men Orte gelegen häteen, wo der eine soviel Wärme würde erhalten haben als er von ihm bekommen (§. 110 T. II. Exper.). Wie- drigenfalles wäre der andere Cörper, der die Wärme wegraubet, wärmer als er seyn könte und müste daher von seiner Wär- me demjenigen wieder etwas mittheilen, dem er sie genommen hätte. Und es ist sich nicht zuverwundern, daß keine gröste Kälte seyn kan: wir finden in allen Dingen, daß die Natur niemahls das gröste, noch kleine- ste, oder den letzten Grad erreichet; son- dern sie bleibet allzeit bey den mittleren Gra- den, die auf unzehliche Art sich verändern lassen.
Warumb Wärme und Kälte unter den verän- derlichen Zustand der Cör- per gehö- ret.
§. 81.
Weil die Wärme in Bewegung einer Materie bestehet, die sich aus einem Cörper in den andern beweget und deren Bewegung aufhören kan (§ 71.77.); so be- greiffet man leicht, warum die Wärme veränderlich ist, und ein Cörper bald warm, bald kalt werden kan, folgends die Wärme keine beständige Eigenschafft der Cörper ist, die wir auf dem Erdboden kennen. Denn unerachtet man sagen möchte, das Feuer habe die Wärme zu einer beständigen Ei- genschafft; so wissen wir doch, daß das Feuer nichts anders ist als eine concen- trirte Wärme (§. 134). Daher sich auch das Feuer zertheilet und nicht dauret, wenn nicht etwas vorhanden ist, welches die
Flam-
Cap. III. Von dem Unterſcheide
men Orte gelegen haͤteen, wo der eine ſoviel Waͤrme wuͤrde erhalten haben als er von ihm bekommen (§. 110 T. II. Exper.). Wie- drigenfalles waͤre der andere Coͤrper, der die Waͤrme wegraubet, waͤrmer als er ſeyn koͤnte und muͤſte daher von ſeiner Waͤr- me demjenigen wieder etwas mittheilen, dem er ſie genommen haͤtte. Und es iſt ſich nicht zuverwundern, daß keine groͤſte Kaͤlte ſeyn kan: wir finden in allen Dingen, daß die Natur niemahls das groͤſte, noch kleine- ſte, oder den letzten Grad erreichet; ſon- dern ſie bleibet allzeit bey den mittleren Gra- den, die auf unzehliche Art ſich veraͤndern laſſen.
Warumb Waͤrme und Kaͤlte unter den veraͤn- derlichen Zuſtand der Coͤr- per gehoͤ- ret.
§. 81.
Weil die Waͤrme in Bewegung einer Materie beſtehet, die ſich aus einem Coͤrper in den andern beweget und deren Bewegung aufhoͤren kan (§ 71.77.); ſo be- greiffet man leicht, warum die Waͤrme veraͤnderlich iſt, und ein Coͤrper bald warm, bald kalt werden kan, folgends die Waͤrme keine beſtaͤndige Eigenſchafft der Coͤrper iſt, die wir auf dem Erdboden kennen. Denn unerachtet man ſagen moͤchte, das Feuer habe die Waͤrme zu einer beſtaͤndigen Ei- genſchafft; ſo wiſſen wir doch, daß das Feuer nichts anders iſt als eine concen- trirte Waͤrme (§. 134). Daher ſich auch das Feuer zertheilet und nicht dauret, wenn nicht etwas vorhanden iſt, welches die
Flam-
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Cap. III. Von dem Unterſcheide
men Orte gelegen haͤteen, wo der eine ſoviel
Waͤrme wuͤrde erhalten haben als er von
ihm bekommen (§. 110 T. II. Exper.). Wie-
drigenfalles waͤre der andere Coͤrper, der
die Waͤrme wegraubet, waͤrmer als er
ſeyn koͤnte und muͤſte daher von ſeiner Waͤr-
me demjenigen wieder etwas mittheilen, dem
er ſie genommen haͤtte. Und es iſt ſich
nicht zuverwundern, daß keine groͤſte Kaͤlte
ſeyn kan: wir finden in allen Dingen, daß
die Natur niemahls das groͤſte, noch kleine-
ſte, oder den letzten Grad erreichet; ſon-
dern ſie bleibet allzeit bey den mittleren Gra-
den, die auf unzehliche Art ſich veraͤndern
laſſen.
§. 81. Weil die Waͤrme in Bewegung
einer Materie beſtehet, die ſich aus einem
Coͤrper in den andern beweget und deren
Bewegung aufhoͤren kan (§ 71.77.); ſo be-
greiffet man leicht, warum die Waͤrme
veraͤnderlich iſt, und ein Coͤrper bald warm,
bald kalt werden kan, folgends die Waͤrme
keine beſtaͤndige Eigenſchafft der Coͤrper iſt,
die wir auf dem Erdboden kennen. Denn
unerachtet man ſagen moͤchte, das Feuer
habe die Waͤrme zu einer beſtaͤndigen Ei-
genſchafft; ſo wiſſen wir doch, daß das
Feuer nichts anders iſt als eine concen-
trirte Waͤrme (§. 134). Daher ſich auch
das Feuer zertheilet und nicht dauret, wenn
nicht etwas vorhanden iſt, welches die
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/150>, abgerufen am 21.11.2024.
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