Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Väterlichen Gesellschafft. gen vornehmen. Dadurch werden die Kin-der unvermerckt inne werden, daß, wenn man eine Sache gleich schon gar wohl ken- net, man dennoch bey ihr noch gar vieles finde, wo ferne man sie genauer zu betrach- ten sich angelegen seyn lässet. Wie man in diesen Ubungen immer weiter fortgehen sol, wird derjenige verstehen, welcher inne hat, was wir in den Gedancken von den Kräfften des Verstandes (§. 7. 8. 19. c. 1.) von Er- langung deutlicher Begriffe beygebracht. Es ist zu mercken, daß die Zergliederung der Rede eine Aenlichkeit mit der Zergliederung der Begriffe hat und daher bey dem Lesen de- nen Kindern ein Begriff davon kan beyge- bracht werden, der ihnen nach diesem die Sache nicht wenig erleichtert (§. 364. 366. Met.). Nemlich eine Rede stellet eine zu- sammen gesetzte Sache vor. Sie lässet sich in ihre Theile, als in andere weniger zusam- men gesetzte Sachen zergliedern, und diese ferner in Wörter, die Wörter in Sylben, die Sylben endlich in Buchstaben. Hier haben wir ein gantz klares Bild von der Fortsetzung der Zergliederung, wenn man immer vollständigere Begriffe haben wil. Die Zergliederung der Zahlen, die endlich aus Einheiten zusammen gesetzet werden, hat mit ihnen eine grosse Verwandschafft. Da wir hier bloß auf die Fertigkeit des Ver- standes sehen, die durch die Ubungen erlan- get (Politick) E
Vaͤterlichen Geſellſchafft. gen vornehmen. Dadurch werden die Kin-der unvermerckt inne werden, daß, wenn man eine Sache gleich ſchon gar wohl ken- net, man dennoch bey ihr noch gar vieles finde, wo ferne man ſie genauer zu betrach- ten ſich angelegen ſeyn laͤſſet. Wie man in dieſen Ubungen immer weiter fortgehen ſol, wird derjenige verſtehen, welcher inne hat, was wir in den Gedancken von den Kraͤfften des Verſtandes (§. 7. 8. 19. c. 1.) von Er- langung deutlicher Begriffe beygebracht. Es iſt zu mercken, daß die Zergliederung der Rede eine Aenlichkeit mit der Zergliederung der Begriffe hat und daher bey dem Leſen de- nen Kindern ein Begriff davon kan beyge- bracht werden, der ihnen nach dieſem die Sache nicht wenig erleichtert (§. 364. 366. Met.). Nemlich eine Rede ſtellet eine zu- ſammen geſetzte Sache vor. Sie laͤſſet ſich in ihre Theile, als in andere weniger zuſam- men geſetzte Sachen zergliedern, und dieſe ferner in Woͤrter, die Woͤrter in Sylben, die Sylben endlich in Buchſtaben. Hier haben wir ein gantz klares Bild von der Fortſetzung der Zergliederung, wenn man immer vollſtaͤndigere Begriffe haben wil. Die Zergliederung der Zahlen, die endlich aus Einheiten zuſammen geſetzet werden, hat mit ihnen eine groſſe Verwandſchafft. Da wir hier bloß auf die Fertigkeit des Ver- ſtandes ſehen, die durch die Ubungen erlan- get (Politick) E
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Vaͤterlichen Geſellſchafft.
gen vornehmen. Dadurch werden die Kin-
der unvermerckt inne werden, daß, wenn
man eine Sache gleich ſchon gar wohl ken-
net, man dennoch bey ihr noch gar vieles
finde, wo ferne man ſie genauer zu betrach-
ten ſich angelegen ſeyn laͤſſet. Wie man in
dieſen Ubungen immer weiter fortgehen ſol,
wird derjenige verſtehen, welcher inne hat,
was wir in den Gedancken von den Kraͤfften
des Verſtandes (§. 7. 8. 19. c. 1.) von Er-
langung deutlicher Begriffe beygebracht. Es
iſt zu mercken, daß die Zergliederung der
Rede eine Aenlichkeit mit der Zergliederung
der Begriffe hat und daher bey dem Leſen de-
nen Kindern ein Begriff davon kan beyge-
bracht werden, der ihnen nach dieſem die
Sache nicht wenig erleichtert (§. 364. 366.
Met.). Nemlich eine Rede ſtellet eine zu-
ſammen geſetzte Sache vor. Sie laͤſſet ſich
in ihre Theile, als in andere weniger zuſam-
men geſetzte Sachen zergliedern, und dieſe
ferner in Woͤrter, die Woͤrter in Sylben,
die Sylben endlich in Buchſtaben. Hier
haben wir ein gantz klares Bild von der
Fortſetzung der Zergliederung, wenn man
immer vollſtaͤndigere Begriffe haben wil.
Die Zergliederung der Zahlen, die endlich
aus Einheiten zuſammen geſetzet werden,
hat mit ihnen eine groſſe Verwandſchafft.
Da wir hier bloß auf die Fertigkeit des Ver-
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