und Füße thätig. Während daß in der Entfernung etlicher Meilen von ihnen, längst der ganzen Küste von Nordamerika, Sklaven von ihren Herren, und die Herren von ihren Sklaven geplagt, und beide ein Paar feindliche Parteien ausmachten, die sich wechselseitig quälten und wechselseitig dafür rächten, saß hier Herr und Knecht, in Eins vereinigt, beysammen und machte sich das Leben angenehm: niemand ließ die Subordination fühlen, und niemand fühlte sie, und jeder, der sich eines solchen Glücks unwerth machte, wurde aus der Gesell- schaft verbannt und an einen Herrn ver- kauft, der ihn den Unterschied zwischen har- tem und leichtem Joche lehrte. Auf diese Weise, ohne politisches Regiment, beynahe in dem Stande der Gleichheit, wie er nie war und Philosophen ihn träumten, in der bloßen Familienunterwürfigkeit der Natur, entgieng diese kleine Gesellschaft allen den beschwerlichen Folgen zweyer Dinge, die dem Menschengeschlecht die größten Wohl- thaten erwiesen und den größten Schaden zugefügt haben -- der Geselligkeit und des Eigenthums.
Bel-
und Fuͤße thaͤtig. Waͤhrend daß in der Entfernung etlicher Meilen von ihnen, laͤngſt der ganzen Kuͤſte von Nordamerika, Sklaven von ihren Herren, und die Herren von ihren Sklaven geplagt, und beide ein Paar feindliche Parteien ausmachten, die ſich wechſelſeitig quaͤlten und wechſelſeitig dafuͤr raͤchten, ſaß hier Herr und Knecht, in Eins vereinigt, beyſammen und machte ſich das Leben angenehm: niemand ließ die Subordination fuͤhlen, und niemand fuͤhlte ſie, und jeder, der ſich eines ſolchen Gluͤcks unwerth machte, wurde aus der Geſell- ſchaft verbannt und an einen Herrn ver- kauft, der ihn den Unterſchied zwiſchen har- tem und leichtem Joche lehrte. Auf dieſe Weiſe, ohne politiſches Regiment, beynahe in dem Stande der Gleichheit, wie er nie war und Philoſophen ihn traͤumten, in der bloßen Familienunterwuͤrfigkeit der Natur, entgieng dieſe kleine Geſellſchaft allen den beſchwerlichen Folgen zweyer Dinge, die dem Menſchengeſchlecht die groͤßten Wohl- thaten erwieſen und den groͤßten Schaden zugefuͤgt haben — der Geſelligkeit und des Eigenthums.
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[304/0310]
und Fuͤße thaͤtig. Waͤhrend daß in der
Entfernung etlicher Meilen von ihnen,
laͤngſt der ganzen Kuͤſte von Nordamerika,
Sklaven von ihren Herren, und die Herren
von ihren Sklaven geplagt, und beide ein
Paar feindliche Parteien ausmachten, die
ſich wechſelſeitig quaͤlten und wechſelſeitig
dafuͤr raͤchten, ſaß hier Herr und Knecht,
in Eins vereinigt, beyſammen und machte
ſich das Leben angenehm: niemand ließ die
Subordination fuͤhlen, und niemand fuͤhlte
ſie, und jeder, der ſich eines ſolchen Gluͤcks
unwerth machte, wurde aus der Geſell-
ſchaft verbannt und an einen Herrn ver-
kauft, der ihn den Unterſchied zwiſchen har-
tem und leichtem Joche lehrte. Auf dieſe
Weiſe, ohne politiſches Regiment, beynahe
in dem Stande der Gleichheit, wie er nie
war und Philoſophen ihn traͤumten, in der
bloßen Familienunterwuͤrfigkeit der Natur,
entgieng dieſe kleine Geſellſchaft allen den
beſchwerlichen Folgen zweyer Dinge, die
dem Menſchengeſchlecht die groͤßten Wohl-
thaten erwieſen und den groͤßten Schaden
zugefuͤgt haben — der Geſelligkeit und des
Eigenthums.
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/310>, abgerufen am 22.12.2024.
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