Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.kam er wieder auf den ersten Fleck. So Von allen diesen Drangseligkeiten em- Dem Henker den Kopf zerbrechen! rief Nein, Freund meines Herzens, so hastig Himmel! konntest du mich nicht rufen? Der
kam er wieder auf den erſten Fleck. So Von allen dieſen Drangſeligkeiten em- Dem Henker den Kopf zerbrechen! rief Nein, Freund meines Herzens, ſo haſtig Himmel! konnteſt du mich nicht rufen? Der
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kam er wieder auf den erſten Fleck. So
gieng es ihm hier: ſeine Tochter blieb in
den Haͤnden, denen er ſie zu ihrer Verwahr-
loſung anvertraut hatte, und ihre Mutter
eine betruͤbte, ungetroͤſtete Mutter.
Von allen dieſen Drangſeligkeiten em-
pfieng ich Nachricht, ſo wie ſie geſchahen;
und was denkſt Du, das ich thun ſollte,
Freund? —
Dem Henker den Kopf zerbrechen! rief
Belphegor und ſtampfte, ihn erwuͤrgen, und
mit dem ungluͤcklichen Schlachtopfer auf
dem Arme davon fliehn! —
Nein, Freund meines Herzens, ſo haſtig
war ich nicht: ich nahm allen empfindlich-
ſten Antheil an ihrem Unſtern und graͤmte
mich in Stillen fuͤr ſie, da ich weiter nichts
vermochte. Mein Kummer wollte mich toͤd-
ten: die Liebe ſpornte mich an, die Ungluͤck-
liche zu erloͤſen, aber Muthloſigkeit ſchraͤnkte
meine Ueberlegung und meine Kraͤfte ein:
ich Feiger erloͤſte ſie nicht.
Himmel! konnteſt du mich nicht rufen?
fuhr Belphegor haſtig, wie aus einem Trau-
me, empor.
Der
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