besser brauchen können. Um diesem Unheil vorzukommen, wäre es gut, wenn auf Aca- demien dergleichen Einrichtungen wären, daß die studirenden das zu nöthigen Aus- gaben gewiedmete Geld nicht an ungebüh- renden Orten anwendeten.
Warum man ih- nen eini- ge Er- götzlich- lichretten zuzulas- sen.
§. 296.
Der Mensch ist verbunden al- les zu vermeiden, was seiner Gesundheit schaden kan (§. 447. Mor.). Durch ste- tes sitzen und studiren leidet die Gesund- heit des Leibes Abbruch: welches wir als eine bekandte Sache aus der Erfahrung annehmen. Derowegen soll man auch nicht durch stetes sitzen und studiren seiner Gesundheit schaden. Und demnach müs- sen auch lernende nicht stets sitzen und stu- diren; sondern unterweilen Abwechslun- gen haben, da der Leib durch bequeme Be- wegungen erfrischet, das Gemüthe aber durch andere Gedancken ermuntert wird. Wie die Ergötzlichkeiten, die bey dem stu- diren zu untermengen sind, beschaffen seyn müssen, lässet sich aus vielen Gründen be- urtheilen. Weil ein jeder Mensch verbun- den ist, alle besondere Absichten dergestalt mit einander zu verbinden, daß immer eine ein Mittel zur andern wird (§. 140. Mor.); so muß auch die Ergötzlichkeit dem studi- ren keinen Eintrag thun, und wird dem- nach alles verworffen, was auf einige Art und Weise dem studiren etwas hinder-
liches
Cap. 3. Von der Einrichtung
beſſer brauchen koͤnnen. Um dieſem Unheil vorzukommen, waͤre es gut, wenn auf Aca- demien dergleichen Einrichtungen waͤren, daß die ſtudirenden das zu noͤthigen Aus- gaben gewiedmete Geld nicht an ungebuͤh- renden Orten anwendeten.
Warum man ih- nen eini- ge Er- goͤtzlich- lichretten zuzulaſ- ſen.
§. 296.
Der Menſch iſt verbunden al- les zu vermeiden, was ſeiner Geſundheit ſchaden kan (§. 447. Mor.). Durch ſte- tes ſitzen und ſtudiren leidet die Geſund- heit des Leibes Abbruch: welches wir als eine bekandte Sache aus der Erfahrung annehmen. Derowegen ſoll man auch nicht durch ſtetes ſitzen und ſtudiren ſeiner Geſundheit ſchaden. Und demnach muͤſ- ſen auch lernende nicht ſtets ſitzen und ſtu- diren; ſondern unterweilen Abwechslun- gen haben, da der Leib durch bequeme Be- wegungen erfriſchet, das Gemuͤthe aber durch andere Gedancken ermuntert wird. Wie die Ergoͤtzlichkeiten, die bey dem ſtu- diren zu untermengen ſind, beſchaffen ſeyn muͤſſen, laͤſſet ſich aus vielen Gruͤnden be- urtheilen. Weil ein jeder Menſch verbun- den iſt, alle beſondere Abſichten dergeſtalt mit einander zu verbinden, daß immer eine ein Mittel zur andern wird (§. 140. Mor.); ſo muß auch die Ergoͤtzlichkeit dem ſtudi- ren keinen Eintrag thun, und wird dem- nach alles verworffen, was auf einige Art und Weiſe dem ſtudiren etwas hinder-
liches
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Cap. 3. Von der Einrichtung
beſſer brauchen koͤnnen. Um dieſem Unheil
vorzukommen, waͤre es gut, wenn auf Aca-
demien dergleichen Einrichtungen waͤren,
daß die ſtudirenden das zu noͤthigen Aus-
gaben gewiedmete Geld nicht an ungebuͤh-
renden Orten anwendeten.
§. 296.Der Menſch iſt verbunden al-
les zu vermeiden, was ſeiner Geſundheit
ſchaden kan (§. 447. Mor.). Durch ſte-
tes ſitzen und ſtudiren leidet die Geſund-
heit des Leibes Abbruch: welches wir als
eine bekandte Sache aus der Erfahrung
annehmen. Derowegen ſoll man auch
nicht durch ſtetes ſitzen und ſtudiren ſeiner
Geſundheit ſchaden. Und demnach muͤſ-
ſen auch lernende nicht ſtets ſitzen und ſtu-
diren; ſondern unterweilen Abwechslun-
gen haben, da der Leib durch bequeme Be-
wegungen erfriſchet, das Gemuͤthe aber
durch andere Gedancken ermuntert wird.
Wie die Ergoͤtzlichkeiten, die bey dem ſtu-
diren zu untermengen ſind, beſchaffen ſeyn
muͤſſen, laͤſſet ſich aus vielen Gruͤnden be-
urtheilen. Weil ein jeder Menſch verbun-
den iſt, alle beſondere Abſichten dergeſtalt
mit einander zu verbinden, daß immer eine
ein Mittel zur andern wird (§. 140. Mor.);
ſo muß auch die Ergoͤtzlichkeit dem ſtudi-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/248>, abgerufen am 21.11.2024.
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