Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.Die neue Oper, ein Meisterstück. Ein talentvoller Virtuos, der sich größten Theils Die neue Oper, ein Meiſterſtuͤck. Ein talentvoller Virtuos, der ſich größten Theils <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0068" n="52"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die neue Oper, ein Meiſterſtuͤck.</hi> </head><lb/> <p>Ein talentvoller Virtuos, der ſich größten Theils<lb/> mit Komponiren beſchäftigte, konnte es, trotz ſeines<lb/> Fleißes, dennoch nicht dahin bringen, ſeine nichts<lb/> weniger als glänzenden Umſtände zu verbeſſern.<lb/> Seine Arbeiten fanden zwar Beifall, aber die Mu-<lb/> ſik hatte zur Zeit den höchſten Gipfel erreicht; man<lb/> verlangte mehr als bloß das Gefällige. Das lär-<lb/> mende, rauſchende, was das Trommelfell erſchütterte,<lb/> machte keine Epoche mehr; auf den Geiſt ſelbſt<lb/> mußte der Komponiſt zu wirken verſtehen, und das,<lb/> was dazu unbedingt erforderlich iſt, war es eben,<lb/> was unſerm Virtuoſen abging, nämlich ſelbſt ruhi-<lb/> gen Geiſtes zu ſeyn, vielmehr ſah man überall in<lb/> ſeinen Arbeiten deutliche Spuren vom Gegentheil.<lb/> Wie konnte dieß aber auch anders ſeyn? Jhm war<lb/> Sokrates angebliches Schickſal zu Theil geworden,<lb/> von einer Xantippe beherrſcht zu werden. Längſt ſchon<lb/> war die Jdee bei ihm zur Reife gelangt, dieſem ewi-<lb/> gen Streit und Zank ein Ende zu machen, und ſich<lb/> durch die Entfernung ſeines Poltergeiſtes Ruhe zu<lb/> verſchaffen, aber dazu fehlte es ihm am Beſten: er<lb/> wußte das Kapital nicht herbeizuſchaffen, welches<lb/> ſein Quälgeiſt ihm als Mitgift zugebracht, und ohne<lb/> welches er nicht weichen zu wollen deutlich genug<lb/> erklärt hatte.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0068]
Die neue Oper, ein Meiſterſtuͤck.
Ein talentvoller Virtuos, der ſich größten Theils
mit Komponiren beſchäftigte, konnte es, trotz ſeines
Fleißes, dennoch nicht dahin bringen, ſeine nichts
weniger als glänzenden Umſtände zu verbeſſern.
Seine Arbeiten fanden zwar Beifall, aber die Mu-
ſik hatte zur Zeit den höchſten Gipfel erreicht; man
verlangte mehr als bloß das Gefällige. Das lär-
mende, rauſchende, was das Trommelfell erſchütterte,
machte keine Epoche mehr; auf den Geiſt ſelbſt
mußte der Komponiſt zu wirken verſtehen, und das,
was dazu unbedingt erforderlich iſt, war es eben,
was unſerm Virtuoſen abging, nämlich ſelbſt ruhi-
gen Geiſtes zu ſeyn, vielmehr ſah man überall in
ſeinen Arbeiten deutliche Spuren vom Gegentheil.
Wie konnte dieß aber auch anders ſeyn? Jhm war
Sokrates angebliches Schickſal zu Theil geworden,
von einer Xantippe beherrſcht zu werden. Längſt ſchon
war die Jdee bei ihm zur Reife gelangt, dieſem ewi-
gen Streit und Zank ein Ende zu machen, und ſich
durch die Entfernung ſeines Poltergeiſtes Ruhe zu
verſchaffen, aber dazu fehlte es ihm am Beſten: er
wußte das Kapital nicht herbeizuſchaffen, welches
ſein Quälgeiſt ihm als Mitgift zugebracht, und ohne
welches er nicht weichen zu wollen deutlich genug
erklärt hatte.
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