te: sie mußte ihn auf seinen Befehl die Spei- sen auftragen, auf seinen Befehl fasten oder essen, ihn ankleiden und ausziehn, und die schlechtesten Dienste verrichten, indessen daß die Aufwärterinn, die im Müßiggange zu- sah, von ihm geliebkost wurde und die Rechte der Frau genoß. Der Barbar wollte sich an seiner unschuldigen Ehefrau auf diese Art, gleichsam wie durch Repressalien, rächen; und da sie ohnmächtig, empfindlich, zärt- lich und schwach zum Wiederstande war, so verdoppelte der Unbarmherzige seine Mar- tern, jemehr er wahrnahm, daß sie dadurch niedergeschlagen und gekränkt wurde. Sie kam in die Wochen, sie wurde gefährlich krank; und während, daß sie nach Troste und Wartung schmachtete, hetzte der Böse- wicht Dachse mit seinen Hunden im Hause, ließ seine Pferde im Hofe unter ihren Fen- stern herumführen und dazu trommeln, des Nachts, oder wenn sie sonst schlummerte, plözlich Töpfe oder Flaschen vor ihrem Zim- mer entzweyschlagen, oder ein andres hefti- ges Geräusch erregen, das sie aufwecken mußte. -- kurz, er marterte sie auf alle er- sinnliche Weise und studierte darauf, sie nicht
allein
te: ſie mußte ihn auf ſeinen Befehl die Spei- ſen auftragen, auf ſeinen Befehl faſten oder eſſen, ihn ankleiden und ausziehn, und die ſchlechteſten Dienſte verrichten, indeſſen daß die Aufwaͤrterinn, die im Muͤßiggange zu- ſah, von ihm geliebkoſt wurde und die Rechte der Frau genoß. Der Barbar wollte ſich an ſeiner unſchuldigen Ehefrau auf dieſe Art, gleichſam wie durch Repreſſalien, raͤchen; und da ſie ohnmaͤchtig, empfindlich, zaͤrt- lich und ſchwach zum Wiederſtande war, ſo verdoppelte der Unbarmherzige ſeine Mar- tern, jemehr er wahrnahm, daß ſie dadurch niedergeſchlagen und gekraͤnkt wurde. Sie kam in die Wochen, ſie wurde gefaͤhrlich krank; und waͤhrend, daß ſie nach Troſte und Wartung ſchmachtete, hetzte der Boͤſe- wicht Dachſe mit ſeinen Hunden im Hauſe, ließ ſeine Pferde im Hofe unter ihren Fen- ſtern herumfuͤhren und dazu trommeln, des Nachts, oder wenn ſie ſonſt ſchlummerte, ploͤzlich Toͤpfe oder Flaſchen vor ihrem Zim- mer entzweyſchlagen, oder ein andres hefti- ges Geraͤuſch erregen, das ſie aufwecken mußte. — kurz, er marterte ſie auf alle er- ſinnliche Weiſe und ſtudierte darauf, ſie nicht
allein
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te: ſie mußte ihn auf ſeinen Befehl die Spei-
ſen auftragen, auf ſeinen Befehl faſten oder
eſſen, ihn ankleiden und ausziehn, und die
ſchlechteſten Dienſte verrichten, indeſſen daß
die Aufwaͤrterinn, die im Muͤßiggange zu-
ſah, von ihm geliebkoſt wurde und die Rechte
der Frau genoß. Der Barbar wollte ſich
an ſeiner unſchuldigen Ehefrau auf dieſe Art,
gleichſam wie durch Repreſſalien, raͤchen;
und da ſie ohnmaͤchtig, empfindlich, zaͤrt-
lich und ſchwach zum Wiederſtande war, ſo
verdoppelte der Unbarmherzige ſeine Mar-
tern, jemehr er wahrnahm, daß ſie dadurch
niedergeſchlagen und gekraͤnkt wurde. Sie
kam in die Wochen, ſie wurde gefaͤhrlich
krank; und waͤhrend, daß ſie nach Troſte
und Wartung ſchmachtete, hetzte der Boͤſe-
wicht Dachſe mit ſeinen Hunden im Hauſe,
ließ ſeine Pferde im Hofe unter ihren Fen-
ſtern herumfuͤhren und dazu trommeln, des
Nachts, oder wenn ſie ſonſt ſchlummerte,
ploͤzlich Toͤpfe oder Flaſchen vor ihrem Zim-
mer entzweyſchlagen, oder ein andres hefti-
ges Geraͤuſch erregen, das ſie aufwecken
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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/92>, abgerufen am 22.12.2024.
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