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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.

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Von der Kunst unter den Römern.
Weibliche Figur, welche Rauchwerk auf einen Leuchter zu streuen scheinet,
mit der Ueberschrift:

C. LOLLIVS ALCAMENES
DEC ET DVVMVIR

Von der zwoten Art bringet Boissard ein Statue mit der Inschrift 1):B.
Mit dem
Namen der
Künstler selbst.

TITIVS FECIT Auf einer Statue des Aesculapius, im Pallaste
Verospi, stehet der Name des Künstlers 2), ASSALECTVS Geschnit-
tene Steine mit Namen ihrer Römischen Künstler, eines Aepolianus, Ca-
jus, Cnejus u. s. f. will ich nicht anführen.

Diese Denkmale aber sind hinlänglich zu einem Systema der Kunst,II.
Von der Nach-
ahmung He-
trurischer und
Griechischer
Künstler.

und zur Bestimmung eines besondern von dem Hetrurischen und Griechischen
verschiedenen Stils: es werden sich auch die Römischen Künstler keinen eige-
nen Stil gebildet haben, sondern in den allerältesten Zeiten ahmeten sie ver-
muthlich die Hetrurier nach, von welchen sie viele, sonderlich heilige Ge-
bräuche, annahmen, und in ihren späteren und blühenden Zeiten werden
ihre wenigen Künstler Schüler der Griechischen gewesen seyn.

Von der Nachahmung der Hetrurischen Kunst in Werken RömischerInsbesondere
in Absicht der
Erstern aus
einer Vase von
Erzt gezeiget.

Künstler in der Zeit der Republik, giebt ein Walzenförmiges Gefäß von
Metall, in der Gallerie des Collegii S. Ignatii zu Rom, einen deutlichen
und unwidersprechlichen Beweis. Denn erstlich stehet auf dem Deckel der
Name des Künstlers selbst, und die Anzeige, daß er dieses Werk zu Rom
gemacht habe; ferner offenbaret sich der Hetrurische Stil nicht allein in der
Zeichnung vieler Figuren, sondern auch in den Begriffen derselben. Es
ist dieses Gefäß, dessen Form am Schlusse dieses Capitels vorstestellet ist,
ohngefähr zween Palme hoch, und hält etwa anderthalb Palme im Durch-
messer: auf der Binde unter dem obern Rande, und auch unten, hat dasselbe
Zierrathen; auf dem mittelsten Raume desselben aber ist rund herum, in

ein-
1) Antiquit. T. 3. Fig. 132.
2) Stosch Pref. aux Pier. grav. p. XI.
O o 2

Von der Kunſt unter den Roͤmern.
Weibliche Figur, welche Rauchwerk auf einen Leuchter zu ſtreuen ſcheinet,
mit der Ueberſchrift:

C. LOLLIVS͘ ALCAMENES͘
DEC͘ ET͘ DVVMVIR͘

Von der zwoten Art bringet Boiſſard ein Statue mit der Inſchrift 1):B.
Mit dem
Namen der
Kuͤnſtler ſelbſt.

TITIVS͘ FECIT͘ Auf einer Statue des Aeſculapius, im Pallaſte
Veroſpi, ſtehet der Name des Kuͤnſtlers 2), ASSALECTVS͘ Geſchnit-
tene Steine mit Namen ihrer Roͤmiſchen Kuͤnſtler, eines Aepolianus, Ca-
jus, Cnejus u. ſ. f. will ich nicht anfuͤhren.

Dieſe Denkmale aber ſind hinlaͤnglich zu einem Syſtema der Kunſt,II.
Von der Nach-
ahmung He-
truriſcher und
Griechiſcher
Kuͤnſtler.

und zur Beſtimmung eines beſondern von dem Hetruriſchen und Griechiſchen
verſchiedenen Stils: es werden ſich auch die Roͤmiſchen Kuͤnſtler keinen eige-
nen Stil gebildet haben, ſondern in den alleraͤlteſten Zeiten ahmeten ſie ver-
muthlich die Hetrurier nach, von welchen ſie viele, ſonderlich heilige Ge-
braͤuche, annahmen, und in ihren ſpaͤteren und bluͤhenden Zeiten werden
ihre wenigen Kuͤnſtler Schuͤler der Griechiſchen geweſen ſeyn.

