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Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.

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war, und sprach schon, keck genug, von seinen Beob-
achtungen und Erfahrungen. Man hätte dieß nun
freilich leicht geschehen lassen können, wenn er nur
nicht zu kühn geworden wäre, und sich bisweilen
Beobachtungen und Erfahrungen im strengsten Sinne
selbst zu machen -- -- sie dem Druck zu übergeben
und dem ärztlichen Publikum vorzulegen erlaubt
hätte. Ein Rezensent ließ sich über ein neu erschie-
nenes Machwerk dieser Art folgender Maßen aus:

An dem Verfasser ist ein guter Dichter verloren
gegangen; er hat eine sehr lebhafte Einbildungs-
kraft, vermöge welcher er Dinge sieht, die vor ihm
noch niemand gesehen hat, und nach ihm schwerlich
jemals einer sehen wird; sein praktischer Blick ist,
ohne ihm Argusaugen zu zu schreiben, gar nicht denk-
bar. Seine Krankengeschichten erreichen die des Alt-
meisters Hippokrates, wenigstens in einem Punkt, und
zwar in folgendem: Vater Hippokrates hat bei der
Beschreibung dieser oder jener Krankheit nie unter-
lassen, die Witterung, die Luft, besonders aber die
blasenden Winde zu beschreiben; unser junger Hippo-
krates ahmt dieß nun in so fern nach, daß wir den
Wind wenigstens -- in seinen Krankengeschichten
nicht vermissen.

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war, und ſprach ſchon, keck genug, von ſeinen Beob-
achtungen und Erfahrungen. Man hätte dieß nun
freilich leicht geſchehen laſſen können, wenn er nur
nicht zu kühn geworden wäre, und ſich bisweilen
Beobachtungen und Erfahrungen im ſtrengſten Sinne
ſelbſt zu machen — — ſie dem Druck zu übergeben
und dem ärztlichen Publikum vorzulegen erlaubt
hätte. Ein Rezenſent ließ ſich über ein neu erſchie-
nenes Machwerk dieſer Art folgender Maßen aus:

An dem Verfaſſer iſt ein guter Dichter verloren
gegangen; er hat eine ſehr lebhafte Einbildungs-
kraft, vermöge welcher er Dinge ſieht, die vor ihm
noch niemand geſehen hat, und nach ihm ſchwerlich
jemals einer ſehen wird; ſein praktiſcher Blick iſt,
ohne ihm Argusaugen zu zu ſchreiben, gar nicht denk-
bar. Seine Krankengeſchichten erreichen die des Alt-
meiſters Hippokrates, wenigſtens in einem Punkt, und
zwar in folgendem: Vater Hippokrates hat bei der
Beſchreibung dieſer oder jener Krankheit nie unter-
laſſen, die Witterung, die Luft, beſonders aber die
blaſenden Winde zu beſchreiben; unſer junger Hippo-
krates ahmt dieß nun in ſo fern nach, daß wir den
Wind wenigſtens — in ſeinen Krankengeſchichten
nicht vermiſſen.

D 2
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[51/0067] war, und ſprach ſchon, keck genug, von ſeinen Beob- achtungen und Erfahrungen. Man hätte dieß nun freilich leicht geſchehen laſſen können, wenn er nur nicht zu kühn geworden wäre, und ſich bisweilen Beobachtungen und Erfahrungen im ſtrengſten Sinne ſelbſt zu machen — — ſie dem Druck zu übergeben und dem ärztlichen Publikum vorzulegen erlaubt hätte. Ein Rezenſent ließ ſich über ein neu erſchie- nenes Machwerk dieſer Art folgender Maßen aus: An dem Verfaſſer iſt ein guter Dichter verloren gegangen; er hat eine ſehr lebhafte Einbildungs- kraft, vermöge welcher er Dinge ſieht, die vor ihm noch niemand geſehen hat, und nach ihm ſchwerlich jemals einer ſehen wird; ſein praktiſcher Blick iſt, ohne ihm Argusaugen zu zu ſchreiben, gar nicht denk- bar. Seine Krankengeſchichten erreichen die des Alt- meiſters Hippokrates, wenigſtens in einem Punkt, und zwar in folgendem: Vater Hippokrates hat bei der Beſchreibung dieſer oder jener Krankheit nie unter- laſſen, die Witterung, die Luft, beſonders aber die blaſenden Winde zu beſchreiben; unſer junger Hippo- krates ahmt dieß nun in ſo fern nach, daß wir den Wind wenigſtens — in ſeinen Krankengeſchichten nicht vermiſſen. D 2

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Zitationshilfe: Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/67>, abgerufen am 21.11.2024.