Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 2. Neustadt, 1832.heute noch in dem freiesten Lande Europa's -- in England -- Stock- Doch, was sage ich, scheinen doch selbst Regierungen, die zwar Und was, frage ich, haben Regierungen, die nach festgeregelten und Betrachtet diese Gegend, dieses herrliche Land, diese mit Städten, Nein und abermals nein! -- Nur ein verknöchertes Aristokratenherz heute noch in dem freieſten Lande Europa’s — in England — Stock- Doch, was ſage ich, ſcheinen doch ſelbſt Regierungen, die zwar Und was, frage ich, haben Regierungen, die nach feſtgeregelten und Betrachtet dieſe Gegend, dieſes herrliche Land, dieſe mit Städten, Nein und abermals nein! — Nur ein verknöchertes Ariſtokratenherz <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0025" n="83"/> heute noch in dem freieſten Lande Europa’s — in England — Stock-<lb/> prügel unter die königlichen Vorrechte gezählt wiſſen will, und die, gilt<lb/> es ihr <hi rendition="#g">eigne<supplied>s</supplied></hi> Intereſſe, mit lächerlicher Grimaſſe, doch geſchickt genug,<lb/> um den unerfahrenen Haufen zu täuſchen, ſtets Thron und Altar im<lb/> Munde führt.</p><lb/> <p>Doch, was ſage ich, ſcheinen doch ſelbſt Regierungen, die zwar<lb/> ſtets und überall ihre freiſinnige Handlungsweiſe hervorzuheben ſuchen,<lb/> den eben gerügten Grundſätzen, von denen ſie ſich durch Worte gerne<lb/> losſagen möchten, in der That zu huldigen. Dies bezeugt am deutlich-<lb/> ſten, neben allen jenen politiſchen Glaubensbekenntniſſen, und jenen halb<lb/> und dreiviertelsoffiziellen Machwerken, das Verbot dieſes ſchönen Feſtes<lb/> und die damit verbunden geweſenen empörenden Maßregeln. —</p><lb/> <p>Und was, frage ich, haben Regierungen, die nach feſtgeregelten und<lb/> feſtbeſtimmten Grundſätzen die Landesgeſchäfte zu verwalten haben, blei-<lb/> ben ſie nur dieſen Grundſätzen getreu, was haben ſie zu fürchten? —</p><lb/> <p>Betrachtet dieſe Gegend, dieſes herrliche Land, dieſe mit Städten,<lb/> Dörfern und Flecken beſäeten geſegneten Fluren, die wie ein Garten<lb/> Gottes vor unſern Blicken ſich ausbreiten, die ſo ganz dazu geſchaffen<lb/> ſcheinen, das Herz zu ſanftern Gefühlen zu ſtimmen; betrachtet dieſes,<lb/> laßt eure Blicke in die Ferne ſchweifen, wo die jenſeitigen Berge den<lb/> Blick auf unſer großes Vaterland weiterhin eröffnen, — wer von Euch<lb/> würde wohl ſo <hi rendition="#g">leichtſinnig</hi> oder <hi rendition="#g">muthwillig</hi>, wie es durch das<lb/> Benehmen der Regierung leicht hätte geſchehen können, die mordbrenne-<lb/> riſche Fackel eines Bürgerkriegs in dieſes Paradies ſchlendern wollen,<lb/> des verderblichſten Kriegs, der nur ein Land verwüſten kann? — Ruhig<lb/> ſieht wohl im Felde der Soldat ſeinen Kameraden neben ſich hinfallen,<lb/> ein ganz anderes aber iſt es, wenn auf öden Brandſtätten, die unbe-<lb/> erdigten Leichen der Bürger und Jünglinge Verweſungsgeruch verbrei-<lb/> ten, wenn Bäche und Flüſſe uns die ermordeten Leichen von Greiſen,<lb/> Kindern und Jungfrauen zuführen. — Wem graut nicht vor dieſem<lb/> gräßlichen Gemälde! — Kein Bürger wird <hi rendition="#g">muthwillig</hi> oder <hi rendition="#g">leicht-<lb/> ſinnig</hi> ſolch ſchreckliches Unglück über unſer Haupt herbeiführen! —</p><lb/> <p>Nein und abermals nein! — Nur ein verknöchertes Ariſtokratenherz<lb/> wäre dazu fähig, nur Ariſtokratenwahnſinn könnte ſolch ein hölliſches<lb/> Schauſpiel bereiten, — und mit Freuden ein friedliches Volk, nachdem<lb/> man ihm von allen Seiten «Bundesbrüderlich« ſeine beſten Erwerbsquel-<lb/> len verſtopft, es in ſeinen heiligſten Rechten gekränkt, vollends zur<lb/> Verzweiflung bringen und durch Mordknechts-Banden zur Sklaverei zu-<lb/> rücktreiben! —</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [83/0025]
heute noch in dem freieſten Lande Europa’s — in England — Stock-
prügel unter die königlichen Vorrechte gezählt wiſſen will, und die, gilt
es ihr eignes Intereſſe, mit lächerlicher Grimaſſe, doch geſchickt genug,
um den unerfahrenen Haufen zu täuſchen, ſtets Thron und Altar im
Munde führt.
