zu fragen, die man in einem Dinge von ein- ander unterscheiden kan: denn so werden sie unvermerckt lernen dasjenige, was in einem Dinge unterschiedenes vorkommet, von ein- ander zu unterscheiden, und also eines nach dem andern ins besondere als ein besonderes Ding anzusehen.
Wie sie zu deutli- chen Be- griffen geleitet werden.
§. 90.
Wo diese Vorbereitung vorher- gegangen, da hat man in der That schon alles gethan, was man vornehmen muß, wenn man deutliche Begriffe erlangen wil und kan einen dannenhero nichts befrem- den, wenn man zu dieser Arbeit fortschrei- tet. Damit nun aber die Kinder bey Zei- ten an die Deutlichkeit der Begriffe sich ge- wöhnen; so muß man damit den Anfang machen, so bald als man mercket, daß es sich thun lässet. Diese Arbeit wird folgen- der Gestalt vorgenommen. Man leget ih- nen Sachen vor, davon sie schon klare Be- griffe haben und dieihnen bereits bekand sind. Alsdenn zeiget man ihnen nach einander al- les, was an ihnen verschiedenes anzumer- cken; lässet sie darauf acht haben, wie ei- nes auf das andere folget und mit ihm ver- knüpfft ist, auch alles mit seinem Nahmen nennen (§. 19. c. 1. Log.). Bey kleinen Kin- dern kan man selbst mit Spiel-Wercke den Anfang machen: bey denen, die nun wei- ter sind, daß sie schon anfangen zu lernen, mit Figuren und Zahlen dergleichen Ubun-
gen
Das 3. Capitel Von der
zu fragen, die man in einem Dinge von ein- ander unterſcheiden kan: denn ſo werden ſie unvermerckt lernen dasjenige, was in einem Dinge unterſchiedenes vorkommet, von ein- ander zu unterſcheiden, und alſo eines nach dem andern ins beſondere als ein beſonderes Ding anzuſehen.
Wie ſie zu deutli- chen Be- griffen geleitet werden.
§. 90.
Wo dieſe Vorbereitung vorher- gegangen, da hat man in der That ſchon alles gethan, was man vornehmen muß, wenn man deutliche Begriffe erlangen wil und kan einen dannenhero nichts befrem- den, wenn man zu dieſer Arbeit fortſchrei- tet. Damit nun aber die Kinder bey Zei- ten an die Deutlichkeit der Begriffe ſich ge- woͤhnen; ſo muß man damit den Anfang machen, ſo bald als man mercket, daß es ſich thun laͤſſet. Dieſe Arbeit wird folgen- der Geſtalt vorgenommen. Man leget ih- nen Sachen vor, davon ſie ſchon klare Be- gꝛiffe haben und dieihnen beꝛeits bekand ſind. Alsdenn zeiget man ihnen nach einander al- les, was an ihnen verſchiedenes anzumer- cken; laͤſſet ſie darauf acht haben, wie ei- nes auf das andere folget und mit ihm ver- knuͤpfft iſt, auch alles mit ſeinem Nahmen nennen (§. 19. c. 1. Log.). Bey kleinen Kin- dern kan man ſelbſt mit Spiel-Wercke den Anfang machen: bey denen, die nun wei- ter ſind, daß ſie ſchon anfangen zu lernen, mit Figuren und Zahlen dergleichen Ubun-
gen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0082"n="64"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das 3. Capitel Von der</hi></fw><lb/>
zu fragen, die man in einem Dinge von ein-<lb/>
ander unterſcheiden kan: denn ſo werden ſie<lb/>
unvermerckt lernen dasjenige, was in einem<lb/>
Dinge unterſchiedenes vorkommet, von ein-<lb/>
ander zu unterſcheiden, und alſo eines nach<lb/>
dem andern ins beſondere als ein beſonderes<lb/>
Ding anzuſehen.</p><lb/><noteplace="left">Wie ſie<lb/>
zu deutli-<lb/>
chen Be-<lb/>
griffen<lb/>
geleitet<lb/>
werden.</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 90.</head><p>Wo dieſe Vorbereitung vorher-<lb/>
gegangen, da hat man in der That ſchon<lb/>
alles gethan, was man vornehmen muß,<lb/>
wenn man deutliche Begriffe erlangen wil<lb/>
und kan einen dannenhero nichts befrem-<lb/>
den, wenn man zu dieſer Arbeit fortſchrei-<lb/>
tet. Damit nun aber die Kinder bey Zei-<lb/>
ten an die Deutlichkeit der Begriffe ſich ge-<lb/>
woͤhnen; ſo muß man damit den Anfang<lb/>
machen, ſo bald als man mercket, daß es<lb/>ſich thun laͤſſet. Dieſe Arbeit wird folgen-<lb/>
der Geſtalt vorgenommen. Man leget ih-<lb/>
nen Sachen vor, davon ſie ſchon klare Be-<lb/>
gꝛiffe haben und dieihnen beꝛeits bekand ſind.<lb/>
Alsdenn zeiget man ihnen nach einander al-<lb/>
les, was an ihnen verſchiedenes anzumer-<lb/>
cken; laͤſſet ſie darauf acht haben, wie ei-<lb/>
nes auf das andere folget und mit ihm ver-<lb/>
knuͤpfft iſt, auch alles mit ſeinem Nahmen<lb/>
nennen (§. 19. <hirendition="#aq">c. 1. Log.</hi>). Bey kleinen Kin-<lb/>
dern kan man ſelbſt mit Spiel-Wercke den<lb/>
Anfang machen: bey denen, die nun wei-<lb/>
ter ſind, daß ſie ſchon anfangen zu lernen,<lb/>
mit Figuren und Zahlen dergleichen Ubun-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gen</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[64/0082]
Das 3. Capitel Von der
zu fragen, die man in einem Dinge von ein-
ander unterſcheiden kan: denn ſo werden ſie
unvermerckt lernen dasjenige, was in einem
Dinge unterſchiedenes vorkommet, von ein-
ander zu unterſcheiden, und alſo eines nach
dem andern ins beſondere als ein beſonderes
Ding anzuſehen.
§. 90.Wo dieſe Vorbereitung vorher-
gegangen, da hat man in der That ſchon
alles gethan, was man vornehmen muß,
wenn man deutliche Begriffe erlangen wil
und kan einen dannenhero nichts befrem-
den, wenn man zu dieſer Arbeit fortſchrei-
tet. Damit nun aber die Kinder bey Zei-
ten an die Deutlichkeit der Begriffe ſich ge-
woͤhnen; ſo muß man damit den Anfang
machen, ſo bald als man mercket, daß es
ſich thun laͤſſet. Dieſe Arbeit wird folgen-
der Geſtalt vorgenommen. Man leget ih-
nen Sachen vor, davon ſie ſchon klare Be-
gꝛiffe haben und dieihnen beꝛeits bekand ſind.
Alsdenn zeiget man ihnen nach einander al-
les, was an ihnen verſchiedenes anzumer-
cken; laͤſſet ſie darauf acht haben, wie ei-
nes auf das andere folget und mit ihm ver-
knuͤpfft iſt, auch alles mit ſeinem Nahmen
nennen (§. 19. c. 1. Log.). Bey kleinen Kin-
dern kan man ſelbſt mit Spiel-Wercke den
Anfang machen: bey denen, die nun wei-
ter ſind, daß ſie ſchon anfangen zu lernen,
mit Figuren und Zahlen dergleichen Ubun-
gen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/82>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.