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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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51.
Die schöne Rezia erblaßt bey diesem wort,
Ihr ängstlich auge scheint zu fragen und zu bitten:
Warum verziehn? Warum am steilem bord
Des untergangs verziehn? O, laß mit flügelschritten
Uns eilen, eh der taumelgeist zerrinnt,
Der unsrer feinde sinnen bindt.
Doch Hüon, unbewegt, begnüget sich, mit blicken
Voll liebe, ihre hand fest an sein herz zu drücken.
52.
Allmählich ließ nunmehr die kraft des hornes nach;
Die köpfe schwindelten, die beine wurden schwach,
Kein faden war an allen tänzern trocken,
Und, in der athemlosen brust
Geschwellt, begann das dicke blut zu stocken.
Zur marter ward die unfreywill'ge lust.
Durchnäßt, als stieg er gleich aus einer badewanne,
Schwankt der Kalif auf seine Ottomanne.
53.
Mit jedem augenblik fällt starr und ohne sinn,
Da wo rings um die wand sich polster schwellend heben,
Ein tänzer nach dem andern hin.
Emirn und sclaven stürzen zappelnd neben
Göttinnen des Serails, so wie's dem zufall däucht,
Als ob ein wirbelwind sie hingeschüttelt hätte,
So daß zugleich auf Einem ruhebette
Der stallknecht und die Favoritin keucht.
54. Herr
51.
Die ſchoͤne Rezia erblaßt bey dieſem wort,
Ihr aͤngſtlich auge ſcheint zu fragen und zu bitten:
Warum verziehn? Warum am ſteilem bord
Des untergangs verziehn? O, laß mit fluͤgelſchritten
Uns eilen, eh der taumelgeiſt zerrinnt,
Der unſrer feinde ſinnen bindt.
Doch Huͤon, unbewegt, begnuͤget ſich, mit blicken
Voll liebe, ihre hand feſt an ſein herz zu druͤcken.
52.
Allmaͤhlich ließ nunmehr die kraft des hornes nach;
Die koͤpfe ſchwindelten, die beine wurden ſchwach,
Kein faden war an allen taͤnzern trocken,
Und, in der athemloſen bruſt
Geſchwellt, begann das dicke blut zu ſtocken.
Zur marter ward die unfreywill'ge luſt.
Durchnaͤßt, als ſtieg er gleich aus einer badewanne,
Schwankt der Kalif auf ſeine Ottomanne.
53.
Mit jedem augenblik faͤllt ſtarr und ohne ſinn,
Da wo rings um die wand ſich polſter ſchwellend heben,
Ein taͤnzer nach dem andern hin.
Emirn und ſclaven ſtuͤrzen zappelnd neben
Goͤttinnen des Serails, ſo wie's dem zufall daͤucht,
Als ob ein wirbelwind ſie hingeſchuͤttelt haͤtte,
So daß zugleich auf Einem ruhebette
Der ſtallknecht und die Favoritin keucht.
54. Herr
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[0115] 51. Die ſchoͤne Rezia erblaßt bey dieſem wort, Ihr aͤngſtlich auge ſcheint zu fragen und zu bitten: Warum verziehn? Warum am ſteilem bord Des untergangs verziehn? O, laß mit fluͤgelſchritten Uns eilen, eh der taumelgeiſt zerrinnt, Der unſrer feinde ſinnen bindt. Doch Huͤon, unbewegt, begnuͤget ſich, mit blicken Voll liebe, ihre hand feſt an ſein herz zu druͤcken. 52. Allmaͤhlich ließ nunmehr die kraft des hornes nach; Die koͤpfe ſchwindelten, die beine wurden ſchwach, Kein faden war an allen taͤnzern trocken, Und, in der athemloſen bruſt Geſchwellt, begann das dicke blut zu ſtocken. Zur marter ward die unfreywill'ge luſt. Durchnaͤßt, als ſtieg er gleich aus einer badewanne, Schwankt der Kalif auf ſeine Ottomanne. 53. Mit jedem augenblik faͤllt ſtarr und ohne ſinn, Da wo rings um die wand ſich polſter ſchwellend heben, Ein taͤnzer nach dem andern hin. Emirn und ſclaven ſtuͤrzen zappelnd neben Goͤttinnen des Serails, ſo wie's dem zufall daͤucht, Als ob ein wirbelwind ſie hingeſchuͤttelt haͤtte, So daß zugleich auf Einem ruhebette Der ſtallknecht und die Favoritin keucht. 54. Herr

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/115>, abgerufen am 22.12.2024.