geachtet mußte sich ein Mann, wie Belphe- gor, ungemein über so künstliche Spinne- weben freuen und brachte manche Nacht schlaflos hin, um ähnliche Gespinste aus seinem Gehirne zu erzeugen. Er erzählte sie seinem neuen Freunde und ließ sich die seini- gen erzählen, wodurch ihre gegenseitige Zu- neigung täglich fester wurde, wiewohl auch der Fremde noch eine andre Absicht hatte, warum er Belphegors Haus so oft besuchte, und mit welcher er gleich anfangs hineinge- kommen war.
Auch dieses war nichts geringers als ein Projekt, das aber nicht die weitläuftige Bes- serung eines Fürsten oder Staats, sondern die Kur eines Anverwandten betraf, der sich allen Ausschweifungen überließ, ihm, um sie desto freyer zu geniessen, entlaufen war, und den er darum Schritt vor Schritt betrachten wollte. -- Wir hatten, erzählte er eines Tags Belphegorn, ansehnliche Besitzungen in New Wight: mein Verwandter und ich sollten eine Erbschaft heben, auf die wir längst gewartet hatten; allein der Befehls- haber des Gebiets, der ungerechte Fro- mal --
Fro-
geachtet mußte ſich ein Mann, wie Belphe- gor, ungemein uͤber ſo kuͤnſtliche Spinne- weben freuen und brachte manche Nacht ſchlaflos hin, um aͤhnliche Geſpinſte aus ſeinem Gehirne zu erzeugen. Er erzaͤhlte ſie ſeinem neuen Freunde und ließ ſich die ſeini- gen erzaͤhlen, wodurch ihre gegenſeitige Zu- neigung taͤglich feſter wurde, wiewohl auch der Fremde noch eine andre Abſicht hatte, warum er Belphegors Haus ſo oft beſuchte, und mit welcher er gleich anfangs hineinge- kommen war.
Auch dieſes war nichts geringers als ein Projekt, das aber nicht die weitlaͤuftige Beſ- ſerung eines Fuͤrſten oder Staats, ſondern die Kur eines Anverwandten betraf, der ſich allen Ausſchweifungen uͤberließ, ihm, um ſie deſto freyer zu genieſſen, entlaufen war, und den er darum Schritt vor Schritt betrachten wollte. — Wir hatten, erzaͤhlte er eines Tags Belphegorn, anſehnliche Beſitzungen in New Wight: mein Verwandter und ich ſollten eine Erbſchaft heben, auf die wir laͤngſt gewartet hatten; allein der Befehls- haber des Gebiets, der ungerechte Fro- mal —
Fro-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0266"n="260"/>
geachtet mußte ſich ein Mann, wie Belphe-<lb/>
gor, ungemein uͤber ſo kuͤnſtliche Spinne-<lb/>
weben freuen und brachte manche Nacht<lb/>ſchlaflos hin, um aͤhnliche Geſpinſte aus<lb/>ſeinem Gehirne zu erzeugen. Er erzaͤhlte ſie<lb/>ſeinem neuen Freunde und ließ ſich die ſeini-<lb/>
gen erzaͤhlen, wodurch ihre gegenſeitige Zu-<lb/>
neigung taͤglich feſter wurde, wiewohl auch<lb/>
der Fremde noch eine andre Abſicht hatte,<lb/>
warum er Belphegors Haus ſo oft beſuchte,<lb/>
und mit welcher er gleich anfangs hineinge-<lb/>
kommen war.</p><lb/><p>Auch dieſes war nichts geringers als ein<lb/>
Projekt, das aber nicht die weitlaͤuftige Beſ-<lb/>ſerung eines Fuͤrſten oder Staats, ſondern<lb/>
die Kur eines Anverwandten betraf, der ſich<lb/>
allen Ausſchweifungen uͤberließ, ihm, um ſie<lb/>
deſto freyer zu genieſſen, entlaufen war, und<lb/>
den er darum Schritt vor Schritt betrachten<lb/>
wollte. — Wir hatten, erzaͤhlte er eines<lb/>
Tags Belphegorn, anſehnliche Beſitzungen<lb/>
in <hirendition="#fr">New Wight:</hi> mein Verwandter und<lb/>
ich ſollten eine Erbſchaft heben, auf die wir<lb/>
laͤngſt gewartet hatten; allein der Befehls-<lb/>
haber des Gebiets, der ungerechte <hirendition="#fr">Fro-<lb/>
mal</hi>—</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Fro-</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[260/0266]
geachtet mußte ſich ein Mann, wie Belphe-
gor, ungemein uͤber ſo kuͤnſtliche Spinne-
weben freuen und brachte manche Nacht
ſchlaflos hin, um aͤhnliche Geſpinſte aus
ſeinem Gehirne zu erzeugen. Er erzaͤhlte ſie
ſeinem neuen Freunde und ließ ſich die ſeini-
gen erzaͤhlen, wodurch ihre gegenſeitige Zu-
neigung taͤglich feſter wurde, wiewohl auch
der Fremde noch eine andre Abſicht hatte,
warum er Belphegors Haus ſo oft beſuchte,
und mit welcher er gleich anfangs hineinge-
kommen war.
Auch dieſes war nichts geringers als ein
Projekt, das aber nicht die weitlaͤuftige Beſ-
ſerung eines Fuͤrſten oder Staats, ſondern
die Kur eines Anverwandten betraf, der ſich
allen Ausſchweifungen uͤberließ, ihm, um ſie
deſto freyer zu genieſſen, entlaufen war, und
den er darum Schritt vor Schritt betrachten
wollte. — Wir hatten, erzaͤhlte er eines
Tags Belphegorn, anſehnliche Beſitzungen
in New Wight: mein Verwandter und
ich ſollten eine Erbſchaft heben, auf die wir
laͤngſt gewartet hatten; allein der Befehls-
haber des Gebiets, der ungerechte Fro-
mal —
Fro-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/266>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.