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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834.

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weil er rund ist, so wird Mancher schon von dem
Geruch einer Hyazinthe, als etwas, das ihm ge¬
falle, sprechen können.

Das Interessante ist aber, was sich dem
Schönen beigesellt, ohne selbst das Schöne zu
sein. Ein Dichter, der es darauf anlegt, unsere
Aufmerksamkeit auf mehrere Stunden in Anspruch
zu nehmen, erreicht diesen Zweck selten nur mit
bloßer Hülfe des Schönen, er muß unsere Auf¬
merksamkeit durch den Wechsel der Personen und
Szenen, durch den Wechsel des Ernsten und Hei¬
tern, überhaupt durch Abwechselung zu unterstützen
suchen, er muß für unsere Unterhaltung sorgen,
wenn er uns das Schöne zu genießen gibt. So
kann z. B. ein Trauerspiel von 24 Akten sehr
schön sein, aber ich zweifle, daß es auch unter¬
haltend ist. Voltaire hat nicht Unrecht, wenn er
von den Gattungen der Dichtkunst sagt: jedes
Genre ist gut, ausgenommen das langweilige.



weil er rund iſt, ſo wird Mancher ſchon von dem
Geruch einer Hyazinthe, als etwas, das ihm ge¬
falle, ſprechen koͤnnen.

Das Intereſſante iſt aber, was ſich dem
Schoͤnen beigeſellt, ohne ſelbſt das Schoͤne zu
ſein. Ein Dichter, der es darauf anlegt, unſere
Aufmerkſamkeit auf mehrere Stunden in Anſpruch
zu nehmen, erreicht dieſen Zweck ſelten nur mit
bloßer Huͤlfe des Schoͤnen, er muß unſere Auf¬
merkſamkeit durch den Wechſel der Perſonen und
Szenen, durch den Wechſel des Ernſten und Hei¬
tern, uͤberhaupt durch Abwechſelung zu unterſtuͤtzen
ſuchen, er muß fuͤr unſere Unterhaltung ſorgen,
wenn er uns das Schoͤne zu genießen gibt. So
kann z. B. ein Trauerſpiel von 24 Akten ſehr
ſchoͤn ſein, aber ich zweifle, daß es auch unter¬
haltend iſt. Voltaire hat nicht Unrecht, wenn er
von den Gattungen der Dichtkunſt ſagt: jedes
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[151/0165] weil er rund iſt, ſo wird Mancher ſchon von dem Geruch einer Hyazinthe, als etwas, das ihm ge¬ falle, ſprechen koͤnnen. Das Intereſſante iſt aber, was ſich dem Schoͤnen beigeſellt, ohne ſelbſt das Schoͤne zu ſein. Ein Dichter, der es darauf anlegt, unſere Aufmerkſamkeit auf mehrere Stunden in Anſpruch zu nehmen, erreicht dieſen Zweck ſelten nur mit bloßer Huͤlfe des Schoͤnen, er muß unſere Auf¬ merkſamkeit durch den Wechſel der Perſonen und Szenen, durch den Wechſel des Ernſten und Hei¬ tern, uͤberhaupt durch Abwechſelung zu unterſtuͤtzen ſuchen, er muß fuͤr unſere Unterhaltung ſorgen, wenn er uns das Schoͤne zu genießen gibt. So kann z. B. ein Trauerſpiel von 24 Akten ſehr ſchoͤn ſein, aber ich zweifle, daß es auch unter¬ haltend iſt. Voltaire hat nicht Unrecht, wenn er von den Gattungen der Dichtkunſt ſagt: jedes Genre iſt gut, ausgenommen das langweilige.

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Zitationshilfe: Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/165>, abgerufen am 21.11.2024.