hen kan; so hat man diejenigen, welche anderen zum Schimpff auslegen wollen, daß sie sich nicht selbst gerächet, sondern das ihnen angethanene Unrecht der Obrig- keit zu rächen überlassen, mit harten Straf- fen zu belegen. Unterdessen kan man auch durch vernünfftige Vorstellungen zeigen, was eine wahre Ehre ist (§. 590. Mor.) und was eigentlich einem zur Schande könne gerechnet werden (§. 614. Mor).
Das 4. Capitel Von den bürgerlichen Gesetzen.
§. 401.
ES sind zwar alle Handlungen derNoth- wendig- keit der bürger- lichen Gesetze. Menschen durch das natürliche Ge- setze determiniret, ob sie gut oder böse sind und ist eben dieses Gesetze das allervollständigste, so daß es nichts übrig lässet, welches erst durch andere Gesetze dörffte determiniret werden, ob es gut oder böse sey (§. 27. Mor.). Und demnach soll- te man meinen, man könne mit dem na- türlichen Gesetze allein auskommen und habe kein anderes weiter von nöthen. Al- lein es finden sich doch allerhand Ursachen, warumb man im gemeinen Wesen auch noch andere Gesetze gebrauchen muß, wel-
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des gemeinen Weſens.
hen kan; ſo hat man diejenigen, welche anderen zum Schimpff auslegen wollen, daß ſie ſich nicht ſelbſt geraͤchet, ſondern das ihnen angethanene Unrecht der Obrig- keit zu raͤchen uͤberlaſſen, mit harten Straf- fen zu belegen. Unterdeſſen kan man auch durch vernuͤnfftige Vorſtellungen zeigen, was eine wahre Ehre iſt (§. 590. Mor.) und was eigentlich einem zur Schande koͤnne gerechnet werden (§. 614. Mor).
Das 4. Capitel Von den buͤrgerlichen Geſetzen.
§. 401.
ES ſind zwar alle Handlungen derNoth- wendig- keit der buͤrger- lichen Geſetze. Menſchen durch das natuͤrliche Ge- ſetze determiniret, ob ſie gut oder boͤſe ſind und iſt eben dieſes Geſetze das allervollſtaͤndigſte, ſo daß es nichts uͤbrig laͤſſet, welches erſt durch andere Geſetze doͤrffte determiniret werden, ob es gut oder boͤſe ſey (§. 27. Mor.). Und demnach ſoll- te man meinen, man koͤnne mit dem na- tuͤrlichen Geſetze allein auskommen und habe kein anderes weiter von noͤthen. Al- lein es finden ſich doch allerhand Urſachen, warumb man im gemeinen Weſen auch noch andere Geſetze gebrauchen muß, wel-
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des gemeinen Weſens.
hen kan; ſo hat man diejenigen, welche
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das ihnen angethanene Unrecht der Obrig-
keit zu raͤchen uͤberlaſſen, mit harten Straf-
fen zu belegen. Unterdeſſen kan man auch
durch vernuͤnfftige Vorſtellungen zeigen,
was eine wahre Ehre iſt (§. 590. Mor.)
und was eigentlich einem zur Schande
koͤnne gerechnet werden (§. 614. Mor).
Das 4. Capitel
Von den buͤrgerlichen Geſetzen.
§. 401.
ES ſind zwar alle Handlungen der
Menſchen durch das natuͤrliche Ge-
ſetze determiniret, ob ſie gut oder
boͤſe ſind und iſt eben dieſes Geſetze das
allervollſtaͤndigſte, ſo daß es nichts uͤbrig
laͤſſet, welches erſt durch andere Geſetze
doͤrffte determiniret werden, ob es gut oder
boͤſe ſey (§. 27. Mor.). Und demnach ſoll-
te man meinen, man koͤnne mit dem na-
tuͤrlichen Geſetze allein auskommen und
habe kein anderes weiter von noͤthen. Al-
lein es finden ſich doch allerhand Urſachen,
warumb man im gemeinen Weſen auch
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buͤrger-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/427>, abgerufen am 25.11.2024.
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