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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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54.
Herr Hüon macht die stille sich zu nutze
Die auf dem ganzen saale ruht;
Läßt seine Königin, nah bey der thür, im schutze
Des treuen Scherasmin, dem er auf seiner hut
Zu seyn gebeut; giebt ihm auf alle fälle
Das horn von elfenbein, und naht sodann der stelle
Wo der Kalif, vom bal noch schwach und matt,
Auf einen polsterthron sich hingeworfen hat.
55.
In dumpfer stille liegt mit ausgespannten flügeln
Leisathmend die Erwartung rings umher.
Die tänzer all', von schlaf und taumel schwer,
Bestreben sich die augen aufzuriegeln,
Den Fremden anzusehn, der sich, nach solcher that,
Mit unbewehrter hand und bittenden gebärden
Dem stutzenden Kalifen langsam naht.
Was, denkt man, wird aus diesem allen werden?
56.
Er läßt sich auf ein knie vor dem Monarchen hin,
Und mit dem sanften ton und kalten blik des Helden
Beginnt er: Kayser Karl, von dem ich dienstmann bin,
Läßt seinen gruß dem Herrn der Morgenländer melden,
Und bittet dich -- verzeyh! mir fällt's zu sagen hart!
Doch meinem Herrn den mund, so wie den arm, zu lehnen,
Ist meine pflicht -- um vier von deinen backenzähnen
Und eine handvoll haar aus deinem silberbart.
57. Er
54.
Herr Huͤon macht die ſtille ſich zu nutze
Die auf dem ganzen ſaale ruht;
Laͤßt ſeine Koͤnigin, nah bey der thuͤr, im ſchutze
Des treuen Scherasmin, dem er auf ſeiner hut
Zu ſeyn gebeut; giebt ihm auf alle faͤlle
Das horn von elfenbein, und naht ſodann der ſtelle
Wo der Kalif, vom bal noch ſchwach und matt,
Auf einen polſterthron ſich hingeworfen hat.
55.
In dumpfer ſtille liegt mit ausgeſpannten fluͤgeln
Leisathmend die Erwartung rings umher.
Die taͤnzer all', von ſchlaf und taumel ſchwer,
Beſtreben ſich die augen aufzuriegeln,
Den Fremden anzuſehn, der ſich, nach ſolcher that,
Mit unbewehrter hand und bittenden gebaͤrden
Dem ſtutzenden Kalifen langſam naht.
Was, denkt man, wird aus dieſem allen werden?
56.
Er laͤßt ſich auf ein knie vor dem Monarchen hin,
Und mit dem ſanften ton und kalten blik des Helden
Beginnt er: Kayſer Karl, von dem ich dienſtmann bin,
Laͤßt ſeinen gruß dem Herrn der Morgenlaͤnder melden,
Und bittet dich — verzeyh! mir faͤllt's zu ſagen hart!
Doch meinem Herrn den mund, ſo wie den arm, zu lehnen,
Iſt meine pflicht — um vier von deinen backenzaͤhnen
Und eine handvoll haar aus deinem ſilberbart.
57. Er
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[0116] 54. Herr Huͤon macht die ſtille ſich zu nutze Die auf dem ganzen ſaale ruht; Laͤßt ſeine Koͤnigin, nah bey der thuͤr, im ſchutze Des treuen Scherasmin, dem er auf ſeiner hut Zu ſeyn gebeut; giebt ihm auf alle faͤlle Das horn von elfenbein, und naht ſodann der ſtelle Wo der Kalif, vom bal noch ſchwach und matt, Auf einen polſterthron ſich hingeworfen hat. 55. In dumpfer ſtille liegt mit ausgeſpannten fluͤgeln Leisathmend die Erwartung rings umher. Die taͤnzer all', von ſchlaf und taumel ſchwer, Beſtreben ſich die augen aufzuriegeln, Den Fremden anzuſehn, der ſich, nach ſolcher that, Mit unbewehrter hand und bittenden gebaͤrden Dem ſtutzenden Kalifen langſam naht. Was, denkt man, wird aus dieſem allen werden? 56. Er laͤßt ſich auf ein knie vor dem Monarchen hin, Und mit dem ſanften ton und kalten blik des Helden Beginnt er: Kayſer Karl, von dem ich dienſtmann bin, Laͤßt ſeinen gruß dem Herrn der Morgenlaͤnder melden, Und bittet dich — verzeyh! mir faͤllt's zu ſagen hart! Doch meinem Herrn den mund, ſo wie den arm, zu lehnen, Iſt meine pflicht — um vier von deinen backenzaͤhnen Und eine handvoll haar aus deinem ſilberbart. 57. Er

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/116>, abgerufen am 22.12.2024.