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Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776.

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Es geschah; und ich beschloß, mich von
meinen läftigen Geschäften loszureißen, mein
Vermögen heimlich aus dem Lande zu brin-
gen und mich in einer hinlänglich sichern
Entfernung mit ihr niederzulassen: ich wäre
nicht stark genug gewesen, ein solches Pro-
jekt zu bewerkstelligen, aber mein Freund
unterstützte mich. In einiger Zeit war alles
vorbereitet, der Tag bestimmt, und ich eilte,
meinen Anschlag ins Werk zu setzen. Ich
komme in das Haus, wo ich sie abholen
sollte, und wohin ich, seit ihrem Eintritte
darein, nicht gehen durfte; ich finde sie vol-
ler Erwartung und Zittern in den Armen
eines Frauenzimmers, die vor Verwundrung
oder Schrecken zusammenfuhr, als ich hin-
eintrat. Meine Aufmerksamkeit war auf
mein Vorhaben zu sehr geheftet, um sie
mehr als slüchtig zu übersehn: ich bot mei-
ner Lucie schon die Hand, um mit ihr fort-
zugehn, als mir ihre bisherige Beschützerinn
die andre ergriff, und in der Sprache mei-
nes Vaterlandes mir die Geschichte meines
Lebens und meiner Liebe bis zu meiner
Flucht aus Frankreich erzählte, und zuletzt
mich fragte, ob ich mich dazu bekennen wollte.

Ich

Es geſchah; und ich beſchloß, mich von
meinen laͤftigen Geſchaͤften loszureißen, mein
Vermoͤgen heimlich aus dem Lande zu brin-
gen und mich in einer hinlaͤnglich ſichern
Entfernung mit ihr niederzulaſſen: ich waͤre
nicht ſtark genug geweſen, ein ſolches Pro-
jekt zu bewerkſtelligen, aber mein Freund
unterſtuͤtzte mich. In einiger Zeit war alles
vorbereitet, der Tag beſtimmt, und ich eilte,
meinen Anſchlag ins Werk zu ſetzen. Ich
komme in das Haus, wo ich ſie abholen
ſollte, und wohin ich, ſeit ihrem Eintritte
darein, nicht gehen durfte; ich finde ſie vol-
ler Erwartung und Zittern in den Armen
eines Frauenzimmers, die vor Verwundrung
oder Schrecken zuſammenfuhr, als ich hin-
eintrat. Meine Aufmerkſamkeit war auf
mein Vorhaben zu ſehr geheftet, um ſie
mehr als ſluͤchtig zu uͤberſehn: ich bot mei-
ner Lucie ſchon die Hand, um mit ihr fort-
zugehn, als mir ihre bisherige Beſchuͤtzerinn
die andre ergriff, und in der Sprache mei-
nes Vaterlandes mir die Geſchichte meines
Lebens und meiner Liebe bis zu meiner
Flucht aus Frankreich erzaͤhlte, und zuletzt
mich fragte, ob ich mich dazu bekennen wollte.

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[92/0098] Es geſchah; und ich beſchloß, mich von meinen laͤftigen Geſchaͤften loszureißen, mein Vermoͤgen heimlich aus dem Lande zu brin- gen und mich in einer hinlaͤnglich ſichern Entfernung mit ihr niederzulaſſen: ich waͤre nicht ſtark genug geweſen, ein ſolches Pro- jekt zu bewerkſtelligen, aber mein Freund unterſtuͤtzte mich. In einiger Zeit war alles vorbereitet, der Tag beſtimmt, und ich eilte, meinen Anſchlag ins Werk zu ſetzen. Ich komme in das Haus, wo ich ſie abholen ſollte, und wohin ich, ſeit ihrem Eintritte darein, nicht gehen durfte; ich finde ſie vol- ler Erwartung und Zittern in den Armen eines Frauenzimmers, die vor Verwundrung oder Schrecken zuſammenfuhr, als ich hin- eintrat. Meine Aufmerkſamkeit war auf mein Vorhaben zu ſehr geheftet, um ſie mehr als ſluͤchtig zu uͤberſehn: ich bot mei- ner Lucie ſchon die Hand, um mit ihr fort- zugehn, als mir ihre bisherige Beſchuͤtzerinn die andre ergriff, und in der Sprache mei- nes Vaterlandes mir die Geſchichte meines Lebens und meiner Liebe bis zu meiner Flucht aus Frankreich erzaͤhlte, und zuletzt mich fragte, ob ich mich dazu bekennen wollte. Ich

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Zitationshilfe: Wezel, Johann Carl: Belphegor, oder die wahrscheinlichste Geschichte unter der Sonne. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wezel_belphegor02_1776/98>, abgerufen am 22.12.2024.