get wird (§. 525. Met.), nicht aber eben auf die Erkäntnis der Sachen vor und an sich selbst; so gilt es gleich viel, was für Sa- chen dazu erwehlet werden. Die Wahl ist geschickt angestellet, wenn man solche heraus lieset, welche die Ubung leichte ma- chen. Kinder, die noch nicht mit Vorur- theilen verwöhnet worden, auch vor sich noch nicht weit dencken können, nehmen oh- ne dem an, was man ihnen bringet.
Wie man die Kin- der wi- tzig ma- chet.
§. 91.
Der Witz bestehet in einer Leich- tigkeit die Aenlichkeiten wahrzunehmen (§. 366. Met.). Derowegen kan man auch den Kindern behülfflich seyn, daß sie witzig wer- den, wenn man ihnen fleißig die Aenlich- keiten zeiget, die sich zwischen denen Din- gen befinden, die sie erkand haben oder ih- nen vorkommen. Dieses kan ihnen nicht allein künfftig dienen, wenn der Zustand des Alters es leidet, auf allgemeine Be- griffe zu gedencken (§. 26. c. 1. Log.), son- dern auch zu Erfindung der Wahrheiten durch sich selbst (§. 367. Met.). Ja da die Kinder aus Mangel der Vernunfft sich in ihren Handlungen auf die Erwartung än- licher Fälle gründen müssen (§. 331. Met.); so verhalten sie sich in diesem Stücke der Vernunfft gemässer (§. 375. Met.).
Wie man das Vor- urtheilfür Per-
§. 92.
So lange die Kinder noch schwach an Verstande sind, kan man ihnen die Wahrheiten nicht anders beybringen, als
daß
Das 3. Capitel Von der
get wird (§. 525. Met.), nicht aber eben auf die Erkaͤntnis der Sachen vor und an ſich ſelbſt; ſo gilt es gleich viel, was fuͤr Sa- chen dazu erwehlet werden. Die Wahl iſt geſchickt angeſtellet, wenn man ſolche heraus lieſet, welche die Ubung leichte ma- chen. Kinder, die noch nicht mit Vorur- theilen verwoͤhnet worden, auch vor ſich noch nicht weit dencken koͤnnen, nehmen oh- ne dem an, was man ihnen bringet.
Wie man die Kin- der wi- tzig ma- chet.
§. 91.
Der Witz beſtehet in einer Leich- tigkeit die Aenlichkeiten wahrzunehmen (§. 366. Met.). Derowegen kan man auch den Kindern behuͤlfflich ſeyn, daß ſie witzig wer- den, wenn man ihnen fleißig die Aenlich- keiten zeiget, die ſich zwiſchen denen Din- gen befinden, die ſie erkand haben oder ih- nen vorkommen. Dieſes kan ihnen nicht allein kuͤnfftig dienen, wenn der Zuſtand des Alters es leidet, auf allgemeine Be- griffe zu gedencken (§. 26. c. 1. Log.), ſon- dern auch zu Erfindung der Wahrheiten durch ſich ſelbſt (§. 367. Met.). Ja da die Kinder aus Mangel der Vernunfft ſich in ihren Handlungen auf die Erwartung aͤn- licher Faͤlle gruͤnden muͤſſen (§. 331. Met.); ſo verhalten ſie ſich in dieſem Stuͤcke der Vernunfft gemaͤſſer (§. 375. Met.).
Wie man das Vor- urtheilfuͤr Per-
§. 92.
