Er ladet den Wischusta und die Götter zu diesem Opfer ein, aber unwillig schlagen sie die Einla¬ dung aus. Voll Zorn ergreift nun der große Wischwamitra den geheiligten Kochlöffel und schwört, kraft seiner geübten Enthaltsamkeiten, sei¬ nen Freund und Schützling wohl von selbst in den Himmel zu bringen. Trichunko steigt wirklich in den Himmel empor; allein, angekom¬ men, wirft ihn Indra, der Gott des Himmels, wieder heraus. Wischwamitra sieht ihn fallen und nach Hülfe schreien; er ruft halt und auf diesen Zuruf bleibt er so zwischen Himmel und Erde hangen. Dann schafft Wischwamitra im vollen Zorn einen ganz neuen Himmel und andere Göt¬ ter darin und an ihrer Spitze einen neuen Indra.
Die Götter und Weisen, versteinert vor Er¬ staunen, wenden sich hierauf an Wischwamitra um Einhalt und bitten ihn demüthig, nicht auf die Versetzung eines vom Brahminen Verfluchten ohne vorhergängige Reinigung zu bestehen und überhaupt die alte gute Ordnung im Himmel und auf Erden zu zerstören. Der König beharrt auf dem, was er sprach, doch vereinigt er sich zuletzt auf gütliche Weise über einen Platz nicht im Himmel, sondern am Himmel.
Nach tausend Jahren vollbrachter Abstraktio¬ nen erklärt Brahma den König für einen ober¬
Wienbarg, ästhet. Feldz. 7
Er ladet den Wiſchuſta und die Goͤtter zu dieſem Opfer ein, aber unwillig ſchlagen ſie die Einla¬ dung aus. Voll Zorn ergreift nun der große Wiſchwamitra den geheiligten Kochloͤffel und ſchwoͤrt, kraft ſeiner geuͤbten Enthaltſamkeiten, ſei¬ nen Freund und Schuͤtzling wohl von ſelbſt in den Himmel zu bringen. Trichunko ſteigt wirklich in den Himmel empor; allein, angekom¬ men, wirft ihn Indra, der Gott des Himmels, wieder heraus. Wiſchwamitra ſieht ihn fallen und nach Huͤlfe ſchreien; er ruft halt und auf dieſen Zuruf bleibt er ſo zwiſchen Himmel und Erde hangen. Dann ſchafft Wiſchwamitra im vollen Zorn einen ganz neuen Himmel und andere Goͤt¬ ter darin und an ihrer Spitze einen neuen Indra.
Die Goͤtter und Weiſen, verſteinert vor Er¬ ſtaunen, wenden ſich hierauf an Wiſchwamitra um Einhalt und bitten ihn demuͤthig, nicht auf die Verſetzung eines vom Brahminen Verfluchten ohne vorhergaͤngige Reinigung zu beſtehen und uͤberhaupt die alte gute Ordnung im Himmel und auf Erden zu zerſtoͤren. Der Koͤnig beharrt auf dem, was er ſprach, doch vereinigt er ſich zuletzt auf guͤtliche Weiſe uͤber einen Platz nicht im Himmel, ſondern am Himmel.
Nach tauſend Jahren vollbrachter Abſtraktio¬ nen erklaͤrt Brahma den Koͤnig fuͤr einen ober¬
Wienbarg, aͤſthet. Feldz. 7
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Er ladet den Wiſchuſta und die Goͤtter zu dieſem
Opfer ein, aber unwillig ſchlagen ſie die Einla¬
dung aus. Voll Zorn ergreift nun der große
Wiſchwamitra den geheiligten Kochloͤffel und
ſchwoͤrt, kraft ſeiner geuͤbten Enthaltſamkeiten, ſei¬
nen Freund und Schuͤtzling wohl von ſelbſt in
den Himmel zu bringen. Trichunko ſteigt
wirklich in den Himmel empor; allein, angekom¬
men, wirft ihn Indra, der Gott des Himmels,
wieder heraus. Wiſchwamitra ſieht ihn fallen und
nach Huͤlfe ſchreien; er ruft halt und auf dieſen
Zuruf bleibt er ſo zwiſchen Himmel und Erde
hangen. Dann ſchafft Wiſchwamitra im vollen
Zorn einen ganz neuen Himmel und andere Goͤt¬
ter darin und an ihrer Spitze einen neuen Indra.
Die Goͤtter und Weiſen, verſteinert vor Er¬
ſtaunen, wenden ſich hierauf an Wiſchwamitra
um Einhalt und bitten ihn demuͤthig, nicht auf
die Verſetzung eines vom Brahminen Verfluchten
ohne vorhergaͤngige Reinigung zu beſtehen und
uͤberhaupt die alte gute Ordnung im Himmel und
auf Erden zu zerſtoͤren. Der Koͤnig beharrt auf
dem, was er ſprach, doch vereinigt er ſich zuletzt
auf guͤtliche Weiſe uͤber einen Platz nicht im
Himmel, ſondern am Himmel.
Nach tauſend Jahren vollbrachter Abſtraktio¬
nen erklaͤrt Brahma den Koͤnig fuͤr einen ober¬
Wienbarg, aͤſthet. Feldz. 7
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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/111>, abgerufen am 16.02.2025.
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