leicht zu vermuthen, weil er izt bey jeder un- bekannten Stimme einen Menschen vermu- thete, der ihn schlachten wollte: er verkroch sich und horchte. Der Ton hatte nichts barbarisches, und bey seiner Annäherung wurde er inne, daß es Akante war, die zween Fremde in europäischer Kleidung zu ihm führte. Er verließ also seinen Schlupf- winkel und erfuhr, daß es zween Spanier waren, die man mit einem Schiffe von Panama abgesendet hatte, um Untersu- chungen in dieser Gegend anzustellen, Fahr- ten und Länder zu entdecken. Akante, die bey dem Don, dessen Mätresse sie ehemals gewesen war, ein wenig Spanisch gelernt hatte, wußte wenigstens noch genug davon, um zu erkennen, daß es Spanisch war, was diese beiden Leute mit einander sprachen, als sie ihrer bey einer Quelle ansichtig wur- de, wo sie tranken: sie wagte sich zu ihnen, entdeckte ihnen die Verlegenheit, in welcher sie nebst Belphegorn hier schmachtete, nebst einigen andern Umständen so deutlich, als ihre kleine Fertigkeit in der Sprache es zu- ließ. Die Fremden ließen sich bewegen, zu Belphegorn mit ihr zu gehn, kamen zu ihm,
und
leicht zu vermuthen, weil er izt bey jeder un- bekannten Stimme einen Menſchen vermu- thete, der ihn ſchlachten wollte: er verkroch ſich und horchte. Der Ton hatte nichts barbariſches, und bey ſeiner Annaͤherung wurde er inne, daß es Akante war, die zween Fremde in europaͤiſcher Kleidung zu ihm fuͤhrte. Er verließ alſo ſeinen Schlupf- winkel und erfuhr, daß es zween Spanier waren, die man mit einem Schiffe von Panama abgeſendet hatte, um Unterſu- chungen in dieſer Gegend anzuſtellen, Fahr- ten und Laͤnder zu entdecken. Akante, die bey dem Don, deſſen Maͤtreſſe ſie ehemals geweſen war, ein wenig Spaniſch gelernt hatte, wußte wenigſtens noch genug davon, um zu erkennen, daß es Spaniſch war, was dieſe beiden Leute mit einander ſprachen, als ſie ihrer bey einer Quelle anſichtig wur- de, wo ſie tranken: ſie wagte ſich zu ihnen, entdeckte ihnen die Verlegenheit, in welcher ſie nebſt Belphegorn hier ſchmachtete, nebſt einigen andern Umſtaͤnden ſo deutlich, als ihre kleine Fertigkeit in der Sprache es zu- ließ. Die Fremden ließen ſich bewegen, zu Belphegorn mit ihr zu gehn, kamen zu ihm,
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leicht zu vermuthen, weil er izt bey jeder un-
bekannten Stimme einen Menſchen vermu-
thete, der ihn ſchlachten wollte: er verkroch
ſich und horchte. Der Ton hatte nichts
barbariſches, und bey ſeiner Annaͤherung
wurde er inne, daß es Akante war, die
zween Fremde in europaͤiſcher Kleidung zu
ihm fuͤhrte. Er verließ alſo ſeinen Schlupf-
winkel und erfuhr, daß es zween Spanier
waren, die man mit einem Schiffe von
Panama abgeſendet hatte, um Unterſu-
chungen in dieſer Gegend anzuſtellen, Fahr-
ten und Laͤnder zu entdecken. Akante, die
bey dem Don, deſſen Maͤtreſſe ſie ehemals
geweſen war, ein wenig Spaniſch gelernt
hatte, wußte wenigſtens noch genug davon,
um zu erkennen, daß es Spaniſch war,
was dieſe beiden Leute mit einander ſprachen,
als ſie ihrer bey einer Quelle anſichtig wur-
de, wo ſie tranken: ſie wagte ſich zu ihnen,
entdeckte ihnen die Verlegenheit, in welcher
ſie nebſt Belphegorn hier ſchmachtete, nebſt
einigen andern Umſtaͤnden ſo deutlich, als
ihre kleine Fertigkeit in der Sprache es zu-
ließ. Die Fremden ließen ſich bewegen, zu
Belphegorn mit ihr zu gehn, kamen zu ihm,
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/223>, abgerufen am 22.12.2024.
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