Von der Nachahmung der Hetruriſchen Kunſt in Werken RoͤmiſcherInsbeſondere
in Abſicht der
Erſtern aus
einer Vaſe von
Erzt gezeiget.

Kuͤnſtler in der Zeit der Republik, giebt ein Walzenfoͤrmiges Gefaͤß von
Metall, in der Gallerie des Collegii S. Ignatii zu Rom, einen deutlichen
und unwiderſprechlichen Beweis. Denn erſtlich ſtehet auf dem Deckel der
Name des Kuͤnſtlers ſelbſt, und die Anzeige, daß er dieſes Werk zu Rom
gemacht habe; ferner offenbaret ſich der Hetruriſche Stil nicht allein in der
Zeichnung vieler Figuren, ſondern auch in den Begriffen derſelben. Es
iſt dieſes Gefaͤß, deſſen Form am Schluſſe dieſes Capitels vorſteſtellet iſt,
ohngefaͤhr zween Palme hoch, und haͤlt etwa anderthalb Palme im Durch-
meſſer: auf der Binde unter dem obern Rande, und auch unten, hat daſſelbe
Zierrathen; auf dem mittelſten Raume deſſelben aber iſt rund herum, in

ein-
1) Antiquit. T. 3. Fig. 132.
2) Stoſch Pref. aux Pier. grav. p. XI.
O o 2
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[291/0341] Von der Kunſt unter den Roͤmern. Weibliche Figur, welche Rauchwerk auf einen Leuchter zu ſtreuen ſcheinet, mit der Ueberſchrift: C. LOLLIVS͘ ALCAMENES͘ DEC͘ ET͘ DVVMVIR͘ Von der zwoten Art bringet Boiſſard ein Statue mit der Inſchrift 1): TITIVS͘ FECIT͘ Auf einer Statue des Aeſculapius, im Pallaſte Veroſpi, ſtehet der Name des Kuͤnſtlers 2), ASSALECTVS͘ Geſchnit- tene Steine mit Namen ihrer Roͤmiſchen Kuͤnſtler, eines Aepolianus, Ca- jus, Cnejus u. ſ. f. will ich nicht anfuͤhren. B. Mit dem Namen der Kuͤnſtler ſelbſt. Dieſe Denkmale aber ſind hinlaͤnglich zu einem Syſtema der Kunſt, und zur Beſtimmung eines beſondern von dem Hetruriſchen und Griechiſchen verſchiedenen Stils: es werden ſich auch die Roͤmiſchen Kuͤnſtler keinen eige- nen Stil gebildet haben, ſondern in den alleraͤlteſten Zeiten ahmeten ſie ver- muthlich die Hetrurier nach, von welchen ſie viele, ſonderlich heilige Ge- braͤuche, annahmen, und in ihren ſpaͤteren und bluͤhenden Zeiten werden ihre wenigen Kuͤnſtler Schuͤler der Griechiſchen geweſen ſeyn. II. Von der Nach- ahmung He- truriſcher und Griechiſcher Kuͤnſtler. Von der Nachahmung der Hetruriſchen Kunſt in Werken Roͤmiſcher Kuͤnſtler in der Zeit der Republik, giebt ein Walzenfoͤrmiges Gefaͤß von Metall, in der Gallerie des Collegii S. Ignatii zu Rom, einen deutlichen und unwiderſprechlichen Beweis. Denn erſtlich ſtehet auf dem Deckel der Name des Kuͤnſtlers ſelbſt, und die Anzeige, daß er dieſes Werk zu Rom gemacht habe; ferner offenbaret ſich der Hetruriſche Stil nicht allein in der Zeichnung vieler Figuren, ſondern auch in den Begriffen derſelben. Es iſt dieſes Gefaͤß, deſſen Form am Schluſſe dieſes Capitels vorſteſtellet iſt, ohngefaͤhr zween Palme hoch, und haͤlt etwa anderthalb Palme im Durch- meſſer: auf der Binde unter dem obern Rande, und auch unten, hat daſſelbe Zierrathen; auf dem mittelſten Raume deſſelben aber iſt rund herum, in ein- Insbeſondere in Abſicht der Erſtern aus einer Vaſe von Erzt gezeiget. 1) Antiquit. T. 3. Fig. 132. 2) Stoſch Pref. aux Pier. grav. p. XI. O o 2

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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/341>, abgerufen am 24.11.2024.