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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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wenn er gegessen oder getrunken hatte, so
schlief er, und wenn er dessen überdrüßig
war, so ließ er sich von einem Pferde tragen
oder von etlichen ziehen: zuweilen gebrauchte
er sogar Sklaven, hierzu, um zugleich sei-
nen Stolz zu kützeln, wenn er Geschöpfe,
die mit ihm einerley Figur hatten, so unter
sich erniedrigt sehen konnte. Wenn er speiste;
mußte einer von seinen Hausbedienten ihm
mit lauter Stimme seinen Stammbaum, der
von Erschaffung der Welt anhub, vorlesen,
desgleichen jede Lobrede, die auf einen seiner
Vorfahren gehalten worden war; und da er
meistens über dem Lesen einschlief, so war
es kein Wunder, daß die Geschichte seiner
Abstammung seine einzige Lektüre schlafend
und wachend ausgemacht hatte, ohne daß
er mehr davon wußte, als daß Adam sein
erster Stammvater gewesen sey, weswegen
er es bey jeder Gelegenheit mit großem
Stolze zu rühmen wußte, daß seine Familie
unmittelbar von Gott selbst gemacht wor-
den sey.

Der Anblick eines so vegetirenden Ge-
schöpfes mußte Belphegorn natürlich auf-
bringen, besonders wenn er es mit den hülf-

losen
Q 3

wenn er gegeſſen oder getrunken hatte, ſo
ſchlief er, und wenn er deſſen uͤberdruͤßig
war, ſo ließ er ſich von einem Pferde tragen
oder von etlichen ziehen: zuweilen gebrauchte
er ſogar Sklaven, hierzu, um zugleich ſei-
nen Stolz zu kuͤtzeln, wenn er Geſchoͤpfe,
die mit ihm einerley Figur hatten, ſo unter
ſich erniedrigt ſehen konnte. Wenn er ſpeiſte;
mußte einer von ſeinen Hausbedienten ihm
mit lauter Stimme ſeinen Stammbaum, der
von Erſchaffung der Welt anhub, vorleſen,
desgleichen jede Lobrede, die auf einen ſeiner
Vorfahren gehalten worden war; und da er
meiſtens uͤber dem Leſen einſchlief, ſo war
es kein Wunder, daß die Geſchichte ſeiner
Abſtammung ſeine einzige Lektuͤre ſchlafend
und wachend ausgemacht hatte, ohne daß
er mehr davon wußte, als daß Adam ſein
erſter Stammvater geweſen ſey, weswegen
er es bey jeder Gelegenheit mit großem
Stolze zu ruͤhmen wußte, daß ſeine Familie
unmittelbar von Gott ſelbſt gemacht wor-
den ſey.

Der Anblick eines ſo vegetirenden Ge-
ſchoͤpfes mußte Belphegorn natuͤrlich auf-
bringen, beſonders wenn er es mit den huͤlf-

loſen
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[243/0249] wenn er gegeſſen oder getrunken hatte, ſo ſchlief er, und wenn er deſſen uͤberdruͤßig war, ſo ließ er ſich von einem Pferde tragen oder von etlichen ziehen: zuweilen gebrauchte er ſogar Sklaven, hierzu, um zugleich ſei- nen Stolz zu kuͤtzeln, wenn er Geſchoͤpfe, die mit ihm einerley Figur hatten, ſo unter ſich erniedrigt ſehen konnte. Wenn er ſpeiſte; mußte einer von ſeinen Hausbedienten ihm mit lauter Stimme ſeinen Stammbaum, der von Erſchaffung der Welt anhub, vorleſen, desgleichen jede Lobrede, die auf einen ſeiner Vorfahren gehalten worden war; und da er meiſtens uͤber dem Leſen einſchlief, ſo war es kein Wunder, daß die Geſchichte ſeiner Abſtammung ſeine einzige Lektuͤre ſchlafend und wachend ausgemacht hatte, ohne daß er mehr davon wußte, als daß Adam ſein erſter Stammvater geweſen ſey, weswegen er es bey jeder Gelegenheit mit großem Stolze zu ruͤhmen wußte, daß ſeine Familie unmittelbar von Gott ſelbſt gemacht wor- den ſey. Der Anblick eines ſo vegetirenden Ge- ſchoͤpfes mußte Belphegorn natuͤrlich auf- bringen, beſonders wenn er es mit den huͤlf- loſen Q 3

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/249>, abgerufen am 22.12.2024.