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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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und erboten sich, sie beide auf das Schiff
mit sich zu nehmen. Der Vorschlag wurde
freudig angenommen, und der Marsch zu
dem Schiffe angetreten.

Sie kamen an den Ort, wo sie das Boot
befestigt hatten, das sie über einen nicht
allzu breiten Fluß wieder zurückführen sollte;
aber sie suchten umsonst: das Boot war un-
sichtbar. Sie riefen, sie sahen, und siehe
da! in einer weiten Entfernung sahen sie
es, mit Hülfe eines Fernglases, den Fluß
hinuntertreiben, und nur einen einzigen
Menschen auf ihm, der, so viel sich unter-
scheiden ließ, durch unaufhörliche Bewe-
gungen, die auch von einem Geschrey be-
gleitet werden mochten, seine Rettung ver-
muthlich zu bewirken suchte. Man eilte,
so schnell man konnte, an dem Rande des
Wassers hin, es einzuholen, und bemühte
sich durch beständiges Schreyen theils die
Leute herbeyzubringen, die es verlaßen hat-
ten, theils dem armen Hülflosen, der darauf
zurückgeblieben war, Hofnung zu machen,
daß seine Errettung vielleicht nicht weit
mehr sey. Das Boot stieß indessen an eine

kleine

und erboten ſich, ſie beide auf das Schiff
mit ſich zu nehmen. Der Vorſchlag wurde
freudig angenommen, und der Marſch zu
dem Schiffe angetreten.

Sie kamen an den Ort, wo ſie das Boot
befeſtigt hatten, das ſie uͤber einen nicht
allzu breiten Fluß wieder zuruͤckfuͤhren ſollte;
aber ſie ſuchten umſonſt: das Boot war un-
ſichtbar. Sie riefen, ſie ſahen, und ſiehe
da! in einer weiten Entfernung ſahen ſie
es, mit Huͤlfe eines Fernglaſes, den Fluß
hinuntertreiben, und nur einen einzigen
Menſchen auf ihm, der, ſo viel ſich unter-
ſcheiden ließ, durch unaufhoͤrliche Bewe-
gungen, die auch von einem Geſchrey be-
gleitet werden mochten, ſeine Rettung ver-
muthlich zu bewirken ſuchte. Man eilte,
ſo ſchnell man konnte, an dem Rande des
Waſſers hin, es einzuholen, und bemuͤhte
ſich durch beſtaͤndiges Schreyen theils die
Leute herbeyzubringen, die es verlaßen hat-
ten, theils dem armen Huͤlfloſen, der darauf
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daß ſeine Errettung vielleicht nicht weit
mehr ſey. Das Boot ſtieß indeſſen an eine

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[218/0224] und erboten ſich, ſie beide auf das Schiff mit ſich zu nehmen. Der Vorſchlag wurde freudig angenommen, und der Marſch zu dem Schiffe angetreten. Sie kamen an den Ort, wo ſie das Boot befeſtigt hatten, das ſie uͤber einen nicht allzu breiten Fluß wieder zuruͤckfuͤhren ſollte; aber ſie ſuchten umſonſt: das Boot war un- ſichtbar. Sie riefen, ſie ſahen, und ſiehe da! in einer weiten Entfernung ſahen ſie es, mit Huͤlfe eines Fernglaſes, den Fluß hinuntertreiben, und nur einen einzigen Menſchen auf ihm, der, ſo viel ſich unter- ſcheiden ließ, durch unaufhoͤrliche Bewe- gungen, die auch von einem Geſchrey be- gleitet werden mochten, ſeine Rettung ver- muthlich zu bewirken ſuchte. Man eilte, ſo ſchnell man konnte, an dem Rande des Waſſers hin, es einzuholen, und bemuͤhte ſich durch beſtaͤndiges Schreyen theils die Leute herbeyzubringen, die es verlaßen hat- ten, theils dem armen Huͤlfloſen, der darauf zuruͤckgeblieben war, Hofnung zu machen, daß ſeine Errettung vielleicht nicht weit mehr ſey. Das Boot ſtieß indeſſen an eine kleine

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/224>, abgerufen am 22.12.2024.