Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.Lanze auf die Sturmhaube des Königs fallen ließ. Karl, durch die vermeintliche Erscheinung schon sehr erschreckt, glaubte nun, die Lanze sey absichtlich auf ihn gerichtet gewesen; er gerieth darüber in eine solche Wuth, daß er den Degen zog, verschiedene seiner Leute niederstieß, und in der Raserei mit dem Pferde in einen Graben stürzte. Eine andere Begebenheit machte ihn aufs neue Lanze auf die Sturmhaube des Königs fallen ließ. Karl, durch die vermeintliche Erſcheinung ſchon ſehr erſchreckt, glaubte nun, die Lanze ſey abſichtlich auf ihn gerichtet geweſen; er gerieth darüber in eine ſolche Wuth, daß er den Degen zog, verſchiedene ſeiner Leute niederſtieß, und in der Raſerei mit dem Pferde in einen Graben ſtürzte. Eine andere Begebenheit machte ihn aufs neue <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0124" n="108"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> Lanze auf die Sturmhaube des Königs fallen ließ.<lb/> Karl, durch die vermeintliche Erſcheinung ſchon ſehr<lb/> erſchreckt, glaubte nun, die Lanze ſey abſichtlich<lb/> auf ihn gerichtet geweſen; er gerieth darüber in eine<lb/> ſolche Wuth, daß er den Degen zog, verſchiedene<lb/> ſeiner Leute niederſtieß, und in der Raſerei mit dem<lb/> Pferde in einen Graben ſtürzte.</p><lb/> <p>Eine andere Begebenheit machte ihn aufs neue<lb/> raſend. Als im Jahre 1393 das Beilager eines Vor-<lb/> nehmen vom Hofe gefeiert wurde, wollte demſelben<lb/> der König unerkannt beiwohnen, und wählte mit<lb/> fünf von ſeinen Höflingen, die von gleicher Größe<lb/> mit ihm waren und ihn begleiten ſollten, den Anzug<lb/> eines Waldgottes. Es blieb indeſſen nicht verſchwie-<lb/> gen, daß der König ſich unter ihnen befände, und<lb/> der Herzog von Orleans trat, um ihn beſſer zu er-<lb/> kennen, mit einem Lichte in der Hand hinzu. Un-<lb/> glücklicher Weiſe fiel aber ein Funke in die rauhe,<lb/> mit Pech beſtrichene Kleidung eines der Waldgötter,<lb/> und in einem Augenblick ſtanden ſie alle, die ſich<lb/> einander helfen wollten, in vollen Flammen. Vier<lb/> von ihnen mußten den ſchmählichen Feuertod ſter-<lb/> ben, nur der König und noch einer wurden gerettet.<lb/> Der Erſtere ward jedoch dadurch abermals in ſeine<lb/> traurige Geiſteszerrüttung verſetzt, welche bis an das<lb/> Ende ſeines Lebens ihn nicht wieder verlaſſen hat.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [108/0124]
Lanze auf die Sturmhaube des Königs fallen ließ.
Karl, durch die vermeintliche Erſcheinung ſchon ſehr
erſchreckt, glaubte nun, die Lanze ſey abſichtlich
auf ihn gerichtet geweſen; er gerieth darüber in eine
ſolche Wuth, daß er den Degen zog, verſchiedene
ſeiner Leute niederſtieß, und in der Raſerei mit dem
Pferde in einen Graben ſtürzte.
Eine andere Begebenheit machte ihn aufs neue
raſend. Als im Jahre 1393 das Beilager eines Vor-
nehmen vom Hofe gefeiert wurde, wollte demſelben
der König unerkannt beiwohnen, und wählte mit
fünf von ſeinen Höflingen, die von gleicher Größe
mit ihm waren und ihn begleiten ſollten, den Anzug
eines Waldgottes. Es blieb indeſſen nicht verſchwie-
gen, daß der König ſich unter ihnen befände, und
der Herzog von Orleans trat, um ihn beſſer zu er-
kennen, mit einem Lichte in der Hand hinzu. Un-
glücklicher Weiſe fiel aber ein Funke in die rauhe,
mit Pech beſtrichene Kleidung eines der Waldgötter,
und in einem Augenblick ſtanden ſie alle, die ſich
einander helfen wollten, in vollen Flammen. Vier
von ihnen mußten den ſchmählichen Feuertod ſter-
ben, nur der König und noch einer wurden gerettet.
Der Erſtere ward jedoch dadurch abermals in ſeine
traurige Geiſteszerrüttung verſetzt, welche bis an das
Ende ſeines Lebens ihn nicht wieder verlaſſen hat.
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