Doch, was ſage ich, ſcheinen doch ſelbſt Regierungen, die zwar
ſtets und überall ihre freiſinnige Handlungsweiſe hervorzuheben ſuchen,
den eben gerügten Grundſätzen, von denen ſie ſich durch Worte gerne
losſagen möchten, in der That zu huldigen. Dies bezeugt am deutlich-
ſten, neben allen jenen politiſchen Glaubensbekenntniſſen, und jenen halb
und dreiviertelsoffiziellen Machwerken, das Verbot dieſes ſchönen Feſtes
und die damit verbunden geweſenen empörenden Maßregeln. —
Und was, frage ich, haben Regierungen, die nach feſtgeregelten und
feſtbeſtimmten Grundſätzen die Landesgeſchäfte zu verwalten haben, blei-
ben ſie nur dieſen Grundſätzen getreu, was haben ſie zu fürchten? —
Betrachtet dieſe Gegend, dieſes herrliche Land, dieſe mit Städten,
Dörfern und Flecken beſäeten geſegneten Fluren, die wie ein Garten
Gottes vor unſern Blicken ſich ausbreiten, die ſo ganz dazu geſchaffen
ſcheinen, das Herz zu ſanftern Gefühlen zu ſtimmen; betrachtet dieſes,
laßt eure Blicke in die Ferne ſchweifen, wo die jenſeitigen Berge den
Blick auf unſer großes Vaterland weiterhin eröffnen, — wer von Euch
würde wohl ſo leichtſinnig oder muthwillig, wie es durch das
Benehmen der Regierung leicht hätte geſchehen können, die mordbrenne-
riſche Fackel eines Bürgerkriegs in dieſes Paradies ſchlendern wollen,
des verderblichſten Kriegs, der nur ein Land verwüſten kann? — Ruhig
ſieht wohl im Felde der Soldat ſeinen Kameraden neben ſich hinfallen,
ein ganz anderes aber iſt es, wenn auf öden Brandſtätten, die unbe-
erdigten Leichen der Bürger und Jünglinge Verweſungsgeruch verbrei-
ten, wenn Bäche und Flüſſe uns die ermordeten Leichen von Greiſen,
Kindern und Jungfrauen zuführen. — Wem graut nicht vor dieſem
gräßlichen Gemälde! — Kein Bürger wird muthwillig oder leicht-
ſinnig ſolch ſchreckliches Unglück über unſer Haupt herbeiführen! —
Nein und abermals nein! — Nur ein verknöchertes Ariſtokratenherz
wäre dazu fähig, nur Ariſtokratenwahnſinn könnte ſolch ein hölliſches
Schauſpiel bereiten, — und mit Freuden ein friedliches Volk, nachdem
man ihm von allen Seiten «Bundesbrüderlich« ſeine beſten Erwerbsquel-
len verſtopft, es in ſeinen heiligſten Rechten gekränkt, vollends zur
Verzweiflung bringen und durch Mordknechts-Banden zur Sklaverei zu-
rücktreiben! —
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