem, den er nicht kennt. Muß nicht tief in die Seele der Zug der wechſelſeitigen Feindſchaft gegraben ſeyn, wenn er jeden als ſeinen Gegner behandelt, ihm als ſei- nem Feinde nicht traut, ſo lange er nicht durch die Bande der Gewohnheit und der Geſellſchaft mit ihm verknuͤpft iſt? — O Fromal! du hatteſt Recht: die Menſchen ſammel-

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/172>, abgerufen am 22.12.2024.