So lange die Kinder noch ſchwach an Verſtande ſind, kan man ihnen die Wahrheiten nicht anders beybringen, als
daß
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0084"n="66"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das 3. Capitel Von der</hi></fw><lb/>
get wird (§. 525. <hirendition="#aq">Met.</hi>), nicht aber eben auf<lb/>
die Erkaͤntnis der Sachen vor und an ſich<lb/>ſelbſt; ſo gilt es gleich viel, was fuͤr Sa-<lb/>
chen dazu erwehlet werden. Die Wahl<lb/>
iſt geſchickt angeſtellet, wenn man ſolche<lb/>
heraus lieſet, welche die Ubung leichte ma-<lb/>
chen. Kinder, die noch nicht mit Vorur-<lb/>
theilen verwoͤhnet worden, auch vor ſich<lb/>
noch nicht weit dencken koͤnnen, nehmen oh-<lb/>
ne dem an, was man ihnen bringet.</p><lb/><noteplace="left">Wie man<lb/>
die Kin-<lb/>
der wi-<lb/>
tzig ma-<lb/>
chet.</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 91.</head><p>Der Witz beſtehet in einer Leich-<lb/>
tigkeit die Aenlichkeiten wahrzunehmen (§.<lb/>
366. <hirendition="#aq">Met.</hi>). Derowegen kan man auch den<lb/>
Kindern behuͤlfflich ſeyn, daß ſie witzig wer-<lb/>
den, wenn man ihnen fleißig die Aenlich-<lb/>
keiten zeiget, die ſich zwiſchen denen Din-<lb/>
gen befinden, die ſie erkand haben oder ih-<lb/>
nen vorkommen. Dieſes kan ihnen nicht<lb/>
allein kuͤnfftig dienen, wenn der Zuſtand<lb/>
des Alters es leidet, auf allgemeine Be-<lb/>
griffe zu gedencken (§. 26. <hirendition="#aq">c. 1. Log.</hi>), ſon-<lb/>
dern auch zu Erfindung der Wahrheiten<lb/>
durch ſich ſelbſt (§. 367. <hirendition="#aq">Met.</hi>). Ja da die<lb/>
Kinder aus Mangel der Vernunfft ſich in<lb/>
ihren Handlungen auf die Erwartung aͤn-<lb/>
licher Faͤlle gruͤnden muͤſſen (§. 331. <hirendition="#aq">Met.</hi>);<lb/>ſo verhalten ſie ſich in dieſem Stuͤcke der<lb/>
Vernunfft gemaͤſſer (§. 375. <hirendition="#aq">Met.</hi>).</p><lb/><noteplace="left">Wie man<lb/>
das Vor-<lb/>
urtheilfuͤr Per-</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 92.</head><p>So lange die Kinder noch ſchwach<lb/>
an Verſtande ſind, kan man ihnen die<lb/>
Wahrheiten nicht anders beybringen, als<lb/><fwplace="bottom"type="catch">daß</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[66/0084]
Das 3. Capitel Von der
get wird (§. 525. Met.), nicht aber eben auf
die Erkaͤntnis der Sachen vor und an ſich
ſelbſt; ſo gilt es gleich viel, was fuͤr Sa-
chen dazu erwehlet werden. Die Wahl
iſt geſchickt angeſtellet, wenn man ſolche
heraus lieſet, welche die Ubung leichte ma-
chen. Kinder, die noch nicht mit Vorur-
theilen verwoͤhnet worden, auch vor ſich
noch nicht weit dencken koͤnnen, nehmen oh-
ne dem an, was man ihnen bringet.
§. 91.Der Witz beſtehet in einer Leich-
tigkeit die Aenlichkeiten wahrzunehmen (§.
366. Met.). Derowegen kan man auch den
Kindern behuͤlfflich ſeyn, daß ſie witzig wer-
den, wenn man ihnen fleißig die Aenlich-
keiten zeiget, die ſich zwiſchen denen Din-
gen befinden, die ſie erkand haben oder ih-
nen vorkommen. Dieſes kan ihnen nicht
allein kuͤnfftig dienen, wenn der Zuſtand
des Alters es leidet, auf allgemeine Be-
griffe zu gedencken (§. 26. c. 1. Log.), ſon-
dern auch zu Erfindung der Wahrheiten
durch ſich ſelbſt (§. 367. Met.). Ja da die
Kinder aus Mangel der Vernunfft ſich in
ihren Handlungen auf die Erwartung aͤn-
licher Faͤlle gruͤnden muͤſſen (§. 331. Met.);
ſo verhalten ſie ſich in dieſem Stuͤcke der
Vernunfft gemaͤſſer (§. 375. Met.).
§. 92.So lange die Kinder noch ſchwach
an Verſtande ſind, kan man ihnen die
Wahrheiten nicht anders beybringen, als
daß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/84>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.