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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893.

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2.
DER ERSTE KRIEG GEGEN AEGINA.


Der erste
bericht des
Herodotos.
Wir haben über den krieg zwischen Athen und Aegina keine über-
lieferung ausser bei Herodotos.1) was er gibt, kann so wie es ist nicht
geschichte sein. es geht aber nicht an, davon zu ignoriren, was auf den
ersten blick sich als novellistisch kund gibt, und das andere wol oder
übel als geschichte zuzustutzen, sondern die analyse des ganzen berichtes
muss vorhergehen.

Herodot erzählt (V 79--90) gleich nach dem siege Athens am Euripos,
dass Theben sich um hilfe nach Aegina wendet, und die Aegineten die
attische küste verwüsten. die Athener werden an der aufnahme des
krieges dadurch verhindert, dass Sparta mit einer intervention zu gunsten
des Hippias droht.

Das ist das bescheidene tatsächliche, was er über diese zeit beibringt.
es schliesst sich seinem berichte über die attische geschichte jener jahre
sehr gut an, und man hat nicht die mindeste veranlassung, mehr daran
zu zweifeln als an jenem berichte überhaupt. es ist wahr, dass Athen

1) Weil er auf Herodotos zurückgeht, muss selbst der bericht des Duris in
seiner samischen chronik unberücksichtigt bleiben, der, wie ich schon früher ge-
legentlich verbessert habe, also lautet kata de touton ton khronon upo Aigineton
Athenaioi kata thalattan enokhloumenoi pempousi pezous eis ten neson, upo-
lambanontes, an phthasosin apobantes, polla an blapsai ten Aiginan. oi de
epexelthontes (etukhon gar autois proskatapepleukotes ton Spartiaton tines)
tous Athenaious apantas apekteinan plen enos u. s. w. es folgt breit sein tod
und dann die änderung der tracht: diese war es, welche der peripatetiker beleuch-
tete, und auf ihn geht die grammatikerüberlieferung, einschliesslich einer bemerkung
über die alten gemälde und eines Anakreonverses zurück. nur ein Kallimachosvers
ist grammatikerzusatz. (schol. Eur. Hek. 934).
2.
DER ERSTE KRIEG GEGEN AEGINA.


Der erste
bericht des
Herodotos.
Wir haben über den krieg zwischen Athen und Aegina keine über-
lieferung auſser bei Herodotos.1) was er gibt, kann so wie es ist nicht
geschichte sein. es geht aber nicht an, davon zu ignoriren, was auf den
ersten blick sich als novellistisch kund gibt, und das andere wol oder
übel als geschichte zuzustutzen, sondern die analyse des ganzen berichtes
muſs vorhergehen.

Herodot erzählt (V 79—90) gleich nach dem siege Athens am Euripos,
daſs Theben sich um hilfe nach Aegina wendet, und die Aegineten die
attische küste verwüsten. die Athener werden an der aufnahme des
krieges dadurch verhindert, daſs Sparta mit einer intervention zu gunsten
des Hippias droht.

Das ist das bescheidene tatsächliche, was er über diese zeit beibringt.
es schlieſst sich seinem berichte über die attische geschichte jener jahre
sehr gut an, und man hat nicht die mindeste veranlassung, mehr daran
zu zweifeln als an jenem berichte überhaupt. es ist wahr, daſs Athen

1) Weil er auf Herodotos zurückgeht, muſs selbst der bericht des Duris in
seiner samischen chronik unberücksichtigt bleiben, der, wie ich schon früher ge-
legentlich verbessert habe, also lautet κατὰ δὲ τοῦτον τὸν χϱόνον ὑπὸ Αἰγινητῶν
Ἀϑηναῖοι κατὰ ϑάλατταν 〈ἐν〉οχλούμενοι πέμπουσι πεζοὺς εἰς τὴν νῆσον, ὑπο-
λαμβάνοντες, ἃν φϑάσωσιν ἀποβάντες, πολλὰ ἂν βλάψαι τὴν Αἴγιναν. οἳ δὲ
ἐπεξελϑόντες (ἔτυχον γὰϱ αὐτοῖς πϱοσκαταπεπλευκότες τῶν Σπαϱτιατῶν τινες)
τοὺς Ἀϑηναίους ἅπαντας ἀπέκτειναν πλὴν ἑνός u. s. w. es folgt breit sein tod
und dann die änderung der tracht: diese war es, welche der peripatetiker beleuch-
tete, und auf ihn geht die grammatikerüberlieferung, einschlieſslich einer bemerkung
über die alten gemälde und eines Anakreonverses zurück. nur ein Kallimachosvers
ist grammatikerzusatz. (schol. Eur. Hek. 934).
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[[280]/0290] 2. DER ERSTE KRIEG GEGEN AEGINA. Wir haben über den krieg zwischen Athen und Aegina keine über- lieferung auſser bei Herodotos. 1) was er gibt, kann so wie es ist nicht geschichte sein. es geht aber nicht an, davon zu ignoriren, was auf den ersten blick sich als novellistisch kund gibt, und das andere wol oder übel als geschichte zuzustutzen, sondern die analyse des ganzen berichtes muſs vorhergehen. Der erste bericht des Herodotos. Herodot erzählt (V 79—90) gleich nach dem siege Athens am Euripos, daſs Theben sich um hilfe nach Aegina wendet, und die Aegineten die attische küste verwüsten. die Athener werden an der aufnahme des krieges dadurch verhindert, daſs Sparta mit einer intervention zu gunsten des Hippias droht. Das ist das bescheidene tatsächliche, was er über diese zeit beibringt. es schlieſst sich seinem berichte über die attische geschichte jener jahre sehr gut an, und man hat nicht die mindeste veranlassung, mehr daran zu zweifeln als an jenem berichte überhaupt. es ist wahr, daſs Athen 1) Weil er auf Herodotos zurückgeht, muſs selbst der bericht des Duris in seiner samischen chronik unberücksichtigt bleiben, der, wie ich schon früher ge- legentlich verbessert habe, also lautet κατὰ δὲ τοῦτον τὸν χϱόνον ὑπὸ Αἰγινητῶν Ἀϑηναῖοι κατὰ ϑάλατταν 〈ἐν〉οχλούμενοι πέμπουσι πεζοὺς εἰς τὴν νῆσον, ὑπο- λαμβάνοντες, ἃν φϑάσωσιν ἀποβάντες, πολλὰ ἂν βλάψαι τὴν Αἴγιναν. οἳ δὲ ἐπεξελϑόντες (ἔτυχον γὰϱ αὐτοῖς πϱοσκαταπεπλευκότες τῶν Σπαϱτιατῶν τινες) τοὺς Ἀϑηναίους ἅπαντας ἀπέκτειναν πλὴν ἑνός u. s. w. es folgt breit sein tod und dann die änderung der tracht: diese war es, welche der peripatetiker beleuch- tete, und auf ihn geht die grammatikerüberlieferung, einschlieſslich einer bemerkung über die alten gemälde und eines Anakreonverses zurück. nur ein Kallimachosvers ist grammatikerzusatz. (schol. Eur. Hek. 934).

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893, S. [280]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles02_1893/290>, abgerufen am 24.11.